Linie 16Bornheimer Seniorenbeirat fordert barrierefreier Bahnsteige

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Einen sicheren Ein- und Ausstieg in die Stadtbahnen forderten die Senioren auf ihren Plakaten.

Einen sicheren Ein- und Ausstieg in die Stadtbahnen forderten die Senioren auf ihren Plakaten.

BORNHEIM – Rund 50 Senioren demonstrierten gestern Vormittag am Haltepunkt der Linie 16 in Hersel für den barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe entlang der Rheinorte Widdig, Uedorf und Hersel. Eingeladen hatte der Seniorenbeirat der Stadt Bornheim. „Es wären sicherlich noch mehr gekommen, um ihren Unmut zu äußern“, meinte Ursula Klein (73), die Uedorf im Seniorenbeirat vertritt, „sie konnten aber gar nicht in die Bahn einsteigen“.

Problematisch sei es für gehandicapte Bewohner mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hersel oder gar nach Bornheim zu kommen, um dort einzukaufen oder im Rathaus Behördenangelegenheiten zu regeln, so Ursula Klein weiter, die Bewohner der Rheinorte seien dadurch vom Vorgebirge abgeschnitten. Ihre Wut brachten die Senioren auf zahlreichen Protestplakaten zum Ausdruck: „Senioren bleiben auf der Strecke!“, „Aussteigen unter Lebensgefahr“ oder schlicht „Weg mit den Barrieren“ war auf den Schildern zu lesen. „Einige von uns gingen bereits als Studenten 1968, also vor 50 Jahren, auf die Straße, jetzt machen wir es wieder“, betonte Günter Volk, Seniorenbeauftragter aus Kardorf.

„Nach Bonn … aber wie?“ fragte Senior Günter Pursch auf einem Zettel, den er mitgebracht hatte. Seine Geschichte zeigt eindringlich, mit welchen Hindernissen behinderte Menschen konfrontiert werden, wenn sie die Bahn nutzen möchten: Der 71-Jährige wohnt in Bornheim und sitzt seit langem im Rollstuhl. Mehrmals im Monat muss er zu Arztterminen nach Bonn. Mit dem Bus könnte er problemlos die Linien 18 oder 16 erreichen, doch dort beginnt dann das Problem: „Möchte ich in die ,18’ einsteigen, bleibe ich hängen und in die Wagen der ,16’ kommen Sie gar nicht rein.“

Auch der Linienbus ist keine Alternative für ihn, die Fahrt dauert bis zu einer Stunde, das ist für ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht zu bewältigen. Bleibt nur das Taxi. Eine Fahrt schlägt da schnell mit 25 Euro zu Buche, im Monat kommt er so auf gut 200 Euro Kosten, die die Krankenkasse allerdings nicht übernimmt. Das sind für ihn unnötige Ausgaben, denn mit der Bahn hätte er sogar freie Fahrt, weil er einen Schwerbehindertenausweis besitzt. Er dürfte auch kostenfrei eine Begleitung mitnehmen, doch die ist nicht immer zur Stelle oder sie schafft es nicht, ihn im Rollstuhl in die Bahn zu bugsieren.

Bis irgendwann einmal die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) die Bahnsteige zwischen Urfeld und Hersel barrierefrei ausgebaut hat, würden einstweilen Fahrgastbegleiter helfen, so Pursch. Das fordert auch Gabriela Knütter, Vorsitzende des Seniorenbeirats. Ihre Idee: Auf jeder Fahrt der Linie 16 sollte ein Fahrtgastbegleiter mit an Bord sein, der Senioren, Behinderte, aber auch Eltern mit Kinderwagen beim Ein- oder Ausstieg hilft. Eine entsprechende Kennzeichnung am Wagen könnte den Reisenden zeigen, wo dieser Begleiter zu finden ist. In anderen Städten gebe es dies bereits, so Knütter, die das kürzlich im Urlaub im Stralsund selbst erlebt hat.

HGK kündigte

Gutachten für Oktober an

Vor Ort war gestern auch Christian Lorenz, Pressesprecher bei der HGK, der sich für den barrierefreien Ausbau aussprach. Ein entsprechender Vertrag zwischen den Städten Bornheim und Wesseling sei bereits 2017 geschlossen. Die HGK hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die Ergebnisse werden im Oktober erwartet. „Der Ausbau der Bahnsteige hat für uns Priorität“, betonte Lorenz. Eine Wiederaufnahme des Güterverkehrs auf den Gleisen der Linie 16 strebe die HGK nicht an, so Lorenz, die Option bleibe dennoch bestehen: „Wenn ein anderes Eisenbahnverkehrsunternehmen an uns herantritt, sind wir gesprächsbereit.“

Die Aktion in Hersel soll nicht die letzte gewesen sein. Gabriela Knütter kündigte an, auch an den Bahnhaltepunkten in Widdig und Uedorf für das Anliegen aufmerksam zu machen.

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