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DFB-Bundestag als VideokonferenzMeckenheimer Unternehmen geht neue Wege

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Der DFB-Bundestag wurde am Montag aus dem Studio des Meckenheimer Unternehmens übertragen.

Der DFB-Bundestag wurde am Montag aus dem Studio des Meckenheimer Unternehmens übertragen.

  • Für einen Tag war Meckenheim der Nabel der deutschen Fußballwelt: Am Montag wurde aus dem Studio des Unternehmens wige Solutions der DFB-Bundestag übertragen.
  • Die Firma im Industriepark Kottenforst versucht mit digitalen Formaten die Krise zu überwinden.

Meckenheim – Bei einem Auszubildenden im IT-Bereich des Meckenheimer Unternehmens wige Solutions schlug das Herz am Montag wohl deutlich höher als sonst. Der Grund: ein Anruf von Philipp Lahm. Der ehemalige Fußballprofi des FC Bayern München, heute Präsidiumsmitglied des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), brauchte technische Unterstützung bei der Übertragung des außerordentlichen DFB-Bundestages. Dieser wurde am Montag nämlich aus dem Studio des Meckenheimer Unternehmens an die heimischen Rechner der Delegierten übertragen. Nur die DFB-Spitze um Präsident Fritz Keller war vor Ort – mitten im Industriepark Kottenforst. Für einen Tag war Meckenheim der Nabel der Fußballwelt, schließlich wurde hier der Neustart der 3. Liga beschlossen.

wige Solutions

Die Wurzeln der heutigen wige Solutions reichen bis an den Nürburgring. Dort wurde die Firma vor mehr als 40 Jahren unter dem damaligen Namen WIGE DATA Datenservice als Dienstleister für elektronische Zeitabnahme im Motorsport gegründet. Die wige Solutions ging 2017 aus der wige Media AG hervor. Nach der Übernahme durch Thomas Riedel (Riedel Communications) und Martin Schmahl (Velbert) ist das Unternehmen 2018 nach Meckenheim umgezogen. Hier arbeiten inzwischen rund 90 Mitarbeiter, darunter 15 Auszubildende. Aktiv ist das Unternehmen in den Bereichen Medien- und Veranstaltungstechnik, Zeitnahmesysteme und Streckenüberwachung im Motorsport sowie Echtzeit-Grafik im TV- und Eventbereich. (mdh)

„Das war eine spannende Entwicklung“, wie Michael Bröhling, Leiter des Projektmanagements bei wige Solutions, nun Dirk Schwindenhammer die Umsetzung des virtuellen DFB-Bundestages erklärte. Meckenheims Wirtschaftsförderer war nach der Übertragung zu Besuch im Industriepark, um sich ein Bild vom Unternehmen in Zeiten von Corona zu machen. Die Firma, die sich als Dienstleister für Veranstaltungstechnik versteht, ist wie viele andere Betriebe in der Region von der Krise betroffen. Der Großteil der rund 90 Mitarbeiter befindet sich bereits seit Mitte März in Kurzarbeit, während die Geschäftsleitung nach neuen Formaten sucht. Dazu gehörte auch die Übertragung des DFB-Bundestags.

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Durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sei der Branche faktisch ein Berufsverbot auferlegt worden, erklärte Thomas Schäfer, Mitglied der Geschäftsführung. „Die Auswirkungen der Krise sind einfach zu erklären: Es gibt quasi nichts zu tun.“ Sämtliche Aufträge seien weggefallen. „In unserem konkreten Fall sind Projekte wie die Olympischen Spiele in Tokio, verschiedene Motorsportserien wie die Formel E, die DTM oder das 24h-Rennen, verschoben oder auch abgesagt worden.“ Schäfer rechnet mit Verlusten in Millionenhöhe.

Digitale Formate haben Hochkonjunktur

Da digitale Formate in Zeiten von Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln Hochkonjunktur haben, setzt das Unternehmen nun auf die Planung und Umsetzung von virtuellen Meetings. „Es gibt dafür auch günstige Tools, aber wenn es um brisante Themen geht, dann braucht es eine gewisse Rechtssicherheit“, so Schäfer. Darüber hinaus müssten spezifische Voraussetzungen von Satzungen beachtet werden. Beim DFB-Bundestag etwa musste technisch ermöglicht werden, dass jeder Delegierte Wortbeiträge leisten, Anträge einreichen und darüber abstimmen konnte.

Neben der Koordinierung von virtuellen Versammlungen versucht es das Unternehmen auch mit digitalen Events. So soll die Drohnen Champions League, eine internationale Rennserie, ins Netz übertragen werden. Darüber hinaus könne das Studio in Meckenheim die Infrastruktur für allerlei andere digitale Veranstaltungen bieten. Das alles, so betonte Schäfer, sei jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir hoffen, dass es im Oktober mit Wintersport weitergehen kann, unsere Gedanken sind aber eigentlich schon bei Olympia 2021.“ Zumindest bis Ende des Jahres müsse man sich aber keine Gedanken um Kredite machen. Schäfer: „Viele kleinere Unternehmen haben es jetzt schwerer.“

Wie die Krise an Existenzen zehrt weiß auch Dirk Schwindenhammer: „Wir haben viel zu tun, sind mit vielen Geschäften und Einzelhändlern in Gesprächen.“ Der Umgang von wige Solutions mit der Corona-Krise sei ein gutes Zeichen, wie man die Situation meistern und was man alles tun könne, so Meckenheims Wirtschaftsförderer am Ende seines Besuchs im Industriepark Kottenforst.

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