Starkregen im Rhein-Sieg-KreisTeile des Rheinufers in Bornheim in akuter Gefahr

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Bilder der Verwüstung 

Bilder der Verwüstung 

Bornheim – Erst jetzt, wo das Hochwasser zurückgegangen ist, wird das ganze Ausmaß des Unwetters auch im Vorgebirge sichtbar. Und noch sind Stadt und Feuerwehr aufs Äußerste angespannt. Wie ein Sprecher der Stadt erklärte, drohen Teile des Rheinufers zwischen Widdig und Hersel wegzubrechen. Anwohner seien bereits aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen.

Widdigs Ortsvorsteher Christoph Kany schrieb gestern in der örtlichen Facebook-Gruppe, er rechne in der Nacht zum heutigen Samstag mit einem Pegelstand von acht Metern. Jede Menge Treibgut und Sedimente konnten beobachtet werden, die Schiffsanlegestelle, die NATO-Rampe, und der Leinpfad stehen komplett unter Wasser und wurden bereits von der Stadt gesperrt.

Sanierungsbedarf vor Jahren festgestellt

Vor Jahren ergaben Expertenuntersuchungen, dass große Teile des Rheinböschungen zwischen Widdig und Hersel nicht mehr standsicher seien und entsprechend saniert werden müssten. Seit Jahren streiten hierüber Bund, Land und Stadt über die Kosten und Zuständigkeiten. In Hersel stehen der alte Sportplatz und das Häuschen des Fischervereins unter Wasser.

Auch die Feuerwehr war nach fast 48 Stunden Dauereinsatz an ihrer Belastungsgrenze angekommen. 

Auch die Feuerwehr war nach fast 48 Stunden Dauereinsatz an ihrer Belastungsgrenze angekommen. 

Vom Hochwasser betroffen ist auch der Ort Bornheim, wo es in der Mühlenstraße, Apostelpfad und Königstraße zu Überflutungen kam. Drei Freiwillige Feuerwehrleute wurden bei den Einsätzen durch Stromschläge verletzt. Sie konnten inzwischen das Krankenhaus wieder verlassen und halfen laut Einsatzleiter Helmut Ost gestern schon wieder mit.

Entspannung in Walberberg und Merten

In Walberberg und Merten, die Orte, die im Vorgebirge am Schlimmsten betroffen waren, entspannt sich langsam die Lage. In Merten sind aber Teile des Rütterswegs und der Broichgasse um etwa 40 Zentimeter abgesackt. Die Straßen sind aktuell nicht passierbar. In Walberberg hat jetzt das große Aufräumen begonnen; die RSAG hat Container bereitgestellt. Mannshoch stapeln sich aber auch in privat organisierten Containern inzwischen der Müll – Einrichtungen und Habseligkeiten aus vollgelaufenen Häusern und Kellern.

Bis zur Erschöpfung schufteten die Bürger, um zerstörtes Inventar aus ihren Häusern zu schleppen.

Bis zur Erschöpfung schufteten die Bürger, um zerstörtes Inventar aus ihren Häusern zu schleppen.

Die Anstrengungen der vergangenen Tage sind den Feuerwehrleuten richtig anzusehen, doch sie machen weiter. Bis auf kurze Schlafpausen von zwei oder drei Stunden sind viele Teams um Feuerwehrchef Wolfgang Breuer und seinen Vertreter Helmut Ost inzwischen den dritten Tag in Folge im Einsatz. Insgesamt wurden ihnen über 300 Einsatzstellen gemeldet. Rund um die Uhr waren es insgesamt 180 Helfer.

Wasser kam von vorne und hinten

Ganz besonders wurde Walberberg vom Hochwasser getroffen. Feuerwehrleute berichteten, dass der Tonweiher (Berggeistsee) durch den starken Regen der vergangenen Tage mit über 160 Litern Niederschlag in zwei Tagen am übergelaufen sei. Eine Lawine aus Wasser und Schlamm schoss dann ins Tal.

Die Keller des ehemaligen Dominikanerklosters liefen voll – dann aber auch die Keller vieler Anwohner der Hauptstraße, der Dominikanerstraße und der Straße Schwadorfer Kreuz. Mauern, die teils schon über 100 Jahre jedem bisherigen Wetter standgehalten hatten, stürzten um. Die Bonn-Brühler-Straße war zeitweise nicht mehr passierbar. Auch der Edeka-Supermarkt lief voll Wasser.

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„Das Wasser kam von hinten und vorne“, erzählte eine Anwohnerin. Große Gärten glichen einer Seenlandschaft. Ein Anwohner berichtete, dass er sich gerade noch aus dem Keller retten konnte, bevor der Raum volllief. „Bei mir steht das Wasser jetzt sogar im Wohnzimmer“, merkte eine andere Anwohnerin an. „Wir können alles wegschmeißen, alles ist hin“, rief sie verzweifelt. „Und Abpumpen können wir das Wasser jetzt auch nicht“, meinte ein niedergeschlagener Anwohner. Solange der Kanal nicht abfließe, mache ein Leerpumpen der Keller keinen Sinn, erklärte auch die Feuerwehr. Das Wasser liefe dann ja quasi im Kreis. Wegen des Hochwassers und den anschließenden Aufräumarbeiten musste der Edeka-Markt in Walberberg am Donnerstag geschlossen bleiben. Am gestrigen Freitag konnte dann die Bäckerei Voigt ihre Filialen auch im Vorgebirge nicht öffnen, weil die Großbackstube in Swisttal-Heimerzheim ebenfalls von der Flutkatastrophe betroffen war.

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