Weinlese im SiebengebirgeErnte macht Helfern in Oberdollendorfer Lagen gute Laune

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In den recht steilen Hängen oberhalb des Weinortes Oberdollendorf sind die Helfer im Einsatz.

Königswinter – Es war eine gut gelaunte Truppe, die da in den Dollendorfer Weinbergen unterwegs war. „Es ist ein schöner Ausgleich zum Bürojob“, freute sich Kai W., der ebenso wie seine etwa zehn Mitstreiter mit Handschuhen und Schere und Eimer ausgestattet war und sich zwischen den Rebstöcken langsam den Hang hocharbeitete. Nach und nach füllte sich sein Eimer mit reifen Trauben.

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Einer der fleißigen und treuen Helfer: Manfred Stellbogen.

„Ich bin gerne in den Weinbergen“, sagte der ursprünglich aus Dernau stammende W., der früher an der Ahr oft bei der Weinlese dabei war, in Oberdollendorf aber jetzt zum ersten Mal als Helfer mitmachte, wie er sagte. „Man bewegt sich und ist mit Menschen in Kontakt.“

Whatsapp-Gruppe für die Ernthelfer

Traditionell kann das Oberdollendorfer Weingut von Bernd und Josef Blöser, deren Familie bereits seit 1696 Wein im Ort anbaut, auf Helfer aus dem Dorf setzen, die das Traditionsunternehmen mit seinem Sitz in der Bachstraße auch bei der jetzt angelaufenen Weinlese unterstützen. Winzertochter beziehungsweise -schwester Ursula Adrian hält den Kontakt auch über eine Whatsapp-Gruppe, wie sie berichtet.

Seit er Rentner sei, sagte Manfred Stellbogen kurz nach Beginn der Weinernte, habe er mehr Zeit. Vor allem aber: „Bernd Blöser und ich sind gute Freunde und spielen zusammen Fußball“, sagte Stellbogen über seine Motive, auch übers ganze Jahr immer mal wieder im Betrieb zu helfen. Und die Weinlese mache einfach Spaß.

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Den merkte man den Helfern auch an, unter ihnen Theresa Werfel, die in Oberdollendorf aufgewachsen ist und nach ihrem Studium nun in Bonn arbeitet. Sie konnte sich für die Lese freinehmen hatte sonst auch schon mal im Frühjahr oder im Sommer beim Binden oder beim Zurückschneiden der Triebe geholfen. Als nach etwa eineinhalb Stunden die erste große grüne Bütte gefüllt war, die rund 400 Kilogramm Trauben fassen kann, gab es eine kurze Brotzeit und Getränke zur Stärkung von einem Pritschenwagen aus.

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Erntereif: Rebe in den Oberdollendorfer Weinbergen.

Gut 7,2 Hektar umfassen die Lagen Laurentiusberg, Rosenhügel und Sülzenberg, die das Weingut Blöser in Oberdollendorf bewirtschaftet, wo der Weinbau mehr als 1000 Jahre Tradition hat. „Zuerst waren es Schiffer und Bauern“, heißt es in einem kleinen Heft, in dem der Oberdollendorfer Weinwanderweg beschrieben wird, „die neben ihrer Ackerwirtschaft in günstigen Lagen Reben anpflanzten (...) “. Mit dem Müller-Thurgau hat Bernd Blöser die Lese starten lassen, am zweiten Tag kam am Mittwoch die Rebsorte Portugieser an die Reihe.

Deren Schale, erläuterte der Winzer, werde langsam weich, die Trauben könnten beim nächsten Regen beschädigt werden. Dabei rechnen die Siebengebirgswinzer – neben der Familie Blöser sind das Felix Pieper in Königswinter, Karl-Heinz Broel in Rhöndorf und Kay Thiel in Niederdollendorf – in diesem Jahr eh mit einem etwas geringeren Ertrag, weil durch den nassen und feuchten Sommer der falsche Mehltau Schäden verursacht habe.

Die Weinernte dauert  drei bis vier Wochen

Immer wenn die schwarzen Eimer der Helfer gefüllt sind, setzt Mitarbeiter Gerd Simon geschickt den wendigen Holder-Schmalspurschlepper rückwärts zwischen die Rebstöcke und lässt den auf einer hydraulischen Anlage montierten Traubensammler füllen. Den Inhalt dieses großen weißen Behälters kippt er kurz darauf, eingewiesen von seinem Kollegen Axel Winzen, in die zwei 400 Kilo fassenden Bütten auf dem Anhänger, die ins Weingut im Tal gefahren werden, sobald beide voll sind.

„Möglichst schnell“, sagt Seniorchef Josef Blöser dort, sollten die Trauben verarbeitet werden. Über einen Aufzug werden sie in ein Mahlwerk gekippt und maschinell von Stielen und Stängeln befreit (entrappt), damit keine Gerbstoffe in den Wein gelangen.

Über den Kelter, in den der Inhalt von fünf der großen grünen Bütten gleichzeitig passen würde, wie Josef Blöser erklärt, wird der Traubensaft später zu einem der Gärtanks gepumpt. Im hinteren Bereich der Halle des Hofes stehen Tausende Liter fassende Tanks aus Kunststoff und Edelstahl.

„Heute ist es ideal“, sagte Josef Blöser am ersten Tag der Lese über das sonnige Wetter. Drei bis vier Wochen – je nach Witterung – werde die Weinernte in Oberdollendorf dauern, stimmten die beiden Winzer überein. Bis dahin herrscht im Weingut an der Bachstraße Hochbetrieb.

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