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Ein Wachtberger mittendrinDer Jongleur auf der Opernbühne

Lesezeit 3 Minuten
Als Meisterjongleur steht Maximilian Koch aus Wachtberg der Inszenierung der Oper „Pagliacci“ auf der Bühne.

Als Meisterjongleur steht Maximilian Koch aus Wachtberg der Inszenierung der Oper „Pagliacci“ auf der Bühne.

Bonn/Wachtberg – Es ist ein Theater im Theater, das die Besucher des Bonner Opernhauses erleben: Eine fahrende Komödiantentruppe kommt in ein Dorf in Kalabrien und verkündet, am Abend werde es ein schönes Stück mit der hübschen Colombina, dem eifersüchtigen Bajazzo und dem flotten Arlecchino geben. Dann aber wird die Komödie zur Tragödie, aus Spiel wird Ernst, ein Messer wird gezückt, zwei Menschen sterben.

Bunte Besetzung

Das alles geschieht zur leidenschaftlichen Musik von Ruggero Leoncavallo, der auch das Libretto der Oper „Pagliacci“ (Der Bajazzo) schrieb. Regisseur Guy Montavon hat sie in Bonn vor ein buntes Zirkuspanorama gestellt. Die Theatergruppe reist in großer Besetzung an. Colombina, Arlecchino und Bajazzo haben einen Eisbären, Tänzer, einen Gewichtheber und einen Meisterjongleur mitgebracht.

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Den gibt Maximilian Koch aus Wachtberg. Der 20-jährige Jurastudent an der Universität Bonn steht zum ersten Mal im Opernhaus auf der Bühne, wenngleich ihm Auftritte vor Publikum nicht fremd sind. Bereits mit fünf Jahren, erzählt er im Gespräch, kam er zur Bonner Circusschule Don Mehloni und lernte dort, Bälle, Keulen und das Diabolo so durch die Luft wirbeln zu lassen, dass sie nicht hinfallen. Seit zehn Jahren macht er – etwa bei Betriebsfesten oder Geburtstagsfeiern – eigene Programme als Jongleur, teilweise bis zu 30 Minuten lang. Fünf Keulen kann er mühelos von Hand zu Hand springen lassen. Wie schafft er das? „Man darf dabei nicht nachdenken“, sagt er. Im Grunde müssten die Werkzeuge wie von selbst fliegen. Und wenn er mal eines nicht fangen kann? „Dann ist es gut, wenn das Publikum nicht weiß, ob es Absicht war“. Ansonsten sei das Jonglieren eine gute Übung der Konzentration und Kontemplation, um nach stundenlangem Lesen in der Unibibliothek den Kopf frei zu haben.

Keine einfachen Jonglier-Verhältnisse

Die Oper brauchte für „Pagliacci“ einen Jongleur, und so kam der Wachtberger über eine Anfrage bei Don Mehloni zu seiner stummen Rolle. Regisseur Montavon erklärte ihm in den Proben, was er erwarte, dann ließ er den 20-Jährigen probieren, ob sich Theorie und Praxis vereinbaren lassen. In der ersten Szene muss er im zweiten Stock des von Hank Irwin Kittel geschaffenen Bühnenbilds auf einem schmalen Gang – „nicht breiter als eine Person“ – im Gehen jonglieren, dann stoppen, während sich unter ihm der Bajazzo und seine Frau, die Colombina, eifersüchtig bekriegen. Das Licht war dabei so gesetzt worden, dass der Mann mit den roten Keulen nicht geblendet wird.

ÜberdimensionaleTotenmaske

Seinen zweiten Auftritt hat der Jongleur, angetan mit Weste und grünem Schal und weiß geschminkt, kurz vor der dramatischen Schlussszene. Er steht auf einer Leiter hinter einer überdimensionalen Totenmaske, um ihn herum Kinder mit Luftballons, der Chor, Statisten und Solisten, also viel Gewusel – da heißt es für den Artisten, sich nicht ablenken zu lassen.

Maximilian Koch blieb ganz bei sich und bekam am Ende verdienten Applaus. „Es macht große Freude, bei solch einem professionellen Team mitzuarbeiten“, lobt er die Oper. „Wenn sie mich noch einmal fragen, werde ich kommen“.

Die nächsten Vorstellungen der in einer Doppelinszenierung gezeigten Opern „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni und „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo sind am 5. Dezember um 19.30 Uhr und am 25. Dezember um 18 Uhr im Opernhaus am Boeselagerhof.

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