Jahreswechsel in BornheimInternationale Silvesterfeier bei Familie Lütz

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Ein Büfett mit Spezialitäten aus zehn verschiedenen Ländern hat Isabelle Lütz (r.) mit ihren Gästen vorbereitet.

Ein Büfett mit Spezialitäten aus zehn verschiedenen Ländern hat Isabelle Lütz (r.) mit ihren Gästen vorbereitet.

Bornheim-Merten – „Das Essen ist fertig“, rief Isabelle Lütz. Es war kurz vor 22 Uhr am Silvesterabend, als die in der Flüchtlingshilfe engagierte Frau aus Merten in ihrem Hause rund 30 Gäste aus zehn Nationen zu Tisch bat, darunter mehr als zehn Kinder. Es waren Menschen, die vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen mussten und in Bornheim ein neues zu Hause gefunden haben. „Ich denke, wir alle haben den gleichen Gott und deswegen können wir auch gemeinsam zu ihm beten. Wir danken ihm für das gute Essen und bitten ihn um Frieden, dort wo Krieg ist und um Hilfe, wo Armut herrscht“, sagte sie.

Und dann begann auch schon der Ansturm auf das internationale Büfett mit Spezialitäten aus Syrien, Albanien, Ghana, Nigeria, Armenien, Eritrea, Kurdistan, Türkei, Irak und Deutschland. Es war einer der Höhepunkt des Abends, der bereits am späten Nachmittag begann. Denn gemeinsam mit den meisten ihrer Gäste hatte Isabelle Lütz auch in diesem Jahre wieder die verschiedenen Gerichte in der Küche ihres Hauses zubereitet.

Erste internationale Silvesterparty 2014

Noch genau erinnert sich auch Hausherr Manfred Lütz an die erste internationale Silvesterparty 2014 in seinem Haus. „Unsere Töchter wollten nicht mehr mit uns den Jahreswechsel feiern“, berichtete der Bestsellerautor und Psychiater. Das habe seine Frau und ihn auf die Idee gebracht, Menschen einzuladen, die ihr zu Hause verloren haben und die gerade Silvester ja sehr traurig sein müssten, so weit weg von zu Hause. „Zusammen feiern macht doch einfach viel mehr Spaß“, sagten sich die Eheleute damals wie heute. Am Montagabend startete so die inzwischen fünfte internationale Silvesterparty in ihrem Haus in Bornheim-Merten.

„Unsere Mama“

Bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Flüchtlingshilfe und bei der Lebensmittelhilfe der evangelischen und katholischen Kirche (LeBeka) hat Isabelle Lütz (62) die Frauen, Männer und Kinder kennengelernt, die ihre Heimat wegen Krieg oder Verfolgung verlassen mussten und im Stadtgebiet Bornheim ein neues zu Hause gefunden haben. Seit Jahren unterstützt und hilft sie den Menschen fast rund ums Jahr. Viele nennen sie deswegen längst „unsere Mama“.

Im Bornheimer Stadtgebiet engagieren sich zahlreiche Männer und Frauen für die neuen Nachbarn in den kleinen und großen Sorgen, die mit Fremdheit und Sprachschwierigkeiten verbunden sind. Wer sich über eine Mitarbeit informieren möchte, kann sich direkt an die Flüchtlingshilfe wenden: info@fluechtlingshilfe-bornheim.de. (mkl)

„Ich kann nicht kochen, deswegen übernehme ich den Fahrdienst“, erklärte Manfred Lütz. Tatsächlich machte er sich als Chauffeur quasi unentbehrlich. Persönlich und im Familienauto holt er nämlich die internationale „Gesellschaft“ aus dem Stadtgebiet Bornheim in ihren Unterkünften ab und fuhr sie nach der Feier auch wieder zurück.

Wenn Isabelle Lütz von ihren Gästen spricht, dann erzählt sie von menschlichen Begegnungen, weder von oben herab noch von unten herauf. „Es ist schon beeindruckend, wie toll sogar schon die Kinder mithelfen“, sagte sie.

Begeisterung bei den Gästen

„Dieses gemeinsame Fest ist wirklich sehr schön“, freuten sich auch Mays Almhetahawi (38) und ihr Mann Osama Doweear (39) aus Syrien. Erst vor eineinhalb Jahren sind sie vor dem Krieg von Syrien nach Deutschland geflüchtet. Begeistert war die Syrierin vor allen Dingen von der Herzlichkeit der Gastgeber und von den verschiedenen Menschen und Kulturen. Und ganz toll fand sie die Möglichkeit, die Verschiedenheit der Gäste über das Essen besser kennenzulernen. In Syrien haben sie und ihr Mann den Jahreswechsel immer mit einem großen Fest und mit der ganzen Familie gefeiert. Deswegen vermisse sie besonders an Silvester Syrien und Damaskus noch viel mehr.

Ganz ähnlich ergeht es auch Said Zaineddin (27). Auch er flüchtete vor dem Krieg in Syrien. Unvergessen bleibt ihm das erste Lütz'sche Silvesterfest 2014. „Damals war ich erst wenige Wochen in Deutschland und habe so gut wie gar kein deutsches Wort verstehen und sprechen können“, erinnert er sich. Das sei zwar jetzt anders. „Doch ich muss noch viel mehr Deutsch lernen“, sagte er. Ein erstes Praktikum in einem Krankenhaus hat er als Pflegeassistent bereits absolviert. Gut könnte er sich aber auch vorstellen, in einem technischen Beruf zu arbeiten. Für die Silvesterparty hatte er einen original syrischen Salat mit Bulgur, Petersilie, Granatäpfeln und viel Zitrone zubereitet.

Eintopf nach Orginalrezept

Selam Araya (29) bereicherte die Tafel mit einem Eintopf nach einem Originalrezept aus ihrer Heimat Eritrea. Dazu wurde syrisches, gebratenes Brot gereicht und gebackene Fleischschnecken aus Albanien. Gut schmeckten aber auch der Reis mit gebratenem Geflügel, ebenfalls aus Syrien, der armenische Fleischsalat und das rheinische Sauerkraut.

Noch keine zwei Jahre ist es her, dass Gohar Askanasya (53) aus politischen Gründen aus ihrer Heimat Armenien flüchten musste. „Ich lerne jeden Tag deutsch“, berichtete sie. Sie geht mit einem sehr guten Gefühl in das neue Jahr. „Am 6. Januar 2019 beginnt mein Praktikum“, sagte sie. Sie möchte nun Friseurin werden und ist zuversichtlich, dass ihr das auch gelingen kann.

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