Corona in Rhein-SiegViel Lob für den Impf-Marathon in Meckenheim
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Meckenheim – Schnell, unkompliziert und dazu noch mit einer sympathisch-persönlichen Note - das war die begeisterte Bilanz der Meckenheimer Familie Bernhardt, die am Samstag an der von Irena und Sebastian Groß organisierten Impfaktion in der Merler Heroldpassage teilgenommen hat. Das Ehepaar Groß betreibt die Schiller-Apotheke und hatte in Zusammenarbeit mit der angrenzenden Hausarztpraxis Quernheim drei Impfstraßen eingerichtet mit einer Kapazität von 300 Meckenheimer Bürgern über 18 Jahre.
Bei der Aktion wurde auf Zusammenarbeit gesetzt: In einem Raum der Apotheke wurde der gekühlte Impfstoff von Johnson & Johnson, der nur einmal verabreicht wird, von Sebastian Groß und Pharmaziepraktikantin Rahma Taha sorgfältig auf kleine Spritzen aufgezogen und sofort nach nebenan gebracht. Dort wurden die Dosen von den drei Ärzten Jörg Quernheim, Gabriele Grabolle und Simone Schiller zügig verimpft.
Großartige Organisation gelobt
Mit 270 anderen Bürgern hatten sich Susanne und René Bernhardt mit Sohn Cédric vorher um einen Termin bemüht, die im Internet eingestellten Unterlagen ausgefüllt und mit der Anmeldung eine Impfnummer erhalten. Nach einer sehr kurzen Anfahrt kamen die Meckenheimer einige Minuten vor ihrem Impftermin entspannt in der Heroldpassage an. Schon zu Beginn waren sie angetan von der "großartig organisierten Aktion" und davon, sich den weitaus längeren Weg nach Sankt Augustin gespart zu haben: "Wir haben von dem Impfangebot über die Praxis Quernheim erfahren und empfinden es als Privileg, daran teilnehmen zu können", sagten sie.
10.40 Uhr: Vor dem Eingang der Praxis wurden die Bernhardts von Ordnerin Sandra Schüller empfangen. Die Helferin nahm die Unterlagen in Empfang, hakte die Reservierungsnummer ab und sorgte dafür, dass jeder die Datenschutzerklärung ausfüllte. Schon um 10.43 Uhr hieß es: "Bitte eintreten". Einen freundlichen Empfang an der Rezeption garantierte Beatrix Quernheim, die dafür sorgte, dass alles reibungslos ablief und es nirgendwo zu einem Stau kam. Familie Bernhardt wurde ins Wartezimmer von Ehemann Jörg Quernheim gewiesen.
Von Impfstress keine Spur
Die Räumlichkeiten waren allen bekannt, Quernheim ist ihr Hausarzt. Es beruhige ihn sehr, dass seine Familie nun geimpft werde, sagte René Bernhardt (48), zumal Ehefrau Susanne zur Risikogruppe gehöre. Sohn Cédric sollte als Erster geimpft werden, als Rechtshänder in den linken Oberarm. Die Stelle wurde desinfiziert, dann ein kurzer Piks, Pflaster drauf und fertig. Schon um 10.50 Uhr war alles vorbei und von Impfstress keine Spur - auch das Druckgefühl im Muskel war verschwunden. Obgleich Cédric sich vorher gut informiert und darum keine Fragen hatte, gab es noch einige gute Ratschläge mit auf den Weg und ein Informationsblatt zur Sicherheit. "Viel trinken", riet der Arzt, "keine großen Sonnenbäder, kein Sport."
Kekse und Sprudelwasser standen bereit
In einem Wartebereich hinter der Praxis wartete Cédric einige Minuten, bis auch seine Eltern fertig waren. "Alles im grünen Bereich", signalisierte Mutter Susanne. Sie habe während des Spritzens nur ein leichtes Spannungsgefühl im Arm verspürt, das aber schnell verflogen sei, sagte sie. Auch Ehemann René ging es gut, Hilfe der Rheinbacher Malteser Kai Conrady und Dennis Paffrath musste er nicht in Anspruch nehmen. Auch an den bereitgestellten Keksen und dem Sprudelwasser mit Zitrone, ein Service des Hauses, war im Moment kein Familienmitglied interessiert, wohl aber an dem Angebot des digitales Impfpasses. Und so scannte Helferin Jean Zibar nach Überprüfung der Personalien drei Impfausweise ein. Der QR-Code werde ihnen postalisch zugesandt, wusste Familie Bernhardt, die sich um 11 Uhr zum Plausch mit einer Bekannten traf und eine kurze Bilanz zog.
Nach 20 Minuten war alles erledigt
Nur 20 Minuten inklusive Wartezeit hatte die Impfaktion gedauert. "Chapeau! Das verdient ein großes Dankeschön", sagte René Bernhardt abschließend. Es sei toll, dass Apotheker und Ärzte diese Impfangebote zusätzlich zum normalen Tagesgeschäft auf die Beine gestellt hätten: "Wir wissen diesen Einsatz sehr zu schätzen."
Nach dem Aufwand gefragt, erzählt Apotheker Sebastian Groß, dass er in den vergangenen zehn Tagen jeden Abend rund drei Stunden mit der Organisation beschäftigt gewesen sei. Die Apotheke erhalte rund einen Euro pro Impfung. Das stehe in keinem Verhältnis zum Aufwand: "Also wir machen das nicht aus wirtschaftlichen Gründen. Ich habe das organisiert, um die Pandemie schneller in den Griff zu kriegen", so Groß. Zumal es mit allen anderen Impfstoffen Lieferschwierigkeiten gegeben habe. "Da passte diese letzte Lieferung Johnson & Johnson prima."
Der Impfstoff sei regulär über den Sprechstundenbedarf der Praxis bestellt worden, die das Serum über den pharmazeutischen Großhandel erhielt. Auslieferer sei der Bund. Durch Mundpropaganda am Tag selbst waren schließlich nahezu alle Dosen verimpft. Nach dem gelungenen Ablauf könne er sich durchaus vorstellen, so etwas noch einmal zu machen, so Groß, "wenn wir an Impfstoff kommen". Besonders freute sich der Apotheker über eine Spende des Merler Lebensmittelhändlers Breil, bestehend aus Wasser, Obst und Süßigkeiten. "Wir verstehen uns hier alle gut, es ist eine familiäre Atmosphäre." Auch Bürgermeister Holger Jung habe kurz vorbeigeschaut.