Nasseplatz geschlossenTote Wildkatze bekommt offizielles Siegel

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Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster (2.v.r.) wurde (v.l.) von VVS-Chef Hans Peter Lindlar, VVS-Geschäftsführer Werner Stieber und Beiratsmitglied Monika Dierichs, die im Juni 2018 die tote Wildkatze gefunden hatte, unterstützt. 

Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster (2.v.r.) wurde (v.l.) von VVS-Chef Hans Peter Lindlar, VVS-Geschäftsführer Werner Stieber und Beiratsmitglied Monika Dierichs, die im Juni 2018 die tote Wildkatze gefunden hatte, unterstützt. 

Königswinter-Ittenbach – Als Monika Dierichs am 4. Juni 2018 auf dem Weg zu ihrem Yoga-Kurs durch das Schmelztal in Bad Honnef fuhr, da entdeckte sie nahe den Serpentinen im oberen Teil der Landstraße 144 eine tote Katze. „So weit von der Zivilisation entfernt – das kann eigentlich nur eine Wildkatze sein“, dachte sich die Buchholzerin, die – größer kann ein Zufall kaum sein – von Haus aus Diplom-Biologin ist und sich als „Wildkatzenbotschafterin“ im Umweltverband BUND engagiert.

Nach einer ausführlichen Untersuchung im Museum Koenig in Bonn und einer Genanalyse des Senckenberg Instituts in Gelnhausen stand etwa ein Jahr nach dem Fund offiziell fest, dass es sich bei der toten Katze um „eine echte Wildkatze der Art Felis silvestris silvestris“ handelt, wie es im offiziellen Bescheid heißt. Die galten im Siebengebirge lange als ausgestorben, weil sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts stark bejagt wurden, wie Monika Dierichs weiß. Sie hätten als „böse Tiere“ gegolten, die angeblich sogar Hirschkälber töteten. Dabei ernährten sie sich fast ausschließlich von Mäusen. Als 2009 im Siebengebirge der Nationalparkstreit im wahren Sinne des Wortes tobte, da wurde auf Befürworterseite auch immer mal wieder die Ansiedlung der Wildkatze ins Gespräch gebracht. 2010, so weiß Dierichs, wurde durch ein totes Tier der erste Nachweis erbracht, dass die Wildkatze im Siebengebirge wieder vorkommt. Inzwischen gibt es einige Belege.

Hintergründe

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat ein Projekt „Wildkatzensprung“ initiiert, das vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird und das deutschlandweit Wälder vernetzen will, um grüne Korridore entstehen zu lassen. Sie böten Wildkatzen und anderen Arten Schutz bei ihren Wanderungen.

Die Wildkatze ist im Gegensatz zur Hauskatze sehr scheu und meidet die Nähe von Menschen. Die Fellfarbe ist beige-grau, das Fellmuster hat eine verwischte Zeichnung, der Körperbau wirkt plumper und die Kopfform ist wuchtiger als bei der zarteren Hauskatze. Schließlich ist die Nase hell und fleischfarben und die Ohren wirken kleiner, weil das Kopfhaar der Wildkatze länger ist. Wer kleine grau-getigerte Kätzchen im Wald findet, sollte sie zunächst vor Ort lassen. „Meist ist die Mutter ganz in der Nähe.“ Erst wenn das Tier nach zwölf Stunden immer noch vor Ort ist, sollte man Expertenrat suchen. (csc)

www.bund.net/wildkatze

Dass der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) in seiner Naturpark-Ausstellung im Forsthaus Lohrberg seit gestern das Präparat der von Monika Dierichs gefundenen Wildkatze ausstellen darf, ist zum einen dem Engagement der Finderin zu verdanken, die im Beirat des VVS sitzt. Zum anderen aber ist die Präsentation alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn in Deutschland muss bekanntlich alles seine Ordnung haben: Weil die Wildkatze auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht, musste der Rhein-Sieg-Kreis als Untere Naturschutzbehörde nach Paragraf 45 Absatz 7 Ziffer 3 des Bundesnaturschutzgesetzes „eine Ausnahmegenehmigung zur Inbesitznahme und Präparation der toten Wildkatze zu Lehrzwecken in der Natur- und Umweltbildung im Rahmen der Dauerwildnisausstellung“ erteilen, so der VVS. Brief und Siegel für die tote Wildkatze also. Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster nahm gestern selbst die Plombe mit der Nummer 275 und eine Plombenzange in die Hand, um das Präparat offiziell zu kennzeichnen, wie es Vorschrift ist. „Das hat man nicht alle Tage“, sagte der Landrat und sprach von einer „tollen Sache für das Siebengebirge“.

