Bündel von MaßnahmenStadtverwaltung will Tausende neue Wohnungen schaffen

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Auf dem früheren Gelände von Möbel Boss in Tannenbusch entstehen 129 Wohneinheiten und Gewerbeflächen.

Auf dem früheren Gelände von Möbel Boss in Tannenbusch entstehen 129 Wohneinheiten und Gewerbeflächen.

Bonn – Bei der Linderung der Wohnungsnot setzt die Stadt mangels Flächen für größere Neubaugebiete auf Nachverdichtung. Künftig soll nach Angaben der Verwaltung pro Jahr Baurecht für 500 Wohneinheiten geschaffen werden. Um die Aufgabe zu bewältigen, seien zusätzliche Stellen eingerichtet worden.

Weil Bonn schon seit geraumer Zeit wächst, ist die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern schon jetzt sehr hoch. Das Landesamt IT.NRW geht bis 2040 von einem weiteren Wachstum von 12,1 Prozent auf rund 365 000 Einwohner aus. „Das bedeutet, dass bei einem Zuwachs von rund 35 000 Einwohnern in den nächsten 20 Jahren rund 18 000 neue Wohnungen gebraucht werden“, teilt die Verwaltung mit. Die können laut Stadt aber meist nur durch eine Nachverdichtung im Innenbereich geschaffen werden, weil auf dem vergleichsweise kleinen Stadtgebiet mit großen Schutzgebieten wie Kottenforst und Ennert nur wenige neue Baugebiete in den Außenbereichen erschlossen werden können. „Der Bedarf an Wohnraum ist unbestritten. Gleichzeitig haben die Bürger Sorge vor Auswirkungen auf ihre Wohnqualität. Um eine höhere Akzeptanz für solche Vorhaben zu erreichen, müssen wir Vor- und Nachteile von Verdichtungen aufzeigen sowie in sachlichen Diskussionen transparente Entscheidungsprozesse fördern“, erklärte Stadtbaurat Helmut Wiesner. Bei größeren Projekten sei eine Bürgerbeteiligung über Bebauungsplanverfahren gewährleistet.

Wiesner läutete jüngst mit Vertretern der Deutschen Reihenhaus AG und der Absolut Immobiliengruppe den Abriss des früheren Möbel Boss-Geschäftshauses in Tannenbusch ein. Auf dem Gelände werden 129 Wohneinheiten, aufgeteilt in 14 Reihenhäuser und 115 Wohnen, entstehen. Dazu kommen eine neue Filiale der Sparkasse KölnBonn, Polizei und Handel.

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Um mehr Wohnraum bereitzustellen, will die Stadtverwaltung mit zusätzlichem Personal zunächst mehr Bebauungsplanverfahren umsetzen und so künftig Baurecht für durchschnittlich 500 Wohneinheiten pro Jahr statt bisher 250 schaffen. „Mit der in 2017 begonnenen Baulandoffensive könnte so theoretisch bis 2022 Baurecht für rund 6600 Wohneinheiten geschaffen werden. Durch das Bonner Baulandmodell besteht dabei die Perspektive, rund 2600 geförderte Wohnungen auch für einkommensschwächere Menschen zu errichten“, so die Verwaltung.

Außerdem hat die Stadt auf Initiative von Wiesner in den vergangenen Monaten untersucht, wo durch Änderung oder Aufhebung veralteter Bebauungspläne und in Baulücken weitere Wohnungen entstehen könnten. Demnach könnte auf 56 Potenzialflächen zusätzlich Baurecht für circa 5600 Wohneinheiten geschaffen werden, weitere etwa 1400 in Baulücken. Der Entwurf des Rahmenplans für das Bundesviertel, der nach Angaben der Verwaltung eine deutlich stärkere Nutzungsmischung gegenüber dem Status quo vorsieht, zeige Entwicklungsmöglichkeiten für rund 3600 Wohnungen auf.

