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Hehlerei mit LuxusautosDrei Mitglieder einer Swisttaler Familie angeklagt

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DPA Strafgesetzbuch

Symbolbild

Swisttal – Familientreffen im Saal W 1.13 des Bonner Landgerichts: Auf der Anklagebank muss sich ein Familienvater (47) aus Swisttal wegen banden- und gewerbsmäßiger Hehlerei von Luxuslimousinen und Urkundenfälschung verantworten. Aber auch zwei seiner Söhne, 19 und 20 Jahre alt, sind mitangeklagt. Ein Platz auf der mit Plexiglas abgetrennten Anklagebank jedoch blieb leer: Ein erwachsener Sohn ist im Januar kurzerhand nach Kasachstan ausgewandert. Dorthin, von wo die deutschrussische Familie einst nach Deutschland aufgebrochen war.

Wegen der Corona-Pandemie, so hieß es gestern, habe er leider nicht ausreisen können. Also blieb der Platz leer; das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt. In der ersten Zuschauerreihe schließlich wartete die Ehefrau und Mutter mit drei weiteren Kindern gespannt auf das in Haft sitzende Familienoberhaupt: Sie alle waren ungewöhnlich festlich gekleidet.

Wagen in die Ukraine gefahren

Zwei Jahre lang soll das Familienoberhaupt, das in den 1990er Jahren in den Westen ausgewandert ist, sich höchst erfolgreich auf die Hehlerei von Autos spezialisiert haben. Der Kraftfahrer soll, so weiß es die Anklage, ein führendes Mitglied einer international agierenden Bande sein, der europaweit entwendete oder unterschlagene Fahrzeuge – darunter große Geländewagen, auch mehrere Porsche Cayenne, BMW X6 oder X5 Drive – in die Ukraine gefahren hat, damit dort in einer kriminellen Werkstatt die visuellen sowie elektronischen Identifikationsnummern der Autos gelöscht und sie mit sogenannten Fahrzeugdubletten neu ausgestattet werden konnten.

Anschließend wurden die nunmehr „sauberen“ Autos von den Angeklagten wieder nach Deutschland überführt. In den Straßenverkehrsämtern, unter anderem in Meckenheim, im Rhein-Erft-Kreis und auch in Euskirchen, schlug der Vater laut Anklage mit Alias-Identitäten und entsprechend gefälschten Pässen aus Ungarn, Slowenien oder Rumänien auf.

Bei Durchsuchung 120.000 Euro beschlagnahmt

Aber auch die Kfz-Papiere waren keine Originaldokumente. Allerdings hatten nur in zwei Fällen Mitarbeiter der Verkehrsämter die Fälschungen erkannt, die Zulassungen liefen fast alle reibungslos. Anschließend wurden die – laut Anklage – in Rom, Berlin, Mailand gestohlenen Autos im Neuwert von über einer Million Euro von den Angeklagten oder auch anderen Bandenmitgliedern verkauft. Die Fahnder sollen der Swisttaler Hehler-Familie durch einen Tipp aus Österreich auf die Spur gekommen sein; hier soll ein ehemaliges Bandenmitglied reinen Tisch gemacht haben.

Bei der Durchsuchung wurden bei der kinderreichen Familie, die von staatlicher Unterstützung lebt, insgesamt 120 000 Euro beschlagnahmt: Mit 57 000 Euro hatten die Eheleute ihr gemeinsames Haus finanziert, bei der vielfachen Mutter wurden 36 000 Euro auf einem Sparkonto gefunden und beim Hauptangeklagten, der seit Oktober in Untersuchungshaft sitzt, wurden weitere 23 000 Euro konfisziert. Alle drei Angeklagte haben angekündigt, dass sie sich zu den Vorwürfen äußern wollen.

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