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Veranstaltung in Bornheim„Boygroup ist out - Frauen ins Priesteramt“

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Weiße Kirchenbänke waren für die Diskussion mit (v.l.) Norbert Bauer, Jacqueline Straub und Stefan Kiechle aufgestellt worden.

Weiße Kirchenbänke waren für die Diskussion mit (v.l.) Norbert Bauer, Jacqueline Straub und Stefan Kiechle aufgestellt worden.

Bornheim – Das Thema polarisiert: „Boygroup ist out - Frauen ins Priesteramt“ lautete der Titel der Diskussionsveranstaltung zwischen Mut, Visionen und Hoffnung, zu der das Frauen-Netzwerk-Bornheim am Freitagabend ins Alexander-von-Humboldt-Gymnasium eingeladen hatte. Und etwa 300 Besucher waren gekommen. Ihr besonderes Interesse galt der 29-jährigen Theologin und Journalistin Jacqueline Straub, die von sich selbst sagt: „Ich werde die erste katholische Priesterin“. Das sei für sie keine Frage der Macht, sondern eine Frage des Herzens.

Der britische Sender BBC, so schreibt sie auf ihrer Homepage, „hat mich auf die Liste ,BBC 100 Women 2018’ gewählt und zählt mich zu den 100 inspirierendsten und einflussreichsten Frauen der Welt“. Neben ihr auf der auf der Bühne aufgestellten, weißen Kirchenbank hatte der 59-jährige Jesuit und Ordenspriester Dr. Stefan Kischle Platz genommen. Seine These: „Die Priester sterben aus.“ Bleibe man beim zölibatären Männerklerus, so verstärke sich angesichts der Mangelzeiten seiner Meinung nach der Eindruck, dass hier „eine Boygroup ihre Macht erhalten“ wolle.

Durch das Programm führte Moderator Norbert Bauer. Der 55-Jährige leitet seit 2018 die Karl-Rahner-Akademie in Köln. Auch er ist Theologe in Bonn und an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt. Fünf Minuten gab er nach der Begrüßung jedem seiner Gästen Zeit, sich vorzustellen. Und die nutzte die junge Theologin aus Pfullendorf (Baden-Württemberg), um klarzustellen, dass sie im Sinne von Jesus Christus kämpfe, damit die katholische Kirche gerechter und glaubwürdiger werde. Gerade mit Blick auf die in der kommenden Woche anstehende Synodalversammlung wünscht sie sich „mutige Bischöfe und nicht solche, die mir zwar sagen, dass es schön sei, dass ich Priesterin werden will, die dann aber auch erklären, ich soll wiederkommen, wenn ich ein Mann bin.“

Das bedauert offensichtlich auch der Jesuit Stefan Kiechle. Er sieht Frauen in der Kirche als Bereicherung und würde es begrüßen, wenn Frauen auch Priesterin werden könnten. Allerdings sollten nur jene Männer und Frauen geweiht werden, die für das Amt auch geeignet seien. Es sollten geprüfte Leute sein, die das Amt gut und zum Segen der Kirche ausführen. Ihm hätten die Missbrauch-Skandale gezeigt, dass das aktuelle System unkontrollierbar sei, dass da was falsch läuft. Deswegen schlug er vor, das System zunächst einmal einzufrieren, um es neu zu konzipieren. Für zehn Jahre sollten erst einmal gar keine Priester mehr geweiht werden.

Für Jacqueline Straub hieße das jedoch noch weitere zehn Jahre Geduld. „Ich habe lange genug gewartet“, sagte sie. Auch sieht sie in der Kirche vor Ort sehr viele schöne Dinge. „Wir Frauen sollten nicht länger vertröstet werden“, sagte sie. Frauen könnten Kirche verändern.

Eine auf der Bühne aufgestellte Kanzel war für die Zuschauer gedacht. Denn von dort aus hatten sie nach der von Norbert Bauer moderierten Fragerunde die Möglichkeit, persönliche Anliegen und Fragen an Jacqueline Straub oder Stefan Kiechle zu richten.

Eine Besucherin wollte dann auch wissen, wie sie der jungen Generation erklären solle, Mitglied in der Kirche zu bleiben. Jacqueline Straub erklärte daraufhin, dass die Kirche doch Heimat des Glaubens sei und sich dort Gemeinschaft und vor allen Dingen Gott erleben lasse.

Das Frauen-Netzwerk-Bornheim war mit der Resonanz sehr zufrieden. Lange standen die Besucher nach dem offiziellen Teil noch im Gespräch zusammen. Und genau dieses Miteinander war auch die Intention. Wie Mitgründerin Petra Heller erklärte, habe man eine Plattform für Frauen schaffen wollen, die über den Tellerrand schauen, sich weiterentwickeln und vernetzen wollen.

Die nächste Veranstaltung im April behandelt die Frage: „Frauen führen anders – oder?“ Lieselotte Ayadi, Personalchefin beim technischen Dienstleister Steep in Bonn, berichtet aus dem Unternehmen mit seinen rund 750 Mitarbeitern.

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