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Licht am Ende des TunnelsBonner Frauenmuseum hofft auf Überleben nach 2018

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Seit 1981 hat die Kunst von Frauen für Frauen ein festes Domizil in der Nordstadt. Trotz der Kündigung der städtischen Zuschüsse ist Museumschefin Marianne Pitzen „vorsichtig optimistisch“, dass das Frauenmuseum auch nach 2018 weiterbestehen wird.

Seit 1981 hat die Kunst von Frauen für Frauen ein festes Domizil in der Nordstadt. Trotz der Kündigung der städtischen Zuschüsse ist Museumschefin Marianne Pitzen „vorsichtig optimistisch“, dass das Frauenmuseum auch nach 2018 weiterbestehen wird.

Bonn – Marianne Pitzen, rührige Direktorin des Frauenmuseums in der Nordstadt, war regelrecht geschockt, als im Herbst 2014 der „Sparkatalog“ des Stadtkämmerers veröffentlicht wurde. Der Rotstift wurde bekanntlich auch am weltweit ersten Museum von und für Frauen angesetzt: Die Stadt kündigte für 2018 die Streichung ihres jährlichen Zuschusses in Höhe von 120 000 Euro an. Das hätte das sichere Aus des Museums bedeutet. Das befürchteten auch viele Kulturpolitiker und Kenner der Bonner Kunstszene.

Nun, die Betonung liegt auf „hätte“, denn mittlerweile zeichnet sich ein „Licht am Ende des Tunnels“ ab. Im Gespräch mit der Rundschau äußerte sich gestern Marianne Pitzen „vorsichtig optimistisch“: „Ich hoffe, dass wir das hinkriegen.“ Gemeint ist die Weiterführung des Museums auch nach 2018. Eine sichere „Rettung“ des Museums und eine Spendenzusage in Höhe von 500 000 Euro, wie gestern im WDR vermeldet wurde, will Marianne Pitzen so nicht bestätigen. „Aber wir arbeiten uns tatsächlich vor“, fügt sie hinzu. „Jede Woche kommt ein positiver Bankauszug von unserem Stiftungskonto ,Sichere Zukunft, Museum der Frauen GmbH’ .“

Frauenmuseum hofft auf Entgegenkommen seitens der Stadt

Fakten

Im Jahr 1981 gründeten die heutige Direktorin Marianne Pitzen und eine Gruppe interdisziplinär arbeitender Frauen das erste Frauenmuseum. Zu diesem Zeitpunkt existierte weltweit noch keine Institution gleichen Namens oder vergleichbarer Zielsetzung. Heute ist das Frauenmuseum Bonn Sitz des 2012 gegründeten Verbandes International Association of Women's Museums.

Das Museum blickt auf mehr als 700 Ausstellungen zurück und ist mit seinen umfangreichen Begleitprogrammen längst zu einer auch international anerkannten Institution geworden.

Seit Bestehen des Museums wurden Arbeiten von 3000 Künstlerinnen gezeigt. Viele von ihnen konnten sich inzwischen auf dem internationalen Kunstmarkt etablieren.

Seitdem die Ausstellung „Die Bonnerinnen“ 1989 zum 2000-jährigen Stadtjubiläum eines der Vorzeigeprojekte der damaligen Bundeshauptstadt Bonn war, gehören selbst erarbeitete Geschichtsausstellungen zum festen Repertoire des Frauenmuseums. Der Verein „Frauenmuseum – Kunst, Kultur, Forschung“ zählt mittlerweile circa 350 Mitglieder. (r.)

Weiterhin erklärte sie: „Wir haben einfach die Hoffnung, dass die Versprechen von denjenigen Künstlerinnen, die keine Erben haben, eingehalten werden. Mit den Zusagen für Nachlasspflegen vom Frauenmuseum verbunden sind Zusagen finanzieller Unterstützung durch die Künstlerinnen. Dies war bereits kürzlich in der Doppelausstellung mit dem Werk der 2013 verstorbenen Antje Siebrecht aus Kassel schon zu sehen.“

Es ist ja auch nicht wenig, dass seit Januar bereits 50 000 Euro auf das Stiftungskonto eingezahlt wurden. Doch es ist auch nicht viel, angesichts der Summe, die der Kauf des städtischen Gebäudes verschlingen wird. Das Frauenmuseum hofft da auf ein Entgegenkommen seitens der Stadt. Die Chancen für einen günstigen Erwerb der Immobilie stehen nicht schlecht, da das Gebäude im „Hinterhof“ der Straße „Im Krausfeld“ sich nur schlecht, wenn gar nicht kommerziell nutzen ließe. Denn der Bebauungsplan sieht eine Nutzung für kulturelle Zwecke vor. Auf Anfrage der Rundschau äußerte sich gestern Kulturdezernent Martin Schumacher sibyllinisch: „Die Bemühungen des Frauenmuseums, das Gebäude zu erwerben, sind mir durchaus bekannt, und ich würde mich sehr freuen, wenn es auf diese Weise gelingt, das Museum weiterzuführen.“

Blicke sind auf Jahr 2018 gerichtet

Die jährlichen Einnahmen von 15 000 Euro plus jeweils 17 000 Euro Eintrittsgelder und Mitgliedsbeiträge halten sich in Grenzen und werden für die Nebenkosten gebraucht. Der CDU-Stadtverordnete Wolfgang Maiwaldt (Auerberg, Grau-Rheindorf) ist nach Aussage von Marianne Pitzen der Ansicht, dass das Frauenmuseum genau an diesem Standort in seiner typischen Ausstrahlung für den Stadtteil erhalten bleiben solle.

„So arbeitet die Zeit eigentlich auch für uns, da immer mehr dafür sind, das Haus zu erhalten“, sagt die Museumschefin. Das Museum soll nach ihren Wünschen sogar noch mehr als jetzt ein Ort werden, an dem man sich in der Nordstadt treffen kann. „Wie sehr der fehlt, hat man ja bei dem jetzigen Kirschblütenfest gesehen: Nicht einmal die Marienschule in der nahen Heerstraße hat ein Aula, wo man zusammenkommen kann“, erklärt Marianne Pitzen.

Die Blicke sind also im Frauenmuseum auf das Jahr 2018 und danach gerichtet. Marianne Pitzen schaut aber auch auf das kommende Lutherjahr 2017. Die Museumschefin ist gerade dabei, Anträge auszufüllen, damit die Ausstellung über Frauen in der Reformationszeit unter dem Arbeitstitel „Katharina von Bora“ im Frauenmuseum angekurbelt werden kann.

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