Zum Tod der Karnevalslegende Dieter Steudter„Köln hat einen ganz Großen verloren“

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3 Colonias

"Dat Hätz vun Kölle", eine begehrte Aus­zeich­nung für verdiente Kar­ne­va­lis­ten, haben die 3 Colonias 2011 bekommen: (v.l.) Willi Wilden, Frank Morawa und Dieter Steudter. Foto: Archiv Wilden; ZDF

Bornheim/Köln – Willi Wilden muss erstmal ganz tief durchatmen, bevor er über den Tod von Karnevalslegende Dieter Steudter reden kann. Der Musik-Allrounder Wilden und der begnadete Liederschreiber Steudter traten mit Frank Morawa von 1998 bis 2013 als „Die 3 Colonias“ auf, die Steudter gegründet hatte. „Ohne Dieter wäre ich nicht der Mensch, der ich bin“, sagt Wilden. Beinahe wortgleich formuliert es Comedian Bernd Stelter, dessen Talent von Steudter entdeckt worden war. Bei beiden herrscht Bestürzung über den Tod des Colonias-Gründers, der am vergangenen Mittwochabend in Köln gestorben ist. Dieter Steudter wurde 76 Jahre alt.

Besonders bitter sei es, wenn man bedenke, dass Sänger und Keyboarder Andreas Weber vor gerade mal drei Wochen gestorben ist und Dieter Steudter noch bei der Beisetzung gesungen habe. „Dieter hat mir die Welt gezeigt“, erinnert sich der Mertener Willi Wilden. Das sei von Beginn an bei den „Colonias“ so gewesen, zu denen Wilden über die Künstleragentur von Manfred Wolff gekommen war. Der Ehrenpräsident der Nippeser Bürgerwehr suchte 1998 nach dem Abschied von Oliver Hoff einen neuen dritten Mann für die Colonias. Schmunzelnd erinnert sich Wilden an das Shooting für die erste Autogrammkarte in neuer Besetzung: Weber kam mit einer Harley, Steudter mit Fahrrad und Wilden mit Pferd. Das Ross mochte das Körbchen auf Dieter Steudters Fahrrad überhaupt nicht, „das hat ganz schön gedauert, bis das Bild im Kasten war“, sagt Wilden.

Als er zu den Colonias stieß, da hatte die Band bereits Kultstatus in Köln. Sie hatten die „Närrische Hitparade“ gewonnen, Marita „Et fussich Julche“ Köllner hatte die Band empfohlen. Aus Dieter Steudters Feder waren solche Klassiker wie „Ja die Oma will nach Palma“, „Königswinter“ oder „Bier und en Appelkorn“ geflossen. „Man wusste sie nicht so ganz genau einzuordnen“, sagt Wilden, „ist das jetzt Musik oder Quatsch?“ Wahrscheinlich beides. Vier Alben hatten sie zusammen aufgenommen, „aber wir hatten dann nicht mehr die Resonanz wie die anderen Bands“.

Fünf Kreuzfahrten und ein USA-Trip

Fünf Kreuzfahrten, für die die Colonias gebucht waren, hat Wilden mitgemacht; von der Ostsee bis zum Nordkap. Selbst in den USA gab es kölsche Tön’: „Wir sind sogar in New Mexico aufgetreten!“ Bei einem Metro-Fest in Sankt Augustin seien sie angesprochen worden, ob sie nicht mit „rüber“ fliegen wollten. Klar wollten sie! Gespielt haben die Botschafter aus Köln schließlich für Bundeswehr-Piloten, die in New Mexico ausgebildet wurden. Wilden, der immer schon FC-Fan war, hatte seinen Fanschal dort gelassen: „Sie haben ihn eingerahmt!“

„Alle Achtung vor dem, was der Dieter geschaffen hat“, sagt Willi Wilden. Steudter schrieb zum Beispiel nicht nur für sich, sondern auch für andere Interpreten wie „Kölsche Adler“, Tommy Walter, Renate Fuchs, Marita Köllner, King Size Dick, Anja Odenthal, Willibert „Ne Bergische Jung“ Pauels, Elke Breu, die Funky Marys, Fips Asmussen, Harry Wijnvoord, der kleine Klaus, Andrea Schönenborn, Heinz Baumeister, Die 2 Schlawiner, Das Gamsbart-Trio, Stephan Stern oder Florian Silbereisen. Mit Wicky Junggeburth, dem damaligen Prinz Karneval in Köln, komponierte und textete er den Evergreen „Eimol Prinz zo sin en Kölle am Rhing“.

Mit seinem Trio „Die 3 Colonias“ war der gelernte Konditormeister 37 Jahre unterwegs. Wilden: „Er hat mich total geprägt. Als er 2013 bei den Colonias aufgehört hat, da bin ich auch gegangen. Er hatte diese positive Art, die man für die Parodien braucht.“

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1988, als Wahl-Herseler Bernd Stelter noch Student der Volkswirtschaftslehre in Bonn war, hatte er einen Auftritt zum 60. Geburtstag eines Vereins. „Vor mir traten die 3 Colonias auf, sie waren damals Superstars und ich stand mit offenem Mund davor“, erinnert sich Bernd Stelter. Aber nach seinem Auftritt sei einer von ihnen zu ihm gekommen und habe gesagt, „das war gar nicht so übel“. Der Mann war Dieter Steudter. Er war es auch, der Bernd Stelter mit dem Klub Kölner Karnevalisten zusammenbrachte, dessen Ehrenmitglied Steudter zuletzt war. Durch ihn lernte er den Künstleragenten Manfred Wolff kennen. „Bis zu seinem Tod war ich bei seiner Agentur“, so Stelter. „Ohne Dieter wäre ich nicht der, der ich jetzt bin“, unterstreicht auch der Comedian und Autor Stelter. „Er war ein großartiger Komponist und Texter.“ Noch einen Tag vor seinem Tode habe Dieter Steudter mit einem Auftritt ältere Menschen erfreut – ein sehr stimmiger Abschluss. Bernd Stelter: „Köln hat einen ganz Großen verloren.“

Übrigens, seine Frau Anke lernte Bernd Stelter beim Umtrunk im „Alt Köln“ nach dem ersten Vorstellabend 1988 kennen. Heute leben sie mit zwei Kindern in Bornheim-Hersel.

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