300 ExponateNeues Doku-Zentrum im Haus Schlesien in Heisterbacherrott eröffnet

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Bürgermeister Lutz Wagner (Mitte) ließ sich von Leiterin Nicola und Professor Dr. Michael Pietsch die Ausstellung zeigen. 

Königswinter – Schon im Treppenhaus auf dem Weg zum neuen Ausstellungsraum im Haus Schlesien wird der Besucher mit Zitaten neugierig gemacht. Wo früher in Wechselausstellungen in Vitrinen Porzellan, Glas oder Kunsthandwerk präsentiert wurde, ist das völlig neu gestaltete Dokumentations- und Informationszentrum entstanden.

Leiterin Nicole Remig erklärt gemeinsam mit dem Präsidenten des Vereins „Haus Schlesien“, Michael Pietsch, den Aufbau und die Struktur der neuen Dauerausstellung. „Wir haben viele neue Medienstationen installiert, wo man visuell oder auch akustisch Informationen aufnehmen kann.“

Nach Betreten des Raums fällt ein Barockschrank als Leitobjekt ins Auge. Die erste Medienstation, auf der eine Diashow läuft, ist in der Landesform von Schlesien nachgebildet. Acht Themen-Häuser mit rund 300 Exponaten erwarten die Gäste.

Mitmachstationen erweitern Wissen spielerisch

Dank der digitalen Medienstationen können die Informationen vertieft werden oder weisen auf Besonderheiten und Beziehungsgeflechte Schlesiens als europäischem Wirtschafts- und Kulturraum. Auch interaktive Mitmachstationen sprechen verschiedene Sinne an und ermöglichen eine spielerische Wissenserweiterung. Es werden Kernpunkte der schlesischen Geschichte dargestellt, oder aber auch geschichtliche Ereignisse wie die Darstellung einer Kriegsschlacht mit Zinnfiguren.

Natürlich beschäftigt sich die Ausstellung mit dem Thema Nationalsozialismus. Durch den Zweiten Weltkrieg und die Entscheidung der Siegermächte ist eine ungeheuere Flucht- und Wanderbewegung verursacht worden, die deutlich aufgezeigt, datiert und quantifiziert wird.

Exponate stammen aus Sammlungen des Hauses

Ein wichtiger Baustein ist die Geschichte des St. Annabergs, einer der wichtigen Pilgerorte für sowohl deutsch- als auch polnischsprachige oberschlesische Katholiken. Das Thema Immigration, Flucht und Vertreibung ist ein wichtiger Bereich der Ausstellung.

Alte gestapelte Koffer sind hier ein Leitobjekt des Moduls. Und am Ende des Raums gibt es doch noch ein paar Vitrinen mit einigen Sammlungsstücken. „Es sind überwiegend Exponate aus unseren Sammlungen. Es ist wenig von außen dazu gekommen. Wir haben es nur völlig neu interpretiert“, betont Nicola Remig.

Das Ankommen in der neuen Welt wird mit Wahlwerbung für Vertriebene aus den 1950er Jahren dokumentiert. Typische schlesische Gerichte kann man einfach nachkochen, kleine Rezeptkärtchen wie die „Schlesischen Häckerle“ gibt es gratis zum Mitnehmen. Im letzten Raum beschäftigt sich dann die Ausstellung mit der Heiligen Hedwig, der Schutzpatronin der Schlesier.

Schau ist zweisprachig erläutert

Zum Opening-Event überzeugte sich Bürgermeister Lutz Wagner von der Wichtigkeit der Ausstellung, die zweisprachig demnächst auch von vielen polnischen Studenten besucht werden wird. Am 30. Juni wird es dann zur offiziellen Eröffnung noch einen Festakt mit geladenen Gästen geben.

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Der Umbau und die Modernisierung haben 1,6 Millionen Euro gekostet. Finanziert wurde das Großprojekt durch Mittel der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Rund 600.000 Euro waren für die Baukosten inklusive Brandschutzmaßnahmen vorgesehen, mit etwa einer Million Euro schlug die Ausstellungsgestaltung zu Buche. Das Land NRW und der Trägerverein sind laut Leiterin Nicola Remig mit je 60.000 Euro beteiligt.

„Zum Glück war die gesamte Finanzierung Ende 2019 in trockenen Tüchern. Die Pandemie hat nur dazu geführt, dass der geplante Termin der Eröffnung Ende 2021 nicht ganz eingehalten wurde.“ Mit der fünfmonatigen Verzögerung können alle Verantwortlichen sehr gut leben.

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