Rückkehr der Wildkatzen ist gutes Zeichen

Das findet auch VVS-Vorsitzender Hans Peter Lindlar, der in der Wildkatze so etwas wie das Leit- oder Symboltier für das Naturschutzgebiet Siebengebirge sieht. Schließlich hat der VVS auf mehr als 500 seiner rund 850 Hektar Wald, die ihm im Siebengebirge gehören, die Bewirtschaftung eingestellt, um Wildnisgebiete entstehen zu lassen. Die Wildkatze finde aber gerade in diesen Totholzgebieten eine gute Zuflucht, sagte Lindlar.

Laut Monika Dierichs ist die Rückkehr der Wildkatze, die vermutlich aus dem Taunus und dem Westerwald zugewandert sei, ein Zeichen, dass das „Ökosystem Wald einigermaßen in Ordnung“ sei. Und Lindlar erinnerte daran, dass mit dem Naturschutzgroßprojekt Chance 7 Naturkorridore zwischen dem Siebengebirge und Windeck geschaffen werden sollten, die auch der Wildkatze zugute kämen.

Anfassen ist im Fall der im Forsthaus ausgestellten Wildkatze übrigens strikt verboten beziehungsweise gar nicht möglich: Der VVS musste, auch das eine Auflage der Behörden, das Tier unter Glas schützen. Für Glashaube und Präparation hat der Verein zusammen rund 1500 Euro ausgegeben.

Am Mittwoch, 1. Mai (Feiertag), lädt der Verschönerungsverein für das Siebengebirge zum „Siebengebirgstag“ in und rund um das Forsthaus Lohrberg ein (Löwenburger Straße 2). Er findet von 11 bis etwa 17 Uhr statt. Mit dabei sind unter anderem die Rollende Waldschule des Hegerings, die Biologische Station Rhein-Sieg, der Deutsche Alpenverein oder das Forstamt Rhein-Sieg. Für Kinder gibt es Schminken, Bastelaktionen und Geocaching. Der Verschönerungsverein verspricht einen Tag der offenen Tür für die ganze Familie.

www.vv-siebengebirge.de

Nasseplatz wird dauerhaft geschlossen

Der in einem ehemaligen Steinbruch gelegene Nasseplatz, der bis Ende 2014 der einzige offizielle Grillplatz im Siebengebirge war, wird dauerhaft geschlossen.

Der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) wird die beiden Hütten und die Grillstelle abbauen und den Zugang des am Lohrberg gelegenen Platzes mit Stämmen blockieren. Da der idyllisch-romantisch wirkende Nasseplatz außerhalb des offiziellen Wegenetzes des Naturparks Siebengebirge liegt, ist das Betreten künftig formal verboten. Der VVS hatte den Grillplatz schon 2014 vorübergehend geschlossen, weil Steine aus den Felswänden zu fallen drohten. Kostenschätzungen von Fachleuten für Schutzmaßnahmen hätten sich – je nach Vorgehensweise – zwischen 125 000 und 150 000 Euro bewegt. Geld, das der Verein nicht aufbringen könne, so Vorsitzender Hans Peter Lindlar. Der nahe der Margarethenhöhe gelegene Nasse-Grillplatz sei aber nicht derart intensiv genutzt worden, dass der Verein hätte Geld damit verdienen können. Der Verein vermietet aber seine hinter dem Forsthaus Lohrberg (Löwenburger Straße 2) gelegene Hütte und stellt einen Gasgrill zur Verfügung. Die Kosten belaufen sich – je nach Gruppe und/oder Tag – auf 32,10 bis 74,90 Euro.

Mit Blick auf den Nasseplatz sagte Hans Peter Lindlar, dort bestehe Gefahr für Leib und Leben. Wer sich künftig auf das offiziell gesperrte Areal begibt, macht das auf eigenes Risiko. Der VVS ist aus der Haftung. (csc)

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