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Ein Alltag ohne LangeweileWerkfeuerwehr kümmert sich um Baustellen und Feuerlöscher

Lesezeit 5 Minuten
Die Wache hat drei Fahrzeuge.

Die Wache hat drei Fahrzeuge.

  • Die Werkfeuerwehr am Universitätsklinikum Bonn tut gut daran, für den Ernstfall bestens gewappnet zu sein.
  • Fast jeden Tag finden Brandschutzübungen statt.
  • Doch auch die eigene Einsatzbereitschaft wird ständig überprüft.

Bonn – Ein Brand wie vor kurzem im Kölner Krankenhaus Merheim mit einem Toten und vier Verletzten ist ein Alptraum. Einen solch schlimmen Einsatz hat die Werkfeuerwehr am Universitätsklinikum Bonn (UKB) bislang nicht gehabt. Doch sollte es zu einem Feuer wie in Merheim kommen, „muss jeder Handgriff sitzen“, sagt Brandamtsrat Martin Haselbauer, seit März 2018 Chef der Werkfeuerwehr.

Deshalb hat er in seiner Wache, die am 1. Januar 2019 den Vollbetrieb aufgenommen hat (siehe auch die beiden Info-Kästen), in erster Linie erfahrene Kollegen, die das Geschäft kennen: „Unser Schwerpunkt ist die Prävention.“

Vorbeugung ist in einem Betrieb wie dem UKB, das nach Angaben seiner Sprecherin Ute-Andrea Ludwig in 1300 Betten pro Jahr rund 50 000 Patienten stationär aufnimmt, ganz sicher angebracht. Und das bedeutet für die 46 diensttuenden Feuerwehrleute, allesamt städtische Mitarbeiter – „noch“, betont Haselbauer auf Nachfrage, sei keine Frau darunter – jede Menge Arbeit.

Der Brandschutz beispielsweise ist da ein ganz wichtiger Faktor. Jeder Mitarbeiter am Klinikum, vom Azubi bis zur Schwester – und das sind immerhin 8000 Menschen – , müsse einmal im Jahr in Brandschutzmaßnahmen unterwiesen werden, erklärt der Wachleiter. Die Werkfeuerwehr arbeitet hier eng zusammen mit der Stabsstelle Arbeits- und Umweltschutz des UKB, in der Kurt Zimmermann für den Brandschutz zuständig ist. Neben Schulungen in der Theorie werde auch am Firetrainer, einem Feuerlöschübungsgerät, der praktische Einsatz geprobt, so Zimmermann. Wichtig für das Pflegepersonal: Im Notfall dürfen Brandschutztüren ebenso wenig verstellt sein wie Rettungswege.

Fast jeden Tag, schildert Haselbauer aus einem Dienstalltag, „der nie langweilig wird“, fänden Brandschutzübungen statt. Doch auch die eigene Einsatzbereitschaft wird ständig überprüft. Die beiden Löschfahrzeuge und die Drehleiter müssen gewartet und die übrige Ausrüstung samt Schutzanzügen für Einsätze mit gefährlichen Stoffen – etwa in Laboren – gecheckt werden.

Trainiert wird ebenfalls täglich – sei es die Bedienung der Fahrzeuge, technische Hilfeleistungen oder Brände. Dafür steht den Wehrleuten eine Nebelmaschine zur Verfügung. Geplant ist laut Haselbauer auch eine Großübung auf einer nur vorübergehend eingerichteten „Phantomstation“ mit Laiendarstellern.

Die Wachen

Im Bonner Stadtgebiet gibt es drei Feuerwachen, die sich in den Stadtbezirken Bonn (Lievelingsweg), Beuel (Maarstraße) und Bad Godesberg (Friesdorfer Straße) befinden. Die auf der Rettungswache 4 (Auf dem Kirchbüchel) stationierten Rettungswagen sind zuständig für die Versorgung des Stadtbezirks Hardtberg sowie Teilbereiche des Stadtbezirks Bonn. Die Feuerwache 5 ist die Werkfeuerwehr am Uniklinikum Bonn. Koordiniert werden alle Einsätze über die Leitstelle für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz.

