Verärgert über die PlanerWiderstand gegen die „Rheinspange 553“ bei Widdig

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Bornheim – Die geplante „Rheinspange 553“ soll die beiden Autobahnen A 555 und A 59 verbinden und die Region verkehrstechnisch entlasten. Ziel ist die Fertigstellung bis 2030. In Bornheim mehren sich die kritischen Stimmen.

LSV kündigt genaue Prüfung an

Der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) sieht in dem Vorhaben, eine vierspurige Autobahn-Verbindung zwischen der A 555 und der A 59 („Rheinspange 553“) zu bauen, ein falsches Signal. LSV-Vorsitzender Michael Pacyna lehnt „diese Förderung des Auto- und Lkw-Verkehrs ab. Eine neue Autobahnverbindung erzeugt noch mehr Abgase und Lärm und schädigt Klima und Umwelt. Der bereits bestehende Verkehrsinfarkt wird nicht aufgelöst, sondern fördert die Zersiedlung, was zu noch mehr Staus führt.“ Der Verein drängt stattdessen auf eine Verkehrswende.

Gravierende Nachteile drohen nach Auffassung des LSV auch Bornheim: Die Planungsvariante (W3) sieht eine Brücke vor, die vom Widdiger Norden den Rhein überqueren soll. Etwas südlicher ist eine Tunnelvariante (W4) angedacht, die auch Widdig unterqueren soll. Pacyna befürchtet bei dem aus Kostengründen wahrscheinlicheren Bau einer Autobahnbrücke eine Belastung der Ortschaften Widdig, Uedorf und Sechtem sowie eine massive Entwertung des als Erholungsgebiet überregional bedeutsamen Bornheimer Rheinufers. Allerdings stehen noch vertiefende Untersuchungen der Planungsvarianten aus. „Der LSV als Träger öffentlicher Belange wird deren Ergebnisse sorgfältig prüfen“, so LSV-Vize Norbert Brauner.

CDU kritisiert Gutachten und fordert Tunnellösung

Die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens sind aus Sicht der CDU Bornheim „in Teilen fragwürdig und nicht nachvollziehbar“. So seien wesentliche Punkte vergessen worden, etwa die linksrheinischen Verkehrsstärken, der Ausweichverkehr, der nicht nur die Rheinorte, sondern ganz Bornheim stark belasten würde, und die Entlastung durch bereits vorhandene Rheinquerungen. „Wir nehmen wahr, dass die Unzufriedenheit insbesondere der Widdiger steigt. Die von Straßen NRW zugesagte Ergebnisoffenheit stellen wir in Frage“, ergänzte Rolf Schmitz, CDU-Ratsherr aus Widdig. „Warum bestimmte Anschlusspunkte oder sogar Trassen, die kürzer sind und weniger Radien haben, überhaupt nicht geprüft wurden, wurde auch nicht hinreichend erläutert“, so Schmitz weiter. Insgesamt erscheint die Zusammenstellung der Umweltaspekte, hier insbesondere der Aspekt „Wohnen/Mensch“ in der Bewertung aus Sicht der CDU Bornheim falsch gewichtet. „Das ist für uns nicht hinnehmbar“, so Rüdiger Prinz. Die Rheinquerung soll sowohl verkehrstechnisch als auch unter Umweltaspekten ein Gewinn für die Region sein und keine übermäßige Belastung“, betonte Fraktionsvorsitzender Lutz Wehrend. Eine Brücke im unmittelbaren Umfeld von Widdig widerspreche diesen Zielen.

Grüne wollen eine „Null-Lösung“

Die Bornheimer Grünen haben im jüngsten Bornheimer Mobilitätsausschuss klargestellt, dass sie eine neue Rheinquerung ablehnen. Das Projekt entspreche nicht mehr den aktuellen Erfordernissen moderner Verkehrsentwicklung. Zudem zweifelt die Fraktion die Vollständigkeit und Qualität des Gutachtens von Straßen.NRW an. Insbesondere die Verkehrsströme im linksrheinischen seien in dem Gutachten erstaunlich ungenau ausgewiesen. Der Bereich Klimaschutz werde überhaupt nicht behandelt, was bei den aktuellen Debatten zur Klimakrise ein schweres Versäumnis darstelle. Zudem ist auch nach Auffassung der Grünen kaum nachvollziehbar, warum das Thema Wohnen und damit die Belastung der Anwohner bei der Bewertung einer Variante kaum eine Rolle spielt.

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„Das Projekt ist aus der Zeit gefallen. Wir reden über eine Verkehrswende und überlegen, wie wir den Verkehr auf den Straßen reduzieren und dann soll jetzt ein Projekt umgesetzt werden, welches noch mehr Verkehr in unsere Region zieht“, erklärte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Markus Hochgartz. „Es ist schon jetzt klar, dass bei der Errichtung einer Autobahnbrücke im Süden von Wesseling erhebliche Verkehre in Richtung A 61 entstehen. Da die Straßen für diesen zum großen Teil überregionalen Verkehr nicht ausgebaut sind, sind deren AUsbau oder neue Straßen zu befürchten. Zahlen zu einer zusätzlichen Belastung oder weitere Kosten für Aus- oder Neubau, tauchen allerdings nirgends auf. Das ist in der Planung fachlich ein schweres Versäumnis“, so Hochgartz.

„Planung auf wackligen Beinen“

Die Bornheimer SPD-Fraktion hat sich klar dafür ausgesprochen, einen Haushaltsansatz zur Abwehr nicht akzeptabler Planvorstellungen des Landesbetriebs Straßen.NRW in Sachen Rheinspange zu bilden. Mit einem Ansatz von bis zu 70 000 Euro soll nach dem Willen des Bornheimer Mobilitätsausschusses eine fachliche und juristische Beratung erfolgen. Im Gegensatz zum rechtsrheinischen Raum sind laut SPD für Bornheim weder Routenverfolgungen durchgeführt, noch Aussagen zu den Auswirkungen auf Hauptverkehrsstraßen gemacht worden. „Die südlichen Varianten der Rheinspange (W2 bis W4) hätten allesamt negative Auswirkungen auf das gesamte Bornheimer Stadtgebiet“, erläuterte SPD-Vorsitzende Anna Peters, „wir gehen davon aus, dass der Fernverkehr durch die ,südliche‘ Rheinspange hier deutlich zunehmen wird, zum Beispiel auf dem Streckenabschnitt Rankenberg, Hellenkreuz in Richtung Wesseling, aber auch auf der L 183 entlang der Vorgebirgsorte sowie auf der L 300 von Hersel bis Widdig.“

Die SPD-Fraktion erwartet von Straßen.NRW die fehlenden Routenverfolgungen im linksrheinischen Plangebiet nachzuholen. „Die derzeitige Grundlage der Planung steht auf wackligen Beinen“, so Thomas Schmitz, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion. Die SPD sieht zudem eine Tunnellösung, die Widdig unterqueren soll, als überaus kritisch an. Hohe Kosten sprächen dagegen. Wilfried Hanft, Fraktionsvorsitzender der SPD, ist überzeugt, dass in Zukunft die öffentlichen Haushalte aufgrund der Corona-Pandemie beträchtlich eingeschränkt werden müssen: „Für unkalkulierbare Projekte wird es dann keinen Platz mehr geben.“

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