Endlich wieder Spielplatz!Der große Ansturm im Siebengebirge bleibt aus

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Nichts wie rauf aufs Spielgerät: Wie hier im Stadtgarten von Königswinter sind Spielplätze wieder geöffnet – unter Auflagen.

Nichts wie rauf aufs Spielgerät: Wie hier im Stadtgarten von Königswinter sind Spielplätze wieder geöffnet – unter Auflagen.

Bad Honnef/Königswinter – Bad Honnef/Königswinter. Die erste Annäherung ist zaghaft. Aber schon im nächsten Moment ist alle Scheu verflogen, und Emily (6; Name geändert) schlüpft geschickt durch das Netz aus Seilen, bis sie auf der Spitze des Klettergerüstes thront. Papa Silvio Schulze (42) zückt voller Stolz die Handy-Kamera. Die Erleichterung über die Wiederöffnung der Kinderspielplätze steht den beiden ins Gesicht geschrieben. In Bewegung zu bleiben, sei in den vergangenen Wochen schwierig gewesen: „Wir sind viel Fahrrad und Inliner gefahren“, erzählt Schulze.

Der große Ansturm blieb auf dem Spielplatz am Königswinterer Stadtgarten gestern Mittag zwar aus. Ganz allein sollten die beiden aber nicht bleiben. In sicherem Abstand erklimmt Luisa (2) die untersten Streben der Seilspinne. Papa Bruno Rodriguez steht daneben und passt auf, die Atemmaske unters Kinn gezogen.

Am Eingang klebt ein Hinweisschild mit Abstands- und Hygieneregeln. Dass Kinder beim Spielen den nötigen Sicherheitsabstand einhalten, sei „nicht realisierbar“, glaubt der 37-Jährige, der mit seiner Tochter extra aus dem rheinland-pfälzischen Oberwinter angereist ist: „Dort sind die Spielplätze noch geschlossen.“ Ein paar Meter weiter haben es sich Miriam und Dirk Heinrich aus Königswinter mit einer Kanne Kaffee auf der Parkbank gemütlich gemacht. Ihre Tochter Celine hat derweil mit ihrer Freundin Carolina (beide 10) die Schaukel gekapert. „Das Rennen und Toben hat ihnen gefehlt“, sagt Miriam Heinrich (31). Bei schönstem Wetter wochenlang allein zu Hause zu sitzen, sei für die Mädchen zu langweilig gewesen. „Sie haben sich gefreut, als wären sie noch nie auf einem Spielplatz gewesen“, erzählt Dirk Heinrich (37) lachend.

Museen öffnen wieder

Es geht wieder los: Das Siebengebirgsmuseum in der Kellerstraße ist ab heute wieder geöffnet, und Schloss Drachenburg auf halber Höhe zum Drachenfels macht ab Samstag für Besucher wieder auf. In beiden Kultureinrichtungen gelten die Corona-Regeln mit Abstandsgeboten und Maskenpflicht.

Im Siebengebirgsmuseum (Kellerstraße) ist die Besucherzahl auf maximal 40 begrenzt, teilte die Stadt mit. Im Eingangsbereich stehen Desinfektionsmittel zur Verfügung. Die aktuelle Ausstellung „Vom Rhein nach Italien“ ist verlängert worden und nun bis zum 28. Juni zu sehen. Das Haus ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Schloss Drachenburg hat ab Samstag, 9. Mai, immer mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, teilte das Gründerzeitmuseum auf Anfrage mit. Ein- und Ausgang sind am oberen Parktor, die Vorburg bleibt dagegen vorerst geschlossen. Während der Park sehr weitläufig ist, sind im Schloss selbst maximal 80 Besucher zugelassen. Mitarbeiter kontrollieren den Zugang und die Einhaltung der Abstandsregeln.

Die Nibelungenhalle mit dem Reptilienzoo hat schon seit Montag wieder geöffnet. Auch hier gelten, wie Eigentümerin Marlies Blumenthal betont, die Corona-Regeln inklusive Maskenpflicht. Eine strikte Personenbegrenzung gebe es nicht, zwei Leute kümmerten sich am Wochenende um den Zugang, so Blumenthal. (csc)

Auch ein paar Kilometer weiter südlich – in Bad Honnef – wollen sie nur spielen, dürfen es aber am Donnerstagvormittag zunächst noch nicht: Nach wie vor ist der Spielplatz am Vogelbrunnen in der Fußgängerzone von einem hohen Bauzaun umgeben.

„Unverständlich“ ist das für Petra Schmidt (42), die mit ihrer Tochter Steffi (3) vor dem Zaun auf der Mauer sitzt: „Wir sind extra hergekommen.“ Für ihre Tochter, die Einzelkind ist, seien die vergangenen Wochen ohne ihre Freunde aus dem Kindergarten hart gewesen – genauso für die Eltern, die momentan beide im Home-Office sind.

Auch auf der Insel Grafenwerth verhindern Flatterband und ein Vorhängeschloss den Zutritt zu Rutsche, Schaukel, Wippe und Co. Robby Wolf (43) aus Königswinter spielt stattdessen mit Sohn Ben (6) und Tochter Lea (2) auf der Wiese nebenan Fußball: „Meine Kinder sind extrem heiß auf den Spielplatz.“ Lange müssen sie sich wohl nicht mehr gedulden: Im Laufe des gestrigen Tages sollten die Spielplätze in Bad Honnef „step by step“ von den Mitarbeitern des Bauhofs geöffnet werden, erklärte Carolin Böhm vom städtischen Fachdienst Umwelt und Stadtgrün auf Anfrage der Rundschau.

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