Spargel in BornheimSpargelstechen ist Neuland für viele Erntehelfer

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Spargelernte auf den Bornheimer Feldern

Spargelernte auf den Bornheimer Feldern

Bornheim – Aus Gründen der Vorsicht in Corona-Zeiten durften Erntehelfer beispielsweise aus Rumänien und Bulgarien zunächst nicht einreisen – wurden aber im Vorgebirge dringend gebraucht. Mittlerweile sind die Einreisebeschränkungen gelockert worden. Wie sind die Landwirte bisher mit der Situation umgegangen? Machen deutsche Helfer mit? Haben die Bauern Alternativen gefunden? Die Rundschau fragte nach.

Bornheim-Waldorf: „Ich bin mit meinen Leuten super zufrieden“, freut sich Margarete Ribbecke, Inhaberin des Gemüsehofs Steiger, über ihr neues Team. Über Todor Milos Bogdanovic (41) zum Beispiel. „Ich bin ein kölscher Jung“, hatte sich der gelernte Schreiner vorgestellt. Er sei zurzeit in Kurzarbeit und als er von der Not der Landwirte und dem Mangel an Erntehelfern hörte, habe er direkt gedacht, da könne er sich in Zeiten von Corona ein zweites Standbein schaffen. Über Bekannte habe er vom Gemüsehof Steiger gehört und sich dort vorgestellt. Ehrlich und anstrengend sei die Arbeit, beschreibt es Bogdanovic. Das bestätigt auch sein Kollege Tillmann Odenthal (17) aus Sechtem. Lange vor der Corona-Krise habe er schon vorgehabt, sich neben dem Gymnasium um einen Job beim Gemüsehof Steiger zu bewerben. „Am Tag meiner Vorstellung wurde dann auch meine Schulen wegen der Corona-Krise geschlossen“, berichtet er. Sein Abi stehe erst 2021 an. So habe er statt halbtags direkt ganztags seine Unterstützung zugesichert. „Man lernt es, in der Landwirtschaft zu arbeiten“, sagt er. Die Arbeit mache ihm Freude.

Das sieht auch Lukasch Holfeld (29) aus Bonn so. Er studiert eigentlich Theologie. Spargel hatte er bisher noch nie gestochen. „Das ist schon eine ganz eigene Philosophie“, lacht er. Schon morgens um 8 Uhr steht auch er zurzeit auf dem Steiger’schen Spargelfeld und sticht zu, wo die zarten weißen Köpfchen aus den Dämmen schauen. Anschließend werden Salate geerntet, nachmittags wird Spargel gesetzt. „Insgesamt müssen 21 000 Spargelpflanzen in den Boden“, erklärt Landwirt Karl-Heinz Steiger. Neun neue Mitarbeiter haben er und seine Tochter eingestellt. „Im Team haben wir Schüler, Studenten und sogar einen Sternekoch“, berichtet er.

Bornheim-Hersel: Weniger Glück mit seinen Erntehelfern aus Deutschland hatte offenbar Biobauer Leonhard Palm. Nachdem die Erntehelfer aus Osteuropa zunächst nicht mehr einreisen durften, hatten sich auch bei ihm viele Menschen aus der Region gemeldet. „Die Resonanz war schon sehr gut“, sagt Palm. Zuerst habe er es dann auch mit deutschen Erntehelfern versucht. „Davon ist aber leider keiner geblieben“, berichtet der Biobauer. In einem zweiten Anlauf versuchte er es dann auf Empfehlung mit iranischen und syrischen Flüchtlingen. „Mit ihnen haben wir in den vergangenen Wochen auch den Spargel pflanzen können“, berichtet Palm. Das habe super geklappt. Als es jedoch an die Spargelernte ging, seien aber auch diese Helfer schnell wieder weg gewesen. „Die Arbeit war ihnen im Verhältnis zum Lohn zu anstrengend“, erklärt Palm. Aktuell habe er nun eine rumänische Großfamilie beschäftigt, die aber schon länger in Düsseldorf lebt. „Die wohnen jetzt erst einmal hier“, sagt Palm.

Bornheim-Merten: Hubertus von Groote von Haus Londorf hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb, den Bella Hof, in Köln-Marsdorf. Spargel wächst bei ihm auf etwa 25 Hektar. Außerdem baut er auch Erdbeeren in großem Stil und Süßkirschen an. „Wir haben jetzt ausreichend Erntehelfer“, sagt von Groote. Zunächst mit dem Kleinbus, später mit dem Flugzeug habe er noch im März einige seiner Helfer aus Rumänien und Bulgarien nach Deutschland holen können. Dann jedoch seien die Grenzen gesperrt worden. Erst zwei Wochen später konnte von Groote dann nach vielen politischen Diskussionen und Entscheidungen weitere Erntehelfer aus Rumänien und Bulgarien an den Flughäfen in Düsseldorf und Hamburg abholen. „Sie wohnen hier strikt getrennt von den anderen Erntehelfern in zwei verschiedenen Häusern und arbeiten zu verschiedenen Zeiten an jeweils unterschiedlichen Arbeitsorten“, berichtet von Groote. Die Anreise seiner Erntehelfer sei schon sehr teuer, zumal die Preise für die Flugtickets binnen weniger Tage um rund 30 Prozent angestiegen seien. „Ich trage die Kosten für die Flugtickets, ebenso wie die Kosten für die Umgestaltung der beiden Hofläden in Wesseling und Marsdorf“, berichtet er. Zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter seien die Verkaufsräume zusätzlich mit Plexiglas ausgestattet worden. Außerdem habe er eine Einbahnregelung in den Gängen geschaffen, damit sich die Kunden mit Abstand einreihen und Sensoren installiert zur kontaktlosen Desinfektion.

Bornheim-Merten: „Wir haben nur polnische Erntehelfer“, berichtet Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch aus Merten. Das liefe bisher relativ problemlos. „Die Grenzen zu Polen sind zurzeit offen“, sagt er. Seine Helfer, die zum Winterschnitt in Merten waren, seien bereits Anfang März wieder nach Polen zurückgefahren. „Sie standen auf dem Heimweg aber mehr als 17 Stunden im Stau und mussten anschließend 14 Tage in ihrer Heimat in häusliche Quarantäne“, berichtet der Landwirt. Wie ihm seine Leute dann telefonisch mitgeteilt hätten, sei die Quarantäne auch von der Polizei vor Ort sehr streng kontrolliert worden.

„Zweimal am Tag haben die Polizisten immer zu unterschiedlichen Zeiten an die Fenster der betroffenen Personen geklopft oder an der Tür geklingelt“, berichtet Schmitz-Hübsch. Die betreffenden Personen hätten sich daraufhin am Fenster zeigen müssen. Schmitz-Hübsch braucht die Helfer erst wieder zum Beginn der Apfelernte.

Swisttal-Mömerzheim. Auf dem Fruchthof Hensen hat die Erdbeerernte längst begonnen. „Schon am 25. März sind bei uns die ersten Erntehelfer mit dem Flugzeug angekommen“, berichtet Irmgard Hensen. Die meisten Helfer kennt sie seit vielen Jahren. „Wir brauchen in der Hauptsaison ja immer bis zu 400 Erntehelfer“, erklärt sie. Rechtzeitig habe sie einen Hilferuf gestartet, um auch deutsche Helfer zu erreichen. Über die Resonanz war sie dann doch überrascht: 60 Leute seien direkt bereit gewesen, zu helfen. 20 von ihnen waren bereit, kontinuierlich acht Stunden am Tag zu arbeiten. „Davon sind dann 13 Leute gekommen, sieben von ihnen haben noch am selben Tag aufgegeben“, so die Landwirtin. Von den 13 Leuten seien jetzt noch drei Studenten dabei.

„Aktuell warten in Rumänien mehr als 300 Leute darauf, zu uns reisen zu können“, berichtet Hensen. „Wir brauchen die meisten Erntehelfer erst ab Mai“, erklärt sie. Aktuell seien sie dabei, die Unterkünfte für die Erntehelfer entsprechend herzurichten.

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