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King of PopVorwürfe gegen Jackson bringen Bonner Bundeskunsthalle in Bedrängnis

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Michael Jackson

Michael Jackson

Bonn – Missbrauchsvorwürfe gegen den US-Popstar Michael Jackson bringen nun auch die Bonner Bundeskunsthalle in Bedrängnis, die vom 22. März bis 14. Juli die Ausstellung „Michael Jackson – On The Wall“ zeigen will.

Es handelt sich um eine Schau mit Porträts des King of Pop, eine Hommage von mehr oder weniger künstlerischen Fans – von Andy Warhol bis Paul McCarthy. Die Ausstellung lief bereits unbeanstandet in der Londoner Portrait Gallery und im Pariser Grand Palais. Doch jetzt mit den Vorwürfen, die die HBO-Dokumentation „Leaving Neverland“ ins Feld führt, erhält die Jackson-Schau eine besondere Brisanz. Zwei Männer berichten in dem Film, der in Deutschland am 6. April auf ProSieben gezeigt wird, sie seien von dem 2009 gestorbenen Star als Kinder missbraucht worden.

„Wir sind schockiert über die Vorwürfe“

„Ist Michael Jackson wirklich der Künstler für das Jahr 2019 in der Bundeskunsthalle?“, fragt die „Welt“. Und: „Welche Botschaft will die Bundeskunsthalle senden?“ Rein Wolfs, Intendant der Bundesinstitution, zeigt sich, obwohl er die Doku noch nicht gesehen hat, erschüttert: „Wir sind schockiert über die Vorwürfe“, sagte er dieser Zeitung. Gleichwohl sieht er keinen Anlass, die Bonner Schau abzusagen. „Wir wollen sie zeigen, weil sie eine historische, kunsthistorische Ausstellung ist, die Kunstwerke sind nicht schuldig“, meint Wolfs. „Wir haben es mit der Ausstellung in der Hand, uns an der Debatte zu beteiligen“, sagt der Intendant. „Der Diskurs ist richtig und wichtig.“

Wolfs: „Wir werden aber nicht in die Ausstellung eingreifen.“ Mit etlichen Formaten will Wolfs der vor zwei Jahren konzipierten Schau begegnen: Es werde eine kritische Klammer geben, die die Thematik von Missbrauchsfällen und sexueller Instrumentalisierung ansprechen werde. Wolfs denkt an erklärende Texte am Anfang und Ende der Schau, an öffentliche Gespräche und an Ansprechpartner in der Ausstellung, an die sich Besucher wenden können. Für den 3. April, drei Tage vor der Ausstrahlung der Doku in Deutschland, sei eine Talkrunde in Kooperation mit der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in der Bundeskunsthalle geplant. Thema: „Die Freiheit der Kunst und der Wissenschaft.“ In dem Kontext würden auch die Themen Pädophilie und sexueller Missbrauch sowie die Debatte um Jackson besprochen. Der, so betont Wolfs, sei nie der Vergehen schuldig gesprochen worden.

Geschichte eines labilen Egomanen

Die erstmals Ende Januar beim Sundance Film Festival gezeigte Doku „Leaving Neverland“ sei, so der „Spiegel“, die Geschichte eines labilen Egomanen, der sich in einer Kinderrolle inszeniere, „die in keinem Verhältnis zu seinem Einfluss und seinem Alter steht; der in dieser Rolle jungen Kindern Sex als Liebesbeweis verkauft; der seinen Opfern Geheimhaltung einschärft; der sie, sobald sie die Pubertät erreichen, gegen neue, jüngere austauscht. Und der sich einen Dreck darum schert, dass er Familien bezirzt, auseinanderreißt, benutzt, wegwirft“.

Etliche große Radiosender in Kanada nahmen angesichts der neuen Vorwürfe die Hits von Jackson aus dem Programm. Auch Sender in Norwegen und Neuseeland reagierten bereits mit Zensur. Deutsche öffentlich-rechtliche Sendeanstalten reagierten bislang abwartend. Man wolle das Thema weiter genau beobachten, heißt es.

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