Heimatkundler in RösbergAn den Einmarsch der Amerikaner am 5. März 1945 erinnert

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Auf einem selbstgemalten Bild demonstriert Willi Hermann den Einzug der Amerikaner am Wasserturm vorbei in Rösberg.

Auf einem selbstgemalten Bild demonstriert Willi Hermann den Einzug der Amerikaner am Wasserturm vorbei in Rösberg.

Bornheim-Rösberg – Der Einschuss ist bis heute zu sehen: Hoch oben in einem Stahlträger in der Wohnküche des längst restaurierten Wasserturms können die Bewohner Rüdiger Wicke und Claus Eiden täglich auf das Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg blicken. Als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt und gegen das Vergessen haben sie die Kerbe ganz bewusst erhalten.

Am Tag, als der Friede im Vorgebirge einzog

Heimatkundler Willi Hermann weiß, wie es zu diesem Einschuss vor genau 75 Jahren gekommen war. Tief ist der 54-Jährige in die Geschichte eingetaucht, hat sich mit Zeitzeugen unterhalten, in der Sammlung des Heimatforschers Norbert Zerlett recherchiert und Aufzeichnungen des Pfarrers Jakob Flamm über den 5. März 1945 und die Tage danach gelesen.

Inferno

Am 3. März 1945 wurde Swisttal-Heimerzheim von den vorrückenden Alliierten bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört. 160 Bewohner wurden dabei getötet. In Erinnerung an dieses Ereignis hält der Ortshistoriker Georg Schmidberger heute Vorträge vor den 9. und 10. Klassen der Georg von Boeselager-Schule und zeigt auf , wie der Krieg 1944 in den Ort kam und schließlich in dem Inferno mündete. (Bir)

„Am späten Abend sind gegen 22 Uhr hier in Rösberg die Amerikaner einmarschiert und haben die Bevölkerung vom Nationalsozialismus und dem Bombenterror befreit“, erklärte Hermann, der dieses Datum nicht einfach so verstreichen lassen will. Es sei schließlich der Tag, als der Friede nach Rösberg und Wochen später auch nach Deutschland und nach Europa kam. „In Frieden und in Freiheit, ohne Angst vor Bomben, Schüsse, Verfolgung und Folter aufwachsen zu können, das ist ein absolutes und hohes Privileg“, betonte er. Auf gar keinen Fall sollte dieser Friede als Selbstverständlichkeit betrachtet werden. Schon morgens um 9.30 Uhr des 5. März 1945 habe ein polnischer Zwangsarbeiter und ein Landwirt am Wasserturm die weiße Fahne gehisst, sehr zum Ärger eines Leutnants der SS, der mit einer kleinen Einheit von sechs bis acht Soldaten Rösberg gegen die Amerikaner verteidigen wollte. Eine Kapitulation kam für ihn überhaupt nicht in Frage. „Höchstpersönlich hat er die weiße Fahne vom Mast geschossen und demonstrativ auf dem Dorfplatz verbrannt“, berichtete Hermann. Unter Androhung der Todesstrafe sei es der Bevölkerung verboten gewesen, sich den Alliierten zu ergeben.

Die Amerikaner seien zu dieser Zeit bereits über Metternich auf dem Theisenkreuzweg durch den Wald Richtung Rösberg vorgerückt. „Für die Bewohner des Ortes muss es ganz schrecklich gewesen sein“, fühlt Hermann mit. Von Zeitzeugen wisse er, dass sie sich in ihren Häusern und Scheunen versteckt hielten. Doch auch dort hörten sie die Schüsse der Gefechte im Rösberger Wald, bei denen am Morgen zwei deutsche Soldaten gefallen waren.

Noch einmal versuchten am späten Nachmittag der Landwirt und der Zwangsarbeiter eine weiße Fahne am Wasserturm zu hissen, was ihnen schließlich auch gelang. Den Aufzeichnungen zufolge sei der Leutnant mit seiner Einheit abgezogen in Richtung Wesseling-Keldenich. Von dort aus habe er nochmals das Feuer auf Rösberg und das Vorgebirge eröffnet, doch den Einzug der Amerikaner am späten Abend konnte er nicht mehr stoppen.

Im Pfarrheim, in Privatgebäuden und in der Schule bezogen die GIs der 1. US-Army und der 9. US-Panzerdivision Quartier. Jeder Winkel eines jeden Hauses sei in den darauffolgenden Tagen und Wochen von den amerikanischen Soldaten durchsucht worden. „Die allermeisten Bewohner waren erleichtert“, weiß Hermann aus Gesprächen mit Zeitzeugen, doch es habe immer noch Menschen gegeben, die große Angst hatten, denn zur gleichen Zeit, zu der die Kämpfe im Vorgebirge zu Ende gingen, beschloss die oberste Heeresleitung in Berlin, auch noch die Jahrgänge 1929 zum Kriegsdienst einzuziehen.

Zwei Tage später, am Nachmittag des 7. März 1945, wurden nach heftigen Kämpfen auch in Sechtem die weißen Fahnen gehisst. „Damit ist die größte Gefahr für unsere Dorf beseitigt“, schrieb Pfarrer Flamm damals in die Kirchenchronik.

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