Die Werkfeuerwehr tut gut daran, für den Ernstfall bestens gewappnet zu sein. Denn die Aufgabenpalette, mit der sie tagtäglich konfrontiert wird (oder werden kann), ist sehr breit: Baustellen – die größten sind derzeit laut UKB-Sprecherin Ludwig das Herzzentrum und das neue Bildungszentrum – müssen kontrolliert werden. Nicht nur wegen möglicher Unfallgefahren oder vorbeugenden Brandschutzes, sagt Haselbauer. Baustellen könnten auch Auswirkungen auf die Zufahrt zu Gebäuden haben. Und gute Ortskenntnis ist für die Feuerwehr unerlässlich, will sie im Notfall schnell zur Stelle sein.

Das muss sie etwa bei kleineren Einsätzen, wenn Toast, Pizza oder Popcorn auf dem Herd vergessen wurden und angebrannt sind, aber auch bei „beginnenden Pkw-Bränden“, wie ein technischer Defekt dies einmal im Parkhaus Nord ausgelöst habe, bei Fahrbahnverunreinigungen durch auslaufende Kraftstoffe oder wenn Menschen aus stecken gebliebenen Aufzügen gerettet werden müssen.

Brände, weil Patienten im Bett oder auf der Toilette geraucht hätten, habe es noch nicht gegeben – wohl aber verdächtige Brandgerüche aus einer Intensivstation. Haselbauer: „Da ist der Puls ganz weit oben, vor allem, wenn man etwas riecht, aber keine Ursache findet.“ In diesem Fall stellte sich heraus, dass der Brandgeruch von Arbeiten auf einer nahen Baustelle stammte und sich über die Lüftung verbreitet hatte. Zu den Aufgaben der Werkfeuerwehr gehört darüber hinaus die Überwachung der Starts und Landungen der Rettungshubschrauber (288 Landungen im Jahr 2018). Summa summarum hatte die Wache laut Haselbauer in diesem Jahr bislang rund 200 Einsätze (2018: gut 350).

Anders als die übrigen Wachen verfügt die Werkfeuerwehr auf dem Klinikgelände über eine Feuerlöscherwerkstatt, in der nicht nur die knapp 3000 Feuerlöscher des Klinikums regelmäßig überprüft werden, sondern auch die rund 500 der Berufsfeuerwehrkollegen. 15 bis 30 Minuten, schätzt Brandmeister Sven Gombert, der an diesem Tag dort Dienst hat, dauert die Überprüfung eines einzigen Gerätes. (kri)

Die Geschichte der Werkfeuerwehr

Die Berufsfeuerwehr Bonn, deren Standorte, Ausstattung und Größe der Stadtrat festlegt, hat die Aufgaben der Werkfeuerwehr im Juli 2015 übernommen. Seither wurde sie nach und nach ausgebaut.

Mit Beginn des Jahres 2019 hat die Werkfeuerwehr am Universitätsklinikum Bonn (UKB) den Vollbetrieb aufgenommen. Seitdem, schreibt die Stadt Bonn auf ihrer Homepage, stünden neun Einsatzkräfte rund um die Uhr bereit, um binnen maximal acht Minuten auf dem UKB-Campus Brandschutz und technische Hilfe zu leisten. Beides werde auch der Bevölkerung in Venusberg und Ippendorf zur Verfügung gestellt. „Oberste Priorität“, so Martin Haselbauer, Chef der Werkfeuerwehr, habe aber das Klinikum. Sollten parallel Einsätze notwendig werden, was bislang noch nicht der Fall gewesen sei, stünden Kollegen von der Bad Godesberger Wache in Bereitschaft.

Die vom UKB gebaute und eingerichtete Feuerwache beherbergt zwei Löschfahrzeuge und eine Drehleiter. 46 Beamte der Berufsfeuerwehr tun von hier aus in drei Wachabteilungen Dienst. Sie verfügen auch über eine Küche, einen Fernseh- und einen Fitnessraum. Die Kosten des rund 900 Quadratmeter großen Gebäudes beliefen sich laut Stadt auf 3,4 Millionen Euro, gezahlt aus Landesmitteln.

Basis der Einrichtung sind ein im August 2018 geschlossener Kooperationsvertrag zwischen dem UKB und der Stadt Bonn sowie Auflagen der Kölner Bezirksregierung.

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