Kirchengemeinde MeckenheimMinus im Etat – Gottesdienste werden reduziert

Lesezeit 3 Minuten
Kreuz

Meckenheim – Sinkende Mitgliederzahlen einerseits und gestiegene Ausgaben andererseits machen auch der evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim zu schaffen. Wurden um die Jahrtausendwende noch 9300 Mitglieder gezählt, so ist die Gemeinde mit ihren drei Zentren „Arche“, Christus- und Friedenskirche inzwischen auf etwa 7100 Mitglieder geschrumpft.

Dies entspricht zwar allgemein der bundesweiten Entwicklung der christlichen Kirchen, doch sind der Mitgliederschwund in Verbindung mit einem Haushaltsminus in Höhe von 70 000 Euro über die vergangenen zwei Jahre Anlass zu großer Sorge.

Gürtel enger schnallen

Um die Zukunft der Gemeinschaft zu sichern, muss der Gürtel enger geschnallt werden, machte Pfarrer Radomir Nosek in einer Gemeindeversammlung deutlich und stellte geplante Veränderungen vor. Gekürzt werden soll die Anzahl der sonntäglichen Gottesdienste von drei auf zwei, die Küsterstellen werden um eine Viertelstelle reduziert und auch die Stelle von Pfarrer Mathias Mölleken, der in etwa vier Jahren in Rente geht, wird nicht im vollen Umfang nachbesetzt. Möglicherweise steht in Zukunft auch eine Zusammenlegung der Kirchenzentren an.

„In Zukunft müssen wir einen ausgeglichenen Haushalt sicherstellen, um nicht dauerhaft unsere Rücklagen zu stark zu reduzieren“, machte Nosek deutlich. Superintendent Mathias Mölleken fügte hinzu, dass die Gemeinden seitens der Landeskirche zu „harter Aufgabenkritik“ aufgerufen seien und Haushaltspläne, wenn sie ein Minus aufwiesen, nicht mehr genehmigt würden. Die Aufwendung für Personal sowie die Kosten für die Bewirtschaftung und Instandsetzung der Gemeindezentren verschlängen erhebliche Kirchensteuereinnahmen. Auch steigende Preise und eine Erhöhung von Abgaben und Steuern belasteten den Etat.

Ergebnisse der „Freiburger Studie“ vorgestellt

In seinem nahezu einstündigen Vortrag schilderte Pfarrer Nosek detailliert die prekäre Situation und stellte einige Ergebnisse der sogenannten „Freiburger Studie“ vor, die von beiden christlichen Kirchen in Auftrag gegeben und im Mai unter dem Titel „Kirche im Umbruch – zwischen demografischem Wandel und nachlassender Kirchenverbundenheit“ veröffentlicht wurde. Die Grundprognose lautet, dass die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche in Deutschland bis 2060 von aktuell 21,5 Millionen auf 10,5 Millionen sinken wird. Einerseits liegt die Geburtenrate unter den Sterbefällen, andererseits nimmt die Bindung an Kirche ab, so dass die Kindertaufen zurückgehen und die Austritte zunehmen. Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 25 bis 35-Jährigen: „Hier haben wir extrem hohe Wahrscheinlichkeit, insbesondere bei den Männern, dass diese Menschen bei ihrem Eintritt ins Erwerbsleben austreten“, so Nosek. Erwiesen sei, dass bis zum 31. Lebensjahr 30 Prozent der evangelisch getauften Männer und 22 Prozent der Frauen aus der evangelischen Kirche austräten.

Um besonders diese Gruppe wieder zu erreichen und langfristig zu binden, sollen in Zukunft besonders Angebote für junge Erwachsenen entwickelt und „frische Impulse“ gesetzt werden. Die traditionellen sonntäglichen Gottesdienste sollen dabei nicht wegfallen, aber ihre Zahl müsse reduziert werden, um „Neues und Anderes aufzubauen“. Die Kürzungen seien kein Anlass zur Freude und niemandem leicht gefallen, erklärten die Pfarrer einhellig. Das Gros der rund 140 versammelten Gemeindemitglieder zeigte Verständnis, mancher äußerte jedoch auch Betroffenheit angesichts der alarmierenden Zahlen und der negativen Entwicklung, die sich bisher nicht mit persönlichen Erfahrungen deckten.

Es sei jedoch sinnvoll, erklärte Radomir Nosek, freie personelle und finanzielle Kapazitäten in neue Angebote zu stecken und nicht mehrere Gottesdienste parallel anzubieten: „Wir haben drei Kirchenzentren, die einen Katzensprung voneinander entfernt sind. Eine Kirche bietet aber genug Platz für alle Gottesdienstbesucher, so dass es kontraproduktiv ist, wenn sich drei kleine Gruppen sonntags in drei Kirchen treffen.“

Rundschau abonnieren