Mangelnde GewässerpflegeBürger aus Altendorf und Ersdorf geben Meckenheim Mitschuld

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Gut 60 Bürger waren der Einladung der Stadt in die Mehrzweckhalle Altendorf-Ersdorf gefolgt.

Gut 60 Bürger waren der Einladung der Stadt in die Mehrzweckhalle Altendorf-Ersdorf gefolgt.

Meckenheim – Ein Thema prägte den Dialog, zu dem Meckenheims Bürgermeister Holger Jung (CDU) die Anwohner aus Altendorf-Ersdorf in die Mehrzweckhalle eingeladen hatte: Laut der gut 60 Teilnehmer habe mangelhafte Gewässerpflege durch den Stadtbetrieb am Altendorfer sowie Ersdorfer Bach wesentlich dazu beigetragen, dass es bei der Flutkatastrophe zu massiven Überschwemmungen und enormen Schäden kam.

Anselm Kalff hatte mit seiner Frau vier Jahre lang einen Bauernhof in der Roßkamp hergerichtet und gerade einmal 15 Monate darin gewohnt, bevor er am 14. Juli mit ansehen musste, wie der Altendorfer Bach über seine Ufer trat. Von den versprochenen Sandsäcken kam keiner rechtzeitig bei ihm an. „Unser Hab und Gut ging Stück für Stück verloren, wir hatten das Wasser 60 Zentimeter hoch im Obergeschoss stehen“, erinnerte er sich. Dabei habe das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, bei dem er angestellt ist, schon Tage zuvor vor einem Starkregen gewarnt. Seit dem Hochwasser lägen auch immer noch vier mit Altöl gefüllte Kanister im Bachbett. Die seien bis heute nicht beseitigt worden, obwohl er die Situation mehrfach bei der Stadt angemahnt habe, so Kalff.

Kritik an Versäumnissen der Stadt

Seine Frage an den Bürgermeister war deutlich: „Haben Versäumnisse der Stadt für mehr Hochwasser bei den Anwohnern des Altendorfer Baches gesorgt?“ Der Bewuchs entlang des Bachufers sei nämlich seit mindestens 15 Jahren nicht ausreichend zurückgeschnitten worden, das habe maßgeblich zur Verschärfung der Hochwassersituation beigetragen, sagt er. „Die Stadt hat ihre Arbeit nicht getan“, rief er unter dem Beifall der Zuhörer. Sie sei ihrer Gewässerpflegepflicht nicht nachgekommen.

Bürgermeister Jung entgegnete, dass die Stadt nicht Schuld sei. Sie habe im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht die Gewässerunterhaltung ordnungsgemäß durchgeführt. Er versprach jedoch, in Zukunft besser darauf zu achten und zu prüfen, ob aufgrund der jüngsten Erfahrungen nachgesteuert werden müsse. „Ich sehe durchaus Handlungsbedarf, denn so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Es muss etwas passieren, aber was, das können wir derzeit noch nicht sagen“, erklärte Jung. Dafür müssten erst entsprechende Maßnahmen von Fachleuten entwickelt werden, dem Stadtrat vorgestellt und schließlich deren Umsetzung beschlossen werden. Dennoch sagt er zu, dass die Gewässerunterhaltung nun stärker beachtet und liegengebliebener Unrat zügig entfernt werden solle.

Anwohner: Noch keine Bachreinigung erlebt

Rolf Gras wohnt seit 38 Jahren an der Bachstraße. Er berichtete, dass es eine Bachreinigung noch nicht ein einziges Mal gegeben habe. Stattdessen lägen 25 Meter lange Bäume über eine lange Zeit im Bachbett und sorgten so für Staugefahr. Zudem sei während der Sturzflut das Bachbett komplett von Stämmen eines großen Baumes verschlossen worden. „Für einen Teil der Schäden ist das Verhalten der Stadt mitverantwortlich“, war auch er überzeugt, zumal in den gefährdeten Gebieten auch keine rechtzeitige Warnung der Anwohner erfolgt sei.

Dass der Unrat, der während der Flut auf Grundstücke geschwemmt wurde, von den Besitzern als Privatsache behandelt werden müsse, wurde ebenfalls heftig kritisiert. Der technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt konnte daraufhin jedoch keine Hoffnungen machen: „Da müssen wir schauen, ob wir helfen können oder auch nicht.“

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Rolf Schuh bemängelte die Verlegung des Ersdorfer Baches, unter die Erde. Dadurch sei die Straße unterspült worden. „Die Dinge sind bekannt, aber nichts passiert“, bemängelte Schuh. Lothar Wendt versteht bis heute nicht, warum die Sirene so spät ausgelöst worden sei: „Sie soll vorher warnen und nicht erst Krach machen, wenn alles zu spät ist.“ Gemeinsam mit vielen anderen kritisierte er zudem fehlende Informationen vor der drohenden Gefahr in den Tagen vor dem Dauerregen.

Die Ausmaße falsch eingeschätzt

„Die Kritik nehme ich an“, versicherte Bürgermeister Jung und versprach, die Verwaltung werde mit den Zuständigen die angesprochenen Punkte aufarbeiten. Die Ausmaße des Ereignisses seien wohl falsch eingeschätzt worden, gab der Erste Beigeordnete Hans Dieter Wirtz zu. Alle beschlossenen Baumaßnahmen sollen nun noch einmal hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den Hochwasserschutz auf den Prüfstand. Im Katastrophenmanagement werde es laut Jung Änderungen geben.

Bei der Größe Meckenheims sei es Unsinn, in einer solchen Lage zwei parallele Strukturen mit einer operativen Einheit und einem Verwaltungsstab zu betreiben. (jst)

Die nächsten Bürgergespräche: Dienstag, 31. August, 18 Uhr, Aula der Evangelischen Grundschule, Meckenheim sowie Dienstag, 7. September, 18 Uhr, Mehrzweckhalle, Lüftelberg

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