Neue Richtlinien im UnterrichtSchulleiter in Meckenheim schlagen Alarm

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Der Umgang mit digitalen Medien in der Schule gehört mittlerweile zum Alltag. Informatik gibt es bald schon ab Klasse fünf.

Der Umgang mit digitalen Medien in der Schