Serie „Jecke Historie“Als Pater Bernhard Venzke im Walberberger Trifolium Prinz war

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Walberberger Trifolium in der Session 2003/2004: Jungfrau Wilfriede, Prinz Bernhard und Bauer Peter (v. l.).

Walberberger Trifolium in der Session 2003/2004: Jungfrau Wilfriede, Prinz Bernhard und Bauer Peter (v. l.).

  • Für Jecke ist es eine harte Session. Corona-bedingt keine Sitzungen, keine Züge, kein Spaß im Saal und auf der Straße.
  • Die Rundschau schaut mit der Serie „Jecke Historie“ in die Geschichte der Narretei in der Region.
  • Heute: Pater Bernhard Venzke, der in Walberberg Geschichte schrieb und dem Vorgebirge immer noch verbunden ist.

Bornheim – „Ach, was muss man doch von bösen Viren hören oder lesen, wie zum Beispiel hier von diesen, welche Covid 19 hießen. Diese fiesen“. In Reimform hat sich Pater Bernhard Venzke am gestrigen Karnevalssonntag in seiner Pfarrgemeinde St. Georg in Leipzig-Nord die Pandemie vorgenommen. „Positiv ist negativ und negativ dann positiv – irgendwas läuft doch da schief! Ja – seit dem blöden Corona is’ nix mehr so, wie es mal war!“, philosophierte der jecke Geistliche. In der Session 2003/2004 Prinz im Walberberger Trifolium.

Nachdem das Kloster in Walberberg 2007 geschlossen und verkauft worden war, ging Pater Bernhard Venzke nach Leipzig.

Vita

Bernhard Venzke ist Dominikanerpater und Pfarrer der Dominikaner-Pfarrei St. Albert in Leipzig-Wahren. Außerdem ist er Senderbeauftragter der katholischen Kirche am MDR (Radio und Fernsehen).

Der Karneval liegt P. Bernhard im Blut, denn er wurde an einem Fastnachtsdienstag in Osterwieck am Harz geboren. Er studierte in Erfurt Theologie und trat in Leipzig in den Dominikaner-Orden ein. Dort wurde er 1988 zum Priester geweiht und wirkte dann als Kaplan in Leipzig-Grünau. Nach zwei Jahren als Studentenpfarrer in Berlin verbrachte er im Havelland ein Sabbatjahr, bevor er Supprior im Dominikanerkloster in Walberberg und später Direktor der dortigen Tagungsstätte wurde. Seit 2007 ist er Pfarrer der Dominikaner-Pfarrei St. Albert im Stadtteil Wahren. In seiner Freizeit arbeitet er in seinem Kräutergarten im Kloster, fertigt dort Salben, Tinkturen und Sirupe an. Außerdem singt er in einer indianischen Band und verlebt seine freien Tage in einem Zirkuswohnwagen im Havelland, wo er die Ruhe genießt.

(Quelle: Domradio.de)

Seit inzwischen 14 Jahren ist er dort Pfarrer der Klostergemeinde. Gerne denkt er heute noch an Walberberg zurück, wo er sich einst wie zu Hause gefühlt hatte und immer gut aufgehoben wusste.

Damals seien Freundschaften gewachsen, die bis heute bestehen. „Erst vor ein paar Tagen habe ich mit Jungfrau Wilfriede und Bauer Peter telefoniert“, erzählt er. Eine enge Freundschaft verbinde ihn bis heute auch mit Mitgliedern der Karnevalsgesellschaft „Fidele Bröhler Falkenjäger“, mit Leo Krämer zum Beispiel. Auch der Vorsitzende der Walberberger Vereinsgemeinschaft, Peter Porschen, und sein Stellvertreter Hermann-Josef Steffens erinnern sich gern an den frommen Prinzen.

Im Radio von Erfahrungen berichtet

Von seinen Erlebnissen als Prinz Karneval im Dreigestirn in Walberberg hat er auch im Sachsenradio erzählt: „Im Radio habe ich auch über Karneval als Lebenseinstellung berichtet“, verrät der Dominikaner. Heiterkeit und Frohsinn könnten zwar nicht die Probleme der Welt lösen, sagte er, „aber sie helfen uns, die Sache lockerer anzugehen“, so Venzke.

Noch sehr präsent ist das große Lampenfieber, das von ihm Besitz ergriffen hatte, als er sich für seine Proklamation im Landhaus Wieler aufstellte. „Ich wäre ja fast gestorben vor Aufregung!“

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Dabei sei im Nachhinein betrachtet die Proklamation für ihn noch schöner gewesen als der Karnevalszug an Rosenmontag. Ob er noch einmal als Prinz Karneval antreten würde? „Eigentlich sollte man so etwas nur einmal machen, weil man ein zweites Mal immer mit diesem total genialen ersten Mal vergleichen wird“,sagt Venzke. Wortgewandt und originell hatte sich Prinz Bernhard damals seine Prinzenrede gestaltet, als er von der Entstehung des Karnevals berichtete: „Am Anfang war die Erde öd und leer und eigentlich auch ziemlich dunkel. Da hat sich der liebe Gott gedacht: ,Ziemlich dunkel, ziemlich öde und sehr leer.’ Und Gott hatte eine Idee: In soviel Dunkelheit, da muss was Buntes her. Gott hat das Bunte dann Karneval und das Dunkele Steuererklärung genannt.“

Karneval und Steuererklärung

Über Gott und indirekt auch mit ihm sprach Ex-Prinz Bernhard auch gestern in seiner aktuellen Büttenpredigt: „DER hat sich sicher was gedacht, als ER den Virus uns gebracht“, reimte er, und weiter: „Das, was uns selbstverständlich schien, das haute plötzlich nicht mehr hin – liegt da der Sinn? Vielleicht macht es uns ja bereit zum Denken Richtung Dankbarkeit? Weil gar nichts sich von selbst versteht, auch nicht, wie gut’s den meisten geht. O Ja! Um einen hohen Preis sandte uns Gott halt diesen Sch … lamassel“, so Venzke. „Doch irgendwann, das glaub„ ich fest, kriegt doof Corona auch den Rest! Wenn wir jetzt nur vernünftig bleiben, könn’ wir die Viren echt vertreiben! Und mit Humor und Phantasie desinfizieren wir wie nie - die Welt, die uns so eingeengt! Denn Lachen jede Mauer sprengt. Und ja! So bin ich überzeugt, dass bald Normalität uns freut“. Mit einem lauten „Helau“ hat Pater Bernhard schließlich sein „Gedicht“ beendet. „Ja, hier heißt Karneval Fasching und statt Alaaf rufen wir Helau“, erklärt er und gesteht: „Ganz ehrlich, dieses Helau tut mir fast körperlich weh.“ (mkl/jr)

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