Realschule des CJD in KönigswinterIn den Pausen herrscht hier Mundschutz-Pflicht

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Auf Abstand sitzen die Zehntklässler der Realschule des CJD, für die gestern der Unterricht wieder begann.

Auf Abstand sitzen die Zehntklässler der Realschule des CJD, für die gestern der Unterricht wieder begann.

Königswinter –  „Händewaschen vor und nach der Pause!“, steht in einem Klassenzimmer im ersten Stock der CJD-Schule Königswinter an der Kreidetafel. Eine Handvoll Schülerinnen und Schüler büffelt dort konzentriert an einer Englisch-Aufgabe – jeder an seinem eigenen Tisch und mit ausreichend Abstand zum Nebenmann. Neben dem Waschbecken liegen Handtücher und Seife bereit, an der Tür hängt ein Plan mit fest zugewiesenen Sitzplätzen. Türen und Fenster stehen offen, aus dem Flur dringt Stimmengewirr in den Raum.

Hintergründe

Seit gestern sind die Schulen in NRW wieder für Schülerinnen und Schüler geöffnet, die sich auf Abschlussprüfungen vorbereiten. Sofern die Infektionsraten es zulassen, sollen die Schulen ab dem 4. Mai schrittweise für andere Jahrgangsstufen öffnen – zunächst für die Schüler der vierten Klasse, die im Sommer auf weiterführende Schulen wechseln.

Eine zeitnahe Öffnung der CJD-Schule für andere Jahrgangsstufen hält Realschulleiter Martin Krude indes für unrealistisch: „Entweder es scheitert an den Räumen oder am Personal.“ Denn wie in anderen Schulen in NRW stehen rund ein Drittel der Lehrkräfte momentan nicht zur Verfügung, da sie über 60 Jahre alt sind oder zur Risikogruppe gehören. (mo)

Für die zwei Abschlussklassen der Realschule des CJD hat gestern der Unterricht begonnen. 56 Zehntklässler pauken dort ab sofort für die Abschlussprüfungen in drei Wochen. An gewöhnlichen Unterrichtsalltag ist während der Corona-Pandemie aber nicht zu denken.

„Hat jemand einen Tacker?“, ruft eine Schülerin aufgeregt: „Das Gummiband an Jans Maske ist gerissen!“ Beim Raumwechsel und in den Pausen herrscht für die Lehrer und Schüler am CJD Maskenpflicht. Seinen Mundschutz soll sich jeder von zuhause mitbringen, außerdem ein Fläschchen Desinfektionsmittel. Zur Not habe die Schule aber auch Masken vorrätig, erklärt Martin Krude, Leiter der Realschule: „Die Spendenbereitschaft der Eltern ist riesig.“ Viele hätten angeboten, selbstgenähte Masken, Seife oder Laptops fürs Homeschooling bereitzustellen.

Jeden Tag ein anderes Fach

Am ersten Schultag steht für die Realschulabsolventen nur Englisch auf dem Stundenplan: Damit nicht so viele Lehrkräfte gleichzeitig im Schulgebäude sind, ist jeden Tag ein anderes Fach an der Reihe. Während die beiden Schulformen Gymnasium und Realschule am CJD normalerweise nicht in getrennten Gebäuden unterrichtet werden, sind das B-Gebäude und der dazugehörige Schulhof momentan für die Realschüler reserviert. Die Zehntklässler habe man auf sechs Räume in zwei Etagen verteilt, sodass in jedem Raum maximal neun Schüler sitzen, so Krude. Damit sich niemand zu nah kommt, herrscht im Schulgebäude außerdem Einbahnstraßenverkehr: Ein- und Ausgänge sind getrennt, Pfeile auf dem Boden markieren die Laufrichtung. Der Aufenthaltsbereich im Erdgeschoss ist mit Flatterband abgesperrt, „B-Café“ und Kiosk geschlossen. Auch die Mensa hat zu.

Viele Schüler sind froh

Trotz der ungewohnten Situation sind viele Schüler froh, dass der Unterricht wieder losgeht: „Es war anstrengend, die ganze Zeit zuhause zu sein“, berichtet Zehntklässler Jonas Floss aus Vettelschoß: „Die sozialen Kontakte haben gefehlt.“ Der 17-Jährige findet es richtig, dass die Abschlussprüfungen nicht ausfallen: „So habe ich die Möglichkeit, meine Noten zu verbessern.“ Aber: Statt „auf Biegen und Brechen“ zu versuchen, die Prüfungen schnellstmöglich durchzuführen, sollte man sie in den Sommer verschieben, um die verlorene Unterrichtszeit nachholen zu können, schlägt er vor. „Dann könnte auch der Abschlussball stattfinden.“

Hygiene ist das A und O in Corona-Zeiten: Realschulleiter Martin Krude an der Desinfektionsstation.

Hygiene ist das A und O in Corona-Zeiten: Realschulleiter Martin Krude an der Desinfektionsstation.

Auch Zehntklässlerin Marlen Breuer aus Oberkassel ist der Meinung, dass die Prüfungen stattfinden sollten: „Sonst wäre es unfair den anderen Jahrgängen gegenüber.“ Die Wochen vor den Osterferien, in denen der Unterricht am CJD wegen Corona ausfiel und die Schüler übers Internet und Videokonferenzen pauken mussten, waren für die 16-Jährige eine Herausforderung: „Es war schwierig, sich selbst zu organisieren und zu motivieren.“

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Heute fängt auch für die rund 135 Abiturienten am CJD die Schule wieder an. Anders als für die Realschulabsolventen herrscht für die Schüler der Q2 aber keine Anwesenheitspflicht. „Die Masse soll zuhause bleiben“, betonte Wilhelm Meyer, Leiter des Gymnasiums. Statt Unterricht im Klassenzimmer habe E-Learning für den Abi-Jahrgang oberste Priorität. Bei Bedarf würden die Lehrer aber nach Absprache mit den Schülern Lernangebote bereitstellen: „Für den Biounterricht haben sich zwei Schüler angemeldet“, so Meyer.

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