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Interview mit Bert SpillesWas hinter dem Netzwerk bioIP steckt und was geplant ist

Lesezeit 4 Minuten
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Bringen den Bio-Innovationspark voran: Dirk Vianden (l.) und Bert Spilles.

  • Seit September 2020 ist der ehemalige Meckenheimer Bürgermeister Bert Spilles Vorsitzender des Vereins Bio Innovation Park Rheinland, kurz bioIP.
  • Am Mittwoch erläutert er an vertrauter Stelle, nämlich vor dem Hauptausschuss in Meckenheim, das Netzwerk bioIP und die aktuellen Projekte.
  • Im Vorfeld sprach Jacqueline Rasch mit ihm.

Herr Spilles, Sie haben maßgeblich bei der Gründung des Vereins mitgewirkt. Wie kam es eigentlich zur Idee eines Parks für Bio-Innovationen?

Aus der „Regionale 2010“, einem Strukturprogramm der Landesregierung, ging seinerzeit das Projekt AgroHort in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn hervor. Deren Außenlabore wurden hierfür am Standort Klein-Altendorf konzentriert und ausgebaut. Das Konzept hieß „Gärten der Technik“ und sollte innovative Methoden in den modernen Land- und Gartenbauwissenschaften aufzei-gen. Damit wurden die Außenlabore der Uni gestärkt und es entstand ein positiver Effekt für die Region. Bei uns im drittgrößten Obstanbaugebiet Deutschlands waren die Voraussetzungen dafür natürlich super. Die Verantwortlichen waren sich damals einig, man müsse zur Kontinuität und Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandorts und zur besseren Vernetzung von Forschung und regionaler Wirtschaft ein Netzwerk aufbauen.

Dieses Netzwerk, dieser Verein, wurde dann 2015 gegründet, zwischen Meckenheim und Rheinbach entstand ein einzigartiger Kompetenz- und Präsentationsraum ...

Alles zum Thema Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Ja, Gründungsmitglieder waren die Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Städte Meckenheim und Rheinbach sowie 19 regionale Unternehmen. Allerdings hatte jeder seine Hauptarbeit, alles lief ehrenamtlich ab. Dennoch haben wir schon Projekte wie das der Uni Bonn mit TeeGschwendner aus Meckenheim, der „Apfelminze“ umsetzen können. Die Kräuter werden hier angebaut, es ist eine Kooperation mit einem Bio-Bauern und die Verpackung besteht aus pflanzlichen Reststoffen. Auch die Profilierung des „Unternehmerparks Kottenforst“ als klimaneutraler Gewerbepark im Kompetenzareal des bioIP war eine Idee im Rahmen eines Forschungsprojektes der Uni Bonn gemeinsam mit den Städten Meckenheim und Rheinbach.

Sichtbares Zeichen dafür ist in Meckenheim die sogenannte Workbox, ein kleines Experimentalgebäude im Unternehmerpark als Beispiel für das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen. Gibt es weitere Projekte?

Wir haben gerade beim NRW-Bauministerium eine Projektskizze zum Förderaufruf für „Digitales und innovatives Bauen“ abgegeben mit dem Ziel, neben dieser Workbox ein Demonstrationsgebäude aus biobasierten Baustoffen zu errichten. Damit wollen wir analysieren, dokumentieren und publizieren wie sich die Materialien im Echtbetrieb verhalten. Das Gebäude würde dafür mit Sensoren ausgestattet und die Entwicklung von der Alanus Hochschule Alfter dokumentiert.

Es werden also Player aus Lehre und Forschung mit der Wirtschaft zusammengebracht. Das alles geschieht aber weitestgehend nach außen unsichtbar?

Weil die überwiegende Vereinsarbeit ehrenamtlich lief, ist nicht so viel in die Öffentlichkeit gekommen. Wir sind hier klar hinter unseren Möglichkeiten geblieben. Die Themen Grüne Technologien, Bio-Ökonomie oder Agrarbusiness und nachwachsende Rohstoffe werden gesellschaftlich immer wichtiger. Deshalb ist es notwendig sich in der Vereinsstruktur professioneller aufzustellen. Mit Dirk Vianden, dem ehemaligen Kanzler der Alanus Hochschule, haben wir erstmals einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Allein der Bereich der Akquise von Fördermitteln erfordert viel Aufwand. Es gibt im Bereich der Bioökonomie erhebliche Fördergelder. Vieles davon geht im Rahmen des Sofortprogramms der Bundesregierung für den Strukturwandel ins Rheinische Revier. Eines der geförderten Themenbereiche ist „Agrobusiness und Ressourcen“, also genau das, woran der bioIP schon seit Jahren aktiv arbeitet.

Also vernetzten Sie sich auch mit dem Rheinischen Revier?

Wir sind mit den Verantwortlichen in Kontakt, um einen regelmäßigen Austausch und sinnvolle Kooperationen zu manifestieren. Erfreulich ist, dass das Land auch Kompetenzen außerhalb des Reviers fördert. Aber es wird die Frage kommen: Was haben wir hier in der Region davon?

Aber so klein darf man doch heute nicht mehr denken ...

Da haben Sie Recht. Innovationen lassen sich nicht verordnen. Vielmehr braucht es beste Bedingungen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, damit sie entstehen können. Es wird Zeit, dass die anwendungsbasierte Forschung die Unternehmen erreicht. Im Institut für Ernährungsökonomie und Ressourcenökonomie der Uni Bonn befassen sich Studenten mit Innovationsmanagement, das heißt, es wird untersucht, wie innovativ Unternehmen aufgestellt sind. Gerade jüngst haben wir die Uni mit der Firma Rasting in Meckenheim diesbezüglich zusammengebracht. Wir haben eine tolle Forschungs- und Unternehmerlandschaft und ich bin zutiefst überzeugt, es wird sich – wenn wir alle mitziehen – eine eigene Dynamik entwickeln.

Nun ist es bestimmt vorteilhaft, wenn man wie Sie die meisten Akteure kennt?

Ja, und es macht Sinn und große Freude, die klugen Köpfe zusammenzubringen. Durch die Corona-Pandemie sind unsere Aktivitäten für die Vereinsmitglieder derzeit stark eingeschränkt. Dennoch planen wir im Juni beispielsweise eine Veranstaltung zur Digitalisierung in der Landwirtschaft. Es geht zum Beispiel im Zusammenhang mit den Hitzesommern um den Aufbau von Wetterstationen oder Sensoren für die Bodenfeuchtigkeit. Wir arbeiten auf mehreren Baustellen, aktiv und reaktiv, wenn Unternehmen auf uns zukommen. Unser Ziel ist es, ein „NRW-Kompetenzzentrum für Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“ hier zu etablieren. Daher erläutere ich im Ausschuss gerne, warum es so wichtig ist, dass Meckenheim und Rheinbach den Verein und sein Kompetenznetzwerk mit einer Anschubfinanzierung unterstützen.

Wird das wohl ein komisches Gefühl sein, wieder vor dem Ausschuss am Mikrofon zu stehen?

Ich freue mich drauf. Es ist von Vorteil, wenn man die Spielregeln ein bisschen kennt. Wir knüpfen Netzwerke für neue Ideen und dies ist die Gelegenheit, auch den neuen Ausschussmitgliedern den Bio Innovation Park vorzustellen. In Rheinbach ist der Termin hierfür am 20. Mai.

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