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Modelleisenbahn in MeckenheimSAM-Modellbahner präsentieren ihre neue Großanlage

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Modellbahn Meckenheim

Da schlägt das Herz der N-Bahner höher: Im Meckenheimer Markt-Center hat der Verein  ein neues Zuhause gefunden. 

Meckenheim – „Wo ist denn der Nachtzug geblieben?“ Prüfend lässt Dieter Wirtz den Blick über die Bahngleise schweifen, um schließlich vor dem Bahnhof „Kummerland“ fündig zu werden. Kurz davor hat der von einer Lokomotive der Baureihe 103 gezogene Personenzug einen unplanmäßigen Halt eingelegt. Wirtz gibt der Lokomotive einen sanften Schubs, woraufhin sich der Zug auch prompt leise schnurrend in Bewegung setzt.

Bahnanlage im Maßstab 1:160 wird dem Publikum gezeigt

Dabei verfügt der 61-jährige Bonner keinesfalls über Superkräfte, vielmehr ist er einer von neun Eisenbahnenthusiasten des Vereins SAM, die ihrer in Modultechnik aufgebauten Bahnanlage im Maßstab 1:160, in Fachkreisen auch als „Spur N“ bezeichnet, für die am Samstag, 30. Oktober, 12 Uhr, anstehende Eröffnung für den Publikumsverkehr den letzten Feinschliff verpassen. Die Abkürzung SAM stand ursprünglich für Sankt Augustiner Modellbahner, denn in der Kreisstadt hatte der 1998 gegründete Verein auch seine erste Anlage stehen. 2003 zog man nach Bad Godesberg in die leerstehenden Räumlichkeiten des ehemaligen Möbelhauses Franz, zwei Jahre später folgte der Umzug in die benachbarte Fronhofer Galeria, nur um 2008 ein weiteres Mal, diesmal in das Forum Troisdorf, umzuziehen.

Da die Mitglieder mittlerweile auch aus größerer Entfernung wie dem Emsland kamen, entschloss man sich, die Ortsangabe aus dem Vereinsnamen zu streichen und nur noch die Kurzform SAM, die sich bei den Mitgliedern eingebürgert hatte, zu verwenden. Im August 2020 bekamen die Modellbahner vom Vermieter die Nachricht, sie müssten zum Jahresende das Forum Troisdorf verlassen. „Mitten in der Corona-Pandemie hat uns das natürlich besonders hart getroffen“, erinnert sich Wirtz. Die Suche nach einer neuen Heimat gestaltete sich entsprechend schwierig, der Umzug dann erst recht: „In Hochzeiten der Pandemie durften immer nur zwei Mann beim Abbau und Umzug arbeiten.“ Eine Mammutaufgabe.

Während die Mitglieder mit Anlagen im Maßstab HO (1:87) in eine Industriehalle nach Kerpen abwanderten, fanden die N-Bahner in Meckenheim ein neues Zuhause. Dort verbauten Wirtz und seine Vereinskollegen seit Jahresbeginn im Untergeschoss des Markt-Centers über 200 Metern Schienen, unzählige Meter Elektrokabel und jede Menge Signale, Häuschen, Industrieanlagen, Modellautos und Minifiguren, um eine detailgetreue Modellbahnanlage riesigen Ausmaßes zu schaffen. „An dem einen oder anderen Streckenabschnitt haben manche Loks hin und wieder noch Probleme, bis zur Eröffnung am Samstag ist das aber behoben“, erläutert Wirtz, der als ehemaliger Angestellter der Sparkasse KölnBonn auch Kassenwart des Vereins SAM ist.

In einem angrenzenden Raum ist Matthias Schäfer damit beschäftigt, seinen Streckenabschnitt zu verkabeln. „Wir fahren hier nach wie vor noch analog, weil das aus der Vereinshistorie so erwachsen ist“, erläutert der Kölner die Technik der riesigen Anlage. Eine Umrüstung auf Digital ginge zwar theoretisch auch, dann aber müssten auch alle Lokomotiven, Triebwagen und weiteres rollendes Material auf Digital umgebaut werden, was ein nicht unerheblicher finanzieller Aufwand wäre. Denn rollendes Material – so nennen Modellbahner alles, was auf den Schienen läuft – gibt es auf dieser Anlage zuhauf. Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven aus allen Bahnepochen bis hin zum aktuellen ICE oder den legendären japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen kann man in dazu passender Szenerie bestaunen, hat doch Japan-Fan Andreas Günterberg in seinem Abschnitt das Thema Nippon in Form von Gebäuden und Landschaft maßstabgetreu umgesetzt.

Deutlich gemächlicher lässt es Klaus Kosack angehen, der gerade für ein Foto eine Schlepptender-Lokomotive der Baureihe 39 (ehemals Preußische P10) samt vier dazugehöriger Waggons aufgegleist hat. „Das ist der E585, ein Eilzug, der früher von Freiburg nach Stuttgart gefahren ist“, weiß der Senior. „Während der Woche fuhr man mit vier Waggons, am Wochenende wurde noch ein fünfter angehängt.“ Sagt es und kuppelt auch gleich einen fünften Wagen an.

Programm auch speziell für Kinder geplant

Zur Eröffnung am Samstag gibt es auch Programm für Kinder: Auf dreimal drei Metern Fläche wird eine Holzeisenbahn aufgebaut, die deutlich robuster für Kinderhände ist, als es die hochdetaillierten Modelle sind. „Deine Gasturbine hat sich gerade selbstständig gemacht“, ruft Timo Wirtz, der nicht nur Modellbahner ist, sondern in diesem Jahr auch seine Ausbildung zum Lokomotivführer bei der DB abgeschlossen hat, seinem Vater Dieter grinsend zu. Der läuft sofort der Lokomotive der Baureihe 210 hinterher, die im Original eine zuschaltbare Gasturbine hatte und nun in einer Kurve ihre Waggons verloren hat.

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