Königswinterer zu Gast in Verdun„Mit aller Kraft für Frieden eintreten“

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Gedenken auf dem französischen Soldatenfriedhof Chattancourt: Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz (2.v.l.) und sein Amtskollege Michel Gouprinchas (3.v.l.) aus Cognac.

Gedenken auf dem französischen Soldatenfriedhof Chattancourt: Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz (2.v.l.) und sein Amtskollege Michel Gouprinchas (3.v.l.) aus Cognac.

Königswinter/Cognac – Die Bürgermeister der Partnerstädte Königswinter und Cognac, Peter Wirtz und Michel Gourinchas, haben 100 Jahre nach Unterzeichnung der Waffenstillstandsvereinbarung bei Verdun der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht. Sie taten dies stellvertretend für die Millionen Opfer dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ jeweils am Grabe eines Bürgers aus ihrer Stadt, die im Ersten Weltkrieg vor Verdun gefallen sind, teilt die Stadt Königswinter gestern mit: Soldat Léon-Camille Jourdan aus Cognac war 29 Jahre alt, als er fiel, Unteroffizier Karl Ermekeil aus Königswinter wurde nur 21 Jahre alt.

„Léon-Camille Jourdan und Karl Ermekeil sind durch ihre Opfer Zeugen der französisch- deutschen Freundschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand, geworden“, sagt Bürgermeister Michel Gourinchas in seiner Ansprache am Grab von Léon-Camille Jourdan auf dem Soldatenfriedhof in Chattancourt. „Man sollte niemals vergessen, dass die Völker und Politiker aus Deutschland und Frankreich vereint daran gearbeitet haben, den Frieden in diesem großen geografischen, kulturellen und humanitären Lebensraum Europa zu gestalten. Auch wenn diese große Nation heute wie ein gelähmter Riese wirkt, hin und her gerissen durch gegenseitige Interessen und Abkapselung – dass Europa notwendig ist, muss laut und deutlich bestärkt werden“, so Gourinchas weiter.

Königswinter war die erste Stadt, mit der Cognac 1989 eine Partnerschaft begründet hat. Weltweit ist Cognac heute mit insgesamt neun Städten freundschaftlich verbunden.

„Für Frieden eintreten“

Wenig später auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Liny-sur-Dun versammelten sich neben den beiden Bürgermeistern und Vertretern der beiden Partnerschaftsvereine auch einige Bewohner des Ortes um das Grab Nr. 100 von Unteroffizier Karl Ermekeil. „Ich bin dankbar, dass wir in einer Epoche des Friedens daran arbeiten dürfen, dass der Frieden in Europa dauerhaft gesichert werden kann und die Freundschaft zwischen unseren Völkern wächst“, erklärte Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz. „Die Gräber aus dem Ersten Weltkrieg sind uns Mahnmal dafür, dass wir mit aller Kraft für den Frieden eintreten müssen. Frieden und Freundschaft sind nicht selbstverständlich, daher danke ich meinem Freund und Bürgermeisterkollegen Michel Gourinchas und allen Freunden und Begleitern für ihr Zeichen am heutigen Tag. Das gemeinsame Gedenken ist Beleg für eine 30-jährige feste freundschaftliche Beziehung zwischen unseren Städten. Lasst uns gemeinsam weiterhin für die Partnerschaft und den Frieden arbeiten!“

Wirtz und Gourinchas legten Blumengebinde nieder, die auf Schleifen in den Nationalfarben die Namen beider Städte tragen. Abschluss dieser nicht alltäglichen Zeremonie war ein Besuch des Beinhauses von Douaumont. Hier werden die Gebeine von mehr als 130 000 französischen und deutschen Soldaten, die nach der Schlacht um Verdun nicht identifiziert werden konnten, aufbewahrt. Mit dabei war eine Abordnung des Partnerschaftsvereins Königswinter-Cognac mit seinem Vorsitzenden Karl Schmitz an der Spitze sowie Ulrich Berres, der bei der Stadtverwaltung unter anderem für die Städtepartnerschaften zuständig ist. Die Organisation vor Ort lag in den Händen von Julien Hauser aus Cognac, der über viele Jahre als Landesbeauftragter für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Verwalter des Deutschen Soldatenfriedhofs in Berneuil tätig war. (EB)

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