Dunkler Materie auf der SpurBonner Schülerin bei Teilchenphysikforschungen in Genf

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Am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik in Genf forschte Carolin Kohl nach Dunkler Materie.

Am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik in Genf forschte Carolin Kohl nach Dunkler Materie.

Bonn – Es ist für eine Schülerin ein nicht gerade alltägliches Hobby: Quantenphysik. Aber die 17-jährige Carolin Kohl interessiert sich schon seit Jahren für diese naturwissenschaftlichen Phänomene. Jetzt ging für sie ein Traum in Erfüllung. Mit vier weiteren Jugendlichen aus den Regionen Aachen, Dortmund, Münster und Heidelberg durfte sie an einem eigenen Projekt am Europäischen Forschungszentrum für Teilchenphysik CERN in Genf forschen. Das Netzwerk Teilchenwelt hatte die Projektwochen für besonders begabte und motivierte Jugendliche organisiert. Unterstützt wird die Schülerin aus Overath dabei durch Physiker der Universität Bonn.

Ziel des Experiment ist es, das Teilchen Axion nachzuweisen

Carolin Kohl half in Genf bei der Inbetriebnahme eines in Bonn entwickelten Detektors für das CAST-Experiment. Ziel ist dabei, das neuartige Teilchen Axion nachzuweisen, das laut Forscher einen Teil der Dunklen Materie im Universum ausmachen könnte. „Im Falle seiner Existenz könnte ein Teilchen wie das Axion neuartige Erklärungsansätze für bisher rätselhafte Phänomene liefern“, sagte die Schülerin. Besonders begeistert sie an ihrem Projekt die Kombination von Astronomie und Teilchenphysik.

Sebastian Schmidt, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Prof. Klaus Desch von der Universität Bonn, unterstützt Carolin Kohl bei ihrem Vorhaben. Die Schülerin bereitete sich auf die Projektwochen des Netzwerks Teilchenwelt vor, indem sie sich zunächst mit der Programmiersprache und schon vorliegenden Erkenntnissen vertraut machte. Der Aufenthalt am CERN brachte neben einer Wissenserweiterung vor allem auch authentische Einblicke in die moderne internationale Forschungsarbeit. Auch die Methodik der wissenschaftlichen Arbeit und der Forscheralltag interessierten Kohl sehr.

Teilchenphysik in der Freizeit

Die fünf Teilnehmer beschäftigen sich seit einigen Jahren in ihrer Freizeit mit Teilchenphysik und Astroteilchenphysik und haben an Veranstaltungen des Netzwerks Teilchenwelt teilgenommen. Darüber hinaus engagieren sie sich, indem sie beispielsweise an ihren Schulen Workshops organisieren, Vorträge über Teilchenphysik halten oder Schülerforschungsarbeiten anfertigen. „Mitmachen heißt für die Bonner Forschungsgruppen, die Studenten von morgen fördern“, sagte Dr. Barbara Valeriani-Kaminski, die seit 2010 an der Uni Bonn die lokalen Aktivitäten von Netzwerk Teilchenwelt koordiniert.

Viele der Schüler, die in den vergangenen Jahren die Angebote des Netzwerks wahrnahmen, hätten später Physik oder ein anderes naturwissenschaftliches Fach studiert und engagierten sich heute weiter im Netzwerk. „Dieses einzigartige Projekt ist nur dank des Engagements der vielen Doktoranden und Masterstudenten der Physik möglich, die in den Schulen von ihrer Forschung erzählen oder bei den Projektwochen die Schüler kompetent betreuen“, lobte Valeriani-Kaminski.

Besonderes Erlebnis für die jungen Physiker

Im Herzen der Teilchenphysik-Forschung in Europa nicht nur als Besucher dabei zu sein, sondern eigene Messungen auf der Suche nach Phänomenen wie Dunkler Materie oder seltenen Teilchen anstellen zu können und zwei Wochen auf dem Gelände zu leben, war für die jungen Physiker aus Deutschland ein Erlebnis. (wki)

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