RheinalleeVorerst kein „Kahlschlag“ an Promenade in Königswinter

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So leer ist es in der Tourismussaison selten auf der Rheinpromenade in Königswinter. Radfahrer und Fußgänger kommen sich hier regelmäßig in die Quere. Vor allem der Radweg (r.) ist relativ schmal.

So leer ist es in der Tourismussaison selten auf der Rheinpromenade in Königswinter. Radfahrer und Fußgänger kommen sich hier regelmäßig in die Quere. Vor allem der Radweg (r.) ist relativ schmal.

Königswinter – Die große Lösung zur Umgestaltung und Aufwertung von Rheinallee und Rheinpromenade, sozusagen die touristischen Visitenkarten der Drachenfelsstadt, wird wohl noch ein paar Jahre auf sich warten lassen. Der Grund: Politik und Verwaltung wollen abwarten, bis an der Drachenfelsstraße die seit Jahrzehnten diskutierte Bahnunterführung gebaut ist und damit die innerörtliche Entlastungsstraße geschaffen werden kann. Erst dann könne der Auto- und auch der Fahrradverkehr möglicherweise von der Rheinpromenade weg verlagert werden. Gleichwohl wollen sich Rat und Verwaltung Gedanken machen, wie der Verkehr auf der Promenade entzerrt und sicherer gemacht werden kann. Der Hauptknackpunkt: Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern, weil zu wenig Platz ist.

Für dieses schrittweise oder auch zweistufige Vorgehen sprach sich die Arbeitsgruppe Altstadtentwicklung am Mittwoch aus, als sie sich mit den jüngst vorgestellten Plänen für die Flaniermeile und den bei einer Bürgerwerkstatt gemachten Anregungen der Königswinterer befasste. Die AG ist ein Untergremium des Planungsausschusses. Einen Neustart des ganzen Themas über einen Architekten- oder Gestaltungswettbewerb lehnte die Arbeitsgruppe ab.

Als Josef Griese (CDU) im Haus Bachem klarstellte, dass bei dieser zweistufigen Vorgehensweise vorerst keine Bäume auf der Rheinpromenade gefällt würden („kein Kahlschlag“), erhielt er Applaus der rund 20 Bürger, die an der Sitzung teilnahmen; das sind für dieses Gremium ungewöhnlich viele. Königswinters Technischer Dezernent Theo Krämer stellte aber sofort klar: „Wir müssen die Verkehrsprobleme angehen.“ Und wenn Radfahrer dauerhaft unfallfrei über die Promenade fahren können sollten, dann müsse man wohl an die Bäume ran.

Bürger-Ideen

Die von den Altstädtern bei einer Bürgerwerkstatt gemachten Vorschläge zur Umgestaltung von Rheinallee und Rheinpromenade sollen nicht in der Schublade verschwinden, sondern „aus gutem Grund zurückgestellt werden“, so Björn Seelbach (SPD), nämlich bis die große Lösung umgesetzt wird. Man müsse „respektvoll und transparent“ mit den Ideen umgehen“, meinte Lutz Wagner (Köwi). „Wir werden uns jeden Punkt ansehen“, versprach Roman Limbach (CDU) , aber man werde nicht alle umsetzen können, weil sie zum Teil „diametral entgegengesetzt“ seien.

Die bei der Bürgerwerkstatt gemachten Vorschläge reichten von „Autoverkehr auf Anlieger beschränken“, „Stadtbahn im Tunnel“, „alternative Radwegeführung“ über „Mehr Bäume fällen“ und „Bäume erhalten“ bis hin zu „Fahrräder technisch ausbremsen“ oder „Schiffsanleger verlegen“. (csc)

Wie die Rundschau berichtete, hatte das Planungsbüro Sweco ein Konzept zur Umgestaltung des zwei Kilometer langen Bereichs zwischen der Clemens-August-Straße und der Stadtbahnhaltestelle Denkmal vorgelegt. Ziel ist die Entflechtung von Fuß- und Radweg. Auf der Rheinallee müssen sich Autofahrer, Stadtbahn, Fußgänger und Radfahrer wenig Platz teilen. Durch unterschiedliche Bodenbeläge sollen sich, so die Vorschläge, Fuß- und Radweg in Zukunft deutlicher voneinander unterscheiden. Außerdem sollten die Radler mehr Platz bekommen: Der neue Radweg solle maximal drei Meter breit sein, die Bäume, die derzeit zwischen Geh- und Radweg stehen, sollten weichen. Außerdem sehen die Pläne mehr Aufenthaltsmöglichkeiten vor: Bänke und Sitzstufen am Rhein beispielsweise.

„Wir kümmern uns jetzt um die Basispläne“, sagte Theo Krämer. Ziel sei eine verkehrliche Lösung, die man nächstes oder übernächstes Jahr umsetzen könne. „Das muss nicht baulich sein“, so Krämer. Roman Limbach (CDU) sagte, man müsse jetzt handeln, aber gleichzeitig darüber nachdenken, wie man mit der Rheinallee umgehe, wenn die Entlastungsstraße da sei. Das könne aus heutiger Sicht 2022 oder 2023 der Fall sein. Lutz Wagner (Köwi) betonte, die „Verkehrsentzerrung“ müsse „erste Priorität“ erhalten.

Mit Blick auf die nötige Breite des Radwegs und der von Sweco vorgeschlagenen, von vielen Bürgern kritisierten Baumfällungen meinte Bernhard Rothe, Architekt und Mitglied der Gruppe Altstadtmasterplan, es reiche möglicherweise aus, das Begleitgrün wegzunehmen.

Düsseldorfer Hof

Der nördliche Teil des Erdgeschosses des früheren Düsseldorfer Hofes beziehungsweise ehemaligen Heisterbacher Hofes, der prominent an der Rheinallee und unter Denkmalschutz steht, soll auch in Zukunft gastronomisch genutzt werden. Die Arbeitsgruppe Altstadtentwicklung sprach sich gegen eine Umnutzung des Erdgeschosses für Wohnungen aus, wie es in einem Bürgerantrag gefordert wird. Auch die Stadtverwaltung empfahl dem Planungsausschuss, der das Thema zunächst vertagt hat, „vor dem Hintergrund der Bedeutung und der Potenziale der Rheinallee für den Stadtteil Königswinter, die Gesamtstadt und die touristische Entwicklung “ (...) an der „Sicherung und Stärkung des gastronomischen Angebotes an der Rheinallee festzuhalten“. Für eine Umnutzung müsste der Bebauungsplan geändert werden. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WWG hat sich bereit erklärt, dem Eigentümer bei Bedarf bei der Suche nach einer Nachfolgenutzung zu unterstützen. (csc)

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