Wie viel von den Vorhaben aber tatsächlich in Bonn realisiert werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören für den Stadtbaurat unter anderem Umweltbelange und stadtklimatische Fragen sowie die Akzeptanz von Planungs- und Bauprojekten in der Bürgerschaft. Um auch geförderten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, hat die Verwaltung die Projektgruppe „Geförderter Wohnungsbau in Bonn“ unter Leitung von Sozialdezernentin Carolin Krause eingerichtet. „Ziel ist es, die städtischen Möglichkeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Schaffung von öffentlich geförderten Wohnraum auszuschöpfen“, sagte Krause. Wichtig sei dabei auch die Barrierefreiheit, damit auch Menschen mit geringerem Einkommen wie alleinstehende Senioren und kinderreiche Familien in der Stadt Leben und Arbeiten könnten. Bereits im September hatte der Stadtrat beschlossen, beim Verkauf von städtischen Grundstücken für den öffentlich geförderten Wohnraum zukünftig eine Minderung vom Grundstückswert einzurechnen und so den wirtschaftlichen Nachteil auszugleichen. Der Schlüssel für Stellplätze für öffentlich geförderte Wohnungen ist zwischenzeitlich von 0,75 auf 0,5 pro Wohneinheit gesenkt worden. Darüber hinaus wird geprüft, ob die Stadt Grundstückskosten subventionieren kann, um Investitionen in öffentlich geförderte Wohnungen attraktiver zu machen. Und schließlich wird darüber nachgedacht, den Erbbauzins für Grundstücke für geförderte Bauvorhaben zu reduzieren.

Sechs Grundstücke für geförderten Wohnraum

Auf sechs Grundstücken, die der Stadt gehören, könnte die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG (VEBOWAG) öffentlich geförderte Wohnungen bauen. Die Verwaltung will der Politik entsprechende Beschlüsse zur Beratung vorlegen. Bei zehn weiteren Grundstücken mit nur einem Eigentümer will die Verwaltung die Besitzer fragen, ob sie ihre Flächen für den Wohnungsbau zur Verfügung stellen wollen. Für alle Flächen mit mehreren Eigentümern will die Stadt beispielsweise Angebotsbebauungspläne mit Umlegungsverfahren initiieren, damit die Flächen zu Baugrundstücken umgewandelt werden können.

Der Bund hat bei einer Prüfung bereits Standorte ermittelt, die sich für Wohnungsbau eignen. Potenzial gebe es vor allem auf Flächen bestehender Siedlungen und der Deichmannsaue in Bad Godesberg. (wki)Nachverdichtung heißt das ZauberwortStadtverwaltung will mit einem Bündel von Maßnahmen Tausende neue Wohnungen schaffen Bei der Linderung der Wohnungsnot setzt die Stadt mangels Flächen für größere Neubaugebiete auf Nachverdichtung. Künftig sollen nach Angaben der Verwaltung pro Jahr Baurecht für 500 Wohneinheiten geschaffen werden. Um die Aufgabe zu bewältigen, seien zusätzliche Stellen eingerichtet worden.

Weil Bonn schon seit geraumer Zeit wächst, ist die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern schon jetzt sehr hoch. Das Landesamt IT.NRW geht bis 2040 von einem weiteren Wachstum von 12,1 Prozent auf rund 365 000 Einwohner aus. „Das bedeutet, dass bei einem Zuwachs von rund 35 000 Einwohnern in den nächsten 20 Jahren rund 18 000 neue Wohnungen gebraucht werden“, teilt die Verwaltung mit. Die können laut Stadt aber meist nur durch eine Nachverdichtung im Innenbereich geschaffen werden, weil auf dem vergleichsweise kleinen Stadtgebiet mit großen Schutzgebieten wie Kottenforst und Ennert nur wenige neue Baugebiete in den Außenbereichen erschlossen werden können. „Der Bedarf an Wohnraum ist unbestritten. Gleichzeitig haben die Bürger Sorge vor Auswirkungen auf ihre Wohnqualität. Um eine höhere Akzeptanz für solche Vorhaben zu erreichen, müssen wir Vor- und Nachteile von Verdichtungen aufzeigen sowie in sachlichen Diskussionen transparente Entscheidungsprozesse fördern“, erklärte Stadtbaurat Helmut Wiesner. Bei größeren Projekten sei eine Bürgerbeteiligung über Bebauungsplanverfahren gewährleistet.

Pro Jahr Baurecht für 500 Wohneinheiten

Wiesner läutete jüngst mit Vertretern der Deutschen Reihenhaus AG und der Absolut Immobiliengruppe den Abriss des früheren Möbel Boss in Tannenbusch ein. Auf dem Gelände werden 129 Wohneinheiten, aufgeteilt in 14 Reihenhäuser und 115 Wohnen, entstehen. Dazu kommen eine neue Filiale der Sparkasse KölnBonn, Polizei und Handel.

Um mehr Wohnraum bereitzustellen, will die Stadtverwaltung mit zusätzlichem Personal zunächst mehr Bebauungsplanverfahren umsetzen und so künftig Baurecht für durchschnittlich 500 Wohneinheiten pro Jahr statt bisher 250 schaffen. „Mit der in 2017 begonnenen Baulandoffensive könnten so theoretisch bis 2022 Baurecht für rund 6600 Wohneinheiten geschaffen werden. Durch das Bonner Baulandmodell besteht dabei die Perspektive, rund 2600 geförderte Wohnungen auch für einkommensschwächere Menschen zu errichten“, so die Verwaltung.

Außerdem hat die Stadt auf Initiative von Wiesner in den vergangenen Monaten untersucht, wo durch Änderung oder Aufhebung veralteter Bebauungspläne und in Baulücken weitere Wohnungen entstehen könnten. Demnach könnten auf 56 Potenzialflächen zusätzlich Baurecht für circa 5600 Wohneinheiten geschaffen werden, weitere etwa 1400 in Baulücken. Der Entwurf des Rahmenplans für das Bundesviertel, der nach Angaben der Verwaltung eine deutlich stärkere Nutzungsmischung gegenüber dem Status quo vorsieht, zeige Entwicklungsmöglichkeiten für rund 3600 Wohnungen auf.

Sechs Grundstücke für geförderten Wohnraum

Wie viel von den Vorhaben aber tatsächlich in Bonn realisiert werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören für den Stadtbaurat unter anderem Umweltbelange und stadtklimatische Fragen sowie die Akzeptanz von Planungs- und Bauprojekten in der Bürgerschaft. Um auch geförderten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, hat die Verwaltung die Projektgruppe „Geförderter Wohnungsbau in Bonn“ unter Leitung von Sozialdezernentin Carolin Krause eingerichtet. „Ziel ist es, die städtischen Möglichkeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Schaffung von öffentlich geförderten Wohnraum auszuschöpfen“, sagte Krause. Wichtig sei dabei auch die Barrierefreiheit, damit auch Menschen mit geringerem Einkommen wie alleinstehende Senioren und kinderreiche Familien in der Stadt Leben und Arbeiten könnten. Bereits im September hatte der Stadtrat beschlossen, beim Verkauf von städtischen Grundstücken für den öffentlich geförderten Wohnraum zukünftig eine Minderung vom Grundstückswert einzurechnen und so den wirtschaftlichen Nachteil auszugleichen. Der Schlüssel für Stellplätze für öffentlich geförderte Wohnungen ist zwischenzeitlich von 0,75 auf 0,5 pro Wohneinheit gesenkt worden. Darüber hinaus wird geprüft, ob die Stadt Grundstückskosten subventionieren kann, um Investitionen in öffentlich geförderte Wohnungen attraktiver zu machen. Und schließlich wird darüber nachgedacht, den Erbbauzins für Grundstücke für geförderte Bauvorhaben zu reduzieren.

Auf sechs Grundstücken, die der Stadt gehören, könnte die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG (VEBOWAG) öffentlich geförderte Wohnungen bauen. Die Verwaltung will der Politik entsprechende Beschlüsse zur Beratung vorlegen. Bei zehn weiteren Grundstücken mit nur einem Eigentümer will die Verwaltung die Besitzer fragen, ob sie ihre Flächen für den Wohnungsbau zur Verfügung stellen wollen. Für alle Flächen mit mehreren Eigentümern will die Stadt beispielsweise Angebotsbebauungspläne mit Umlegungsverfahren initiieren, damit die Flächen zu Baugrundstücken umgewandelt werden können. (wki)

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