Walberberg droht die Verödung„Ein Nahversorger ist absolut notwendig“

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Der Betreiber des Supermarkts ist in den Ruhestand gegangen und fand keinen Nachfolger.

Der Betreiber des Supermarkts ist in den Ruhestand gegangen und fand keinen Nachfolger.

Bornheim – Es ist ruhig geworden auf der Hauptstraße im Bornheimer Ortsteil Walberberg. Nachdem 2019 bereits die Eisdiele Eisberch, die Niederlassungen der Kreissparkasse und die Volksbank ihre Pforten geschlossen haben, machten auf der Hauptstraße vor ein paar Wochen auch der Rewe-Nahkauf und Michael Landsbergs „First Class Aesthetic“, ein Anbieter von exklusiven Wellnessprodukten und -anwendungen, die Schotten dicht.

„Unser Ziel ist es natürlich, wieder einen Lebensmittelnahversorger in dem Ladenlokal anzusiedeln“, hieß es jetzt auf Anfrage der Bonner Rundschau aus dem Bornheimer Rathaus. Sofern der Eigentümer einverstanden sei, helfe die Wirtschaftsförderung bei der Suche nach einem geeigneten Mieter. Die Stadtverwaltung sei offen für ganz neue und kreative Ideen. Wie Christiane Preisen, Sprecherin der Rewe Group, auf Anfrage klarstellte, sei die Nahkauffiliale geschlossen worden, weil der Betreiber in den Ruhestand gegangen war und keinen Nachfolger gefunden hatte.

Genossenschaftlicher Dorfladen als Rettung?

Eine Lösung könnte ein genossenschaftlich betriebener Dorfladen sein. Dass sich ein Nahversorger auf der Hauptstraße lohnt, davon ist auch Gisela Landsberg von der gleichnamigen Bäckerei überzeugt. Schon seit einigen Jahren betreibt die Breniger Familie auch eine Filiale auf der Hauptstraße in Walberberg. „Es wäre wirklich schade, wenn dieses Ladenlokal dauerhaft leer steht“, sagt Landsberg. Noch seien außer den Ärzten schließlich auch Magnete wie die Apotheke, der „Allesladen“, das Landhaus Wieler und ein Friseur ansässig. „Ich hoffe, dass sich ganz schnell wieder ein Nahversorger in diesem kleinen Zentrum ansiedelt“, sagte sie.

„Ein Nahversorger ist absolut notwendig“, bestätigte auch Ortsvorsteher Andreas Schlösser. Für ihn wäre der wichtig für die Einwohner, die nicht mehr so mobil sind,und er binde auch andere Geschäfte vor Ort. Schlösser ist überzeugt, dass ein Vollversorger auf der Hauptstraße eine Zukunft hat: „Kaufkraft und Kundenpotenzial sind auf jeden Fall vorhanden. Michael Landsberg von „First Class Aesthetic“ kam hingegen zu dem Schluss, dass er einen internationalen Standort für sein Unternehmen benötigt. Er kam 2016 nach Walberberg, wo er sein Elternhaus aus- und umbaute und bald auch sein Geschäft eröffnete. Mit dem gleichnamigen Bäcker im Ort ist er allerdings nicht verwandt.

Seinen Standort hat er nun auf Malta gefunden. Inzwischen ist die Leuchtschrift über dem Eingang seiner ehemaligen Geschäftsräume abmontiert. Mit der ganzen Familie ist Landsberg bereits vor ein paar Wochen nach Malta umgesiedelt.

Veränderungen in Ex-Volksbank-Filiale

Veränderungen bahnen sich auch in der ehemaligen Filiale der Volksbank an. Das Geldinstitut ist Eigentümer des Erdgeschosses. Der letzte Tag mit Personal vor Ort war der 30. Dezember 2018. „Seitdem ist dort nur noch SB-Betrieb“, erklärte auf Anfrage Sonja Kattwinkel, Sprecherin der Volksbank Köln Bonn. Anschließend sei die Fläche zunächst als Lager genutzt worden. „In diesem Jahr haben wir den SB-Bereich baulich von der alten Filialfläche abgetrennt und an eine Physiotherapiepraxis vermietet“, erklärte Kattwinkel. Die Übergabe an den neuen Mieter sei bereits Mitte Oktober erfolgt. „Aktuell finden in der Praxis noch restliche Umbauarbeiten statt, so dass eine Eröffnung nicht mehr lange dauern wird“, sagte sie. Die Kreissparkasse hat hingegen ihre Räume nur angemietet. Im Januar 2019 wurde die Filiale in Walberberg mit der in Merten zusammengelegt. „Seitdem hält für die Kundinnen und Kunden einmal pro Woche unsere mobile Filiale schräg gegenüber am Pater-Bertram-Platz“, erklärte auf Anfrage Unternehmenssprecher Michael Schwarz. Im Foyer der früheren Filiale sei die Bank zudem unverändert mit einer Geldautomatenstelle präsent. Der Mietvertrag laufe im August 2022 ab. Was danach mit den Räumen passiert, könne er nicht sagen.

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Um die Attraktivität des kleinen Zentrums zu steigern wünscht sich unter anderem der Ortsvorsteher auch eine baldige Umgestaltung der gesamten Hauptstraße. „Da gibt es nämlich in allen Bereichen einen ganz erheblichen Sanierungsbedarf“, sagte er. Mängel sieht Schlösser unter anderem in der Parksituation, aber auch in der Fahrbahnoberfläche und in den Bereichen des Fuß- und Radweges.

Längst hat die Verwaltung auch ein Konzept erarbeitet, das dem Stadtentwicklungsausschusses bereits vor einem Jahr vorgestellt wurde. Damals hat der Ausschuss die Verwaltung beauftragt, das Entwicklungskonzept den Anliegern vorzustellen und mit ihnen zu diskutieren. Auch sollten die zur Projektentwicklung benötigten Finanzmittel bei der Haushaltsplanung bereits berücksichtigt werden. Darüber hinaus galt es zu prüfen, ob die Lange Fuhr zur Walberberger Straße (L 183) hin geöffnet werden kann, um eine weitere Verbindung zu schaffen. Wie es jetzt aus dem Rathaus hieß, konnte die Anliegerversammlung wegen der Corona-Pandemie aber bisher nicht durchgeführt werden.

Mit Sorgen beobachtet Ortsvorsteher Andreas Schlösser auch eine zunehmende Verschmutzung des Pater-Bertram-Platzes insbesondere in direktem Umfeld der Container. Um eine Verbesserung der aktuellen Situation dort zu erreichen, habe er auch schon Kontakt mit dem Stadtbetrieb: „Da muss ganz schnell etwas passieren!“

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