Es gibt GansGastro-Szene rund um Bonn geht in die Herbstsaison

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Sabine Nehrkorn im Gasthaus Nolden, wo in Kürze auch Gans serviert wird.

Bonn – Über galoppierende Kosten für Butter, Speiseöl und viele weitere Lebensmittel klagen die Verbraucher ebenso wie die Gastronomen. Nun geraten die Gänse in den Fokus. Die Preise sind geradezu explodiert. Im Vergleich zum Vorjahr muss daher mit deutlich höheren Kosten beim spätherbstlichen Besuch des Lieblingsrestaurants gerechnet werden. Manch ein Gastwirt hat in diesem Jahr überlegt, Gänsebraten und Gänsekeulen aus seinem saisonalen Kalender zu streichen. Doch letztlich möchte kaum jemand auf den Schmaus verzichten. 

Ohm Hein in Altendorf-Ersdorf

„Ich habe derart viele Vorbestellungen zum Gänseessen, dass die Frage, ob wir die Saison eventuell ausfallen lassen, schnell geklärt war“, erklärt Volker Deuster vom Restaurant Ohm Hein in Meckenheim-Altendorf. „Es sind ja nicht nur die Gänsepreise in die Höhe geschnellt. Die gestiegenen Kosten sind umfassend und betreffen auch Beilagen wie Maronen“, so der Gastwirt. Obendrein summieren sich die Preise für Nahrungsmittel auf gestiegene Kosten für Energie und Personal. Doch die Tradition sei eben wichtiger als der Preis, meint Deuster. In Altendorf beginnt die Gänsesaison am 3. November und endet an Weihnachten. Küchenchef Constantin von Hochberg und sein Team bereiten Gänsekeule mit Klößen, Rotkohl, Bratapfel und Maronen für 29,50 Euro. Gänsebrust wird ab zwei Personen für 54,50 Euro inklusive Beilagen serviert. Dazu passen Weine von Brogsitter aus der unmittelbaren Nachbarschaft.

Graf Belderbusch in Miel

Für Stefan Hoffmeister stand ebenfalls außer Frage, dass Gänse  den Speiseplan bereichern. „Auch wenn die Preise im Vergleich zum Vorjahr nahezu doppelt so hoch sind, haben wir keine Sekunde überlegt, auf Gänse zu verzichten,“ sagt der Chefkoch des Restaurants Graf Belderbusch in Miel. Auf der Speisekarte finden wir knusprigen Gänsebraten mit Beifußjus, Kartoffelklößen, Preiselbeerrotkohl, Rosenkohl und Marzipanäpfeln. Eine Gans für vier Personen mit Beilagen und Sauce wird am Tisch tranchiert und kostet 169 Euro. Die Einzelportion gibt es für 42,50 Euro. Seit der Flut im Juli des vergangenen Jahres, bei der das Restaurant schwer getroffen wurde, speisen die Gäste im Gartenpavillon. Allerdings ist die Kernsanierung des Restaurants in Kürze abgeschlossen, so dass bald mit der Wiedereröffnung zu rechnen ist.

Restaurant Weidenbrück

Von Heimerzheim macht sich Elisabeth Weidenbrück in diesen Tagen auf den Weg nach Ramrath, einem Ortsteil von Rommerskirchen, um die Gänse abzuholen, die anschließend in der Küche ihres Restaurants verarbeitet werden sollen. In der Gemeinde am östlichen Rand des Rhein-Kreises Neuss liegt der Hof der Familie Eßer, die ihrem Betrieb den schönen Namen „Gänsepeter“ gegeben hat. Im Traditionsbetrieb steht die bewusste und natürliche Haltung der Tiere an erster Stelle. Die Chefin des Hotels und Restaurants Weidenbrück schwört daher auf Qualität und Geschmack der Gänse. Weidenbrücks beschränken den Gänseschmaus auf den November. „Wir haben derart viele Reservierungen zum Gänseessen, dass ein Verzicht für uns keine Option war“, sagt auch sie. Die Gänsesaison endet in Heimerzheim am 30. November. Eine Portion Gans wird mit Rotkohl, Klößen, Maronen und Bratapfel für 49 Euro serviert. Dazu empfiehlt Elisabeth Weidenbrück mehrere kräftige Bordeaux-Weine, darunter Tropfen aus dem Weingut Château Lafitte in Camblanes-et-Meynac.

Lambertushof in Witterschlick

Auch bei den Brüdern Thomas und Martin Schneider im Lambertushof werden ab dem 11. November Gänsekeule und -braten mit Rotkohl, Kartoffelklößen und Maronensauce aufgetragen. Wie lange die Saison in Witterschlicks guter Stube anhalten wird, wagt Martin Schneider noch nicht vorherzusagen. Auch bei den Preisen möchte er sich erst kurz vor dem Martinstag festlegen. „Wir müssen schauen, wie lange es in diesem Jahr überhaupt Gänse gibt. Das Angebot könnte nicht nur teurer, sondern auch geringer ausfallen als in den vergangenen Jahren“, meint der Gastwirt.

Vorgebirgsblick in Merten

Daniel Hendricks vom Vorgebirgsblick in Merten bezieht seine Gänse vom Hermannshof in Rodenkirchen. Die Qualität hat sich für ihn in den vergangenen Jahren bestätigt. Er bietet eine ganze Gans wahlweise mit hausgemachtem Apfelrotkohl oder Grünkohl, Aprikosen-Rosenkohl, Maronensauce und Kartoffelklößen. Abgerundet wird der Schmaus von Bratäpfeln mit einer Rosinen-Marzipanfüllung und Vanille-Zimt-Sauce. Die Äpfel stammen aus dem eigenen Garten. Vorweg serviert das Team des Restaurants eine Gänseconsommé mit Wurzelgemüse und Gröstl, dazu Crostini von Gänserilette. Das Menü sättigt vier Personen, wird für 236 Euro angeboten und alternativ auch geliefert. Als Getränkebegleitung bietet Hendricks unter anderem Pinot Noir an.

Maternus in Bad Godesberg

„Wir haben die Situation mit unseren Gästen eingehend reflektiert. Unsere Besucher sind sich vollkommen bewusst darüber, dass die Preise für Gänse enorm gestiegen sind“, erklärt Albert Laukart, der das Bad Godesberger Traditionslokal Maternus seit Beginn des Jahres führt: „Die Tradition soll gewahrt bleiben“, so der Gastgeber. Für ihn sind Gänseessen zudem ein Beitrag zum Miteinander: „In der gediegenen Atmosphäre des Restaurants eine knusprig aus dem Ofen kommende Gans zu genießen, ist eben ein Erlebnis, das insbesondere in einer Zeit, in der sich viele Menschen über die Zukunft sorgen, noch wichtiger geworden ist.“ Im Maternus gibt es nur ganze Gänse. Sie wiegen etwa fünf Kilogramm und reichen für sechs Personen. Eine ganze Gans mit Rotkohl, Rosenkohl, Bratäpfeln, Maronen, Klößen und Sauce kostet 222 Euro. Die einzelne Portion wird für 37 Euro serviert. Dazu rät Laukart zu einem toskanischen Rotwein, der einen besonders passenden Namen trägt: l’Oca Ciuca, „Die betrunkene Gans“, eine Cuvée aus fruchtigem Sangiovese, würzigem Syrah und Merlot.

Gasthaus Nolden in Endenich

Auch im Endenicher Gasthaus Nolden steht der Spätherbst  immer im Zeichen der Gänse. Den Stammgästen diesen Brauch zu verweigern, käme für Gastgeberin Sabine Nehrkorn nicht infrage. „Wir haben lediglich bei der Anzahl der Gänse, die wir für diese Saison bestellen, länger überlegt als üblich. Es mag sein, dass der eine oder andere Gast  nur zweimal statt dreimal zum Gänseessen kommt“, blickt sie voraus. Eine ganze Gans für vier Personen mit hausgemachtem Rotkohl, Klößen, Maronen und Bratäpfeln kostet 140 Euro. Die Gänsekeule inklusive Beilagen wird für 32 Euro serviert. Neben einer Auswahl an Rotweinen gelten auch vier Fassbiere als zünftige Begleiter.

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