HochwasserAutos bleiben in Bad Honnef in Unterführung stecken

Lesezeit 4 Minuten
Zwar wiesen Schilder auf die Überschwemmung der Unterführung „Am Steinchen“ in Bad Honnef hin, mehrere Autofahrer manövrierten sich trotzdem in das Hochwasser.

Zwar wiesen Schilder auf die Überschwemmung der Unterführung „Am Steinchen“ in Bad Honnef hin, mehrere Autofahrer manövrierten sich trotzdem in das Hochwasser.

KÖNIGSWINTER/BAD HONNEF – Das Wasser steht Karl Berzen bis zum Hals – im wahren Sinne des Wortes: Das Hochwasser hat sein Bistro an der Rheinpromenade geflutet, die letzten Tage haben Berzen und seine Helfer damit zugebracht, das komplette Café leerzuräumen und das Mobiliar in Garagen zu retten.

Wenn sich das Wasser zurückgezogen hat, beginnen für den Inhaber die Renovierungsarbeiten: „Alles muss sauber gemacht werden, wahrscheinlich müssen wir auch neu streichen.“ Wasser und Schlamm haben ihre Spuren auf den vormals weißen Wänden hinterlassen. Berzen nimmt’s mit Humor: „Ein bisschen Farbe, dann läuft das wieder.“

Ausnahmezustand ist fast Normalität

Der Ausnahmezustand ist für den Café-Besitzer fast schon Normalität: Mehr als zehnmal habe sich sein Bistro nach Überschwemmungen bereits einer Generalüberholung unterziehen müssen. An einer Säule prangen die Pegelstände vergangener Hochwasser – an die höchste Markierung knapp unter der Decke, die aus dem Jahr 1993 stammt und bei 10,51 Metern liegt, kommt das jetzige Hochwasser nicht heran: Laut Informationen des rheinland-pfälzischen Landesamtes soll der Pegel heute bei 8,19 Metern seinen Höhepunkt erreichen und ab spätem Vormittag wieder sinken.

Alles zum Thema Deutsche Bahn

Mit 50 Einsatzkräften hatte die Freiwillige Feuerwehr am Samstag in gefährdeten Straßen in der Altstadt und Niederdollendorf rund 40 Meter lange Stege für die Anwohner in der Kellerstraße, Klotzstraße, Tomberger Straße und Altenberger Gasse aufgebaut. In Niederdollendorf wurden ebenfalls Stege errichtet. Für fünf Häuser in der Hauptstraße 557 bis 569 hat die Feuerwehr einen Not-Fahrdienst eingerichtet und Bewohner außerdem in den Feuerwehrhäusern mit Sandsäcken versorgt.

„Die meisten Rheinanlieger sind mittlerweile hochwassererprobt“, so Heiko Basten, Löschzugführer der Altstadt. Besitzer von Cafés und Hotels hatten sich hinter Holzbarrikaden verschanzt, viele Anwohner hätten Wasserpumpen im Keller. Doch nicht jeder war für den Ernstfall gewappnet: Menday Zangmo ist vor zweieinhalb Jahren aus Bonn in die Altstadt gezogen und erlebte zum ersten Mal die Schattenseiten ihrer Bilderbuch-Wohnlage am Rhein: Das Wasser in ihrem Keller stand knöcheltief, behutsam watete die Bhutanerin in Gummistiefeln bis zur Pumpanlage. Wie die funktioniert, weiß sie nicht genau, und der Vermieter ist im Urlaub. Zunächst soll eine kleinere Pumpe aus dem Baumarkt den Schaden klein halten.

Spaziergänger verharrten staunend

Land unter hieß es auch wenige Kilometer weiter auf der Insel Grafenwerth in Bad Honnef. Parkbänke und Straßenschilder standen unter Wasser, Spaziergänger verharrten staunend, beide Brücken zu der Insel wurden gesperrt. Im Bad Honnefer Bahnhof stand in der Unterführung für Fußgänger Wasser. Laut Wehrsprecher Björn Haupt sperrte die Deutsche Bahn den Bahnhof gegen 15 Uhr, Reisende mussten in Rhöndorf aussteigen.

Wolfgang Reifenhäuser aus Rheinbreitbach ließ sich von alldem nicht stören: Seelenruhig hielt der 49-Jährige seine Angel in den Fluss und erklärte achselzuckend: „Bei Hochwasser beißen größere Fische an.“

Verkehr

Das Hochwasser hat den Straßenbahnverkehr zwischen Königswinter und Bad Honnef lahmgelegt: Von Oberdollendorf bis Bad Honnef verkehren Ersatzbusse. Am Samstagabend wurde der Parkplatz an der Endhaltestelle der Linie 66 gesperrt, die Autos sollten entfernt werden.

Der Fährverkehr von Königswinter nach Mehlem wurde ebenfalls eingestellt. Die Linie 66 fuhr seit dem späten Samstagnachmittag nur noch bis Oberdollendorf, ein Ersatzverkehr per Bus war die Alternative. In Bad Honnef-Rhöndorf wurde die Ausfahrt der Bundesstraße 42 gesperrt, weil an deren Ende in einer Senke das Wasser stand. Gestern sollte auch die Auffahrt der B 42 in Richtung Süden dicht gemacht werden.

An der dortigen Unterführung „Am Steinchen“ versuchte ein Paar aus Königswinter am Samstag trotz der Verkehrssperrung, mit seinem Auto durchzufahren. Das Ergebnis: Der Wagen blieb in dem hohen Wasser stecken, die Feuerwehrleute mussten die Insassen aus dem Fahrzeug bergen.

Ein ähnliches Bild bot sich der Wehr gestern Mittag: Eine ältere Dame aus Königswinter hatte offensichtlich die Warnbeschilderung an der Unterführung nicht beachtet und war mit ihrem Auto ebenfalls in den Fluten liegengeblieben. Sie musste aus dem Wagen befreit und wegen Unterkühlung im Krankenhaus behandelt werden. Die Feuerwehr hatte große Mühe, das Fahrzeug zu entfernen, auch weil die Automatik auf „Parken“ eingestellt worden war. Unter anderem musste ein Abschleppunternehmen eingeschaltet werden und es waren rund 50 Meter an Stahlseil notwendig. Laut Feuerwehr Bad Honnef versuchten insgesamt vier Fahrzeuglenker, die vollgelaufene Unterführung zu durchqueren, bei zweien war Hilfe der Rettungskräfte nötig. (mo/gri)

Rundschau abonnieren