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Gerade die Fichten sind betroffenAuch der Kottenforst leidet unter der extremen Hitze

Lesezeit 3 Minuten
Da kommt jede Hilfe zu spät: Abgestorbene Nadelbäume auf der Heide in Impekoven.

Da kommt jede Hilfe zu spät: Abgestorbene Nadelbäume auf der Heide in Impekoven.

Rhein-Sieg-Kreis – „Die Lage ist katastrophal!“ Es klingt wirklich bitter, wie Stefan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft den Zustand des Kottenforstes beschreibt. Der landeseigene Forstbetrieb Wald und Holz NRW muss gerade zusehen, wie er vor allem Fichten an die Trockenheit verliert. Rund 30 000 dieser Kieferngewächse mussten bereits geschlagen werden, der Preis für das Holz rauscht in den Keller. Dürre-Stress führt auch hier zu massiven Schäden.

Schädlingen schutzlos ausgeliefert

Den Wald in Not sieht auch die Industriegewerkschaft (IG) Bauen-Agrar-Umwelt, Bezirksverband Köln-Bonn. Zu trocken, zu warm, zu viele Schädlinge: Ein Großteil der heimischen Nadelbäume ist nach Einschätzung der IG akut bedroht – mit massiven Folgen für die Forstwirtschaft in der Region. „Nach dem Hitze-Jahr 2018 fehlt auch in diesem Sommer bislang der nötige Regen. Gerade heimische Fichten leiden. Die Bäume sind Schädlingen wie dem Borkenkäfer fast schutzlos ausgeliefert“, sagt der Bezirksvorsitzende der Forst-Gewerkschaft, Mehmet Perisan. Die aktuelle Lage sei dabei erst der Anfang. „Der heimische Wald bekommt den Klimawandel längst zu spüren. Bei Fichten, Kiefern und Tannen geht es langfristig ums Überleben“, warnt Perisan.

Historie

Der Kottenforst war 1959 die Keimzelle des rund 40 Quadratkilometer großen Naturparks Kottenforst, der nach einer Erweiterung 1967 in Naturpark Kottenforst-Ville umbenannt wurde und seit 2005 – nach diversen zusätzlichen Erweiterungen – Naturpark Rheinland heißt.

Der Wald teilt sich auf in einen südöstlichen Teil zwischen Meckenheim, Bad Godesberg und Bonn, in den sich teilweise naturbelassene Freilandflächen wie das Katzenlochbachtal einfügen, sowie einen nordwestlichen Teil zwischen Heimerzheim, Buschhoven und Alfter. Weite Teile des Kottenforstes sind heute Naturschutzgebiete nach der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. (EB/jr)

Auswirkungen hat das schon jetzt auf den Holzhandel, ergänzt Stefan Schütte auf Anfrage. Das „totale Überangebot bei der Fichte“ habe die Preise für das Holz halbiert, der Markt ist gesättigt, eine große Menge werde bereits nach China exportiert. Schütte ist es wichtig, zu betonen, das Spaziergänger im Wald jetzt mehr Rücksicht nehmen müssten, denn es seien viel mehr Forstmaschinen unterwegs. Und Zigaretten sollte man schon gar nicht dabei haben.

Auf keinen Fall mit Zigarette in den Wald

Nadelbäume sind im Kottenforst eigentlich gar nicht zu Hause gewesen. „Die Nutzungsgeschichte des Waldes folgt immer den Ansprüchen der Menschen“, erklärt Stefan Schütte. Weil nach dem Zweiten Weltkrieg Holz für die Stützen von Stollen im Bergbau gebraucht wurden, wurde seinerzeit der Laubwald durch Nadelhölzer ersetzt. „Wir sind seit 30 Jahren dabei, die Laubbäume wieder aufzuforsten“, so Schütte. Die Eiche komme mit Hitze und Trockenheit gut zurecht.

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Natürlich denke man auch hier darüber nach, Bäume anzupflanzen, die den Klimawandel besser ertragen. Für einen Naturpark beziehungsweise ein Naturschutzgebiet gelten da allerdings strengere Regeln. Es werde diskutiert, die Möglichkeiten aufzuweiten. Atlaszedern seien im Gespräch, im Königsforst beispielsweise würden Esskastanien aus dem Mittelmeerbereich verwendet.

Verluste auch bei den Laubbäumen

Bei der Zustandserfassung der alten Laubbäume sieht es auch nicht gut aus. „Gut fünf Prozent sind tot“, sagt Schütte. Sie würden noch im Wald belassen. Die Laubbäume insgesamt seien dünn belaubt und sähen alle krank aus. Weitere Hitzejahre, das wäre fatal. Schütte hofft für die Laubhölzer, dass sich Buchen und Eichen stabilisieren können. Weil auch die Landesregierung ein starkes Interesse daran hat, Stabilität und Widerstandskraft der Wälder zu erhalten, hat das Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz im November 2018 ein Waldbaukonzept mit Empfehlungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung aufgelegt. „Aber die Anpassung der Waldbewirtschaftung an den Klimawandel ist natürlich eine langfristige Aufgabe“, sagt Ministerin Ursula Heinen-Esser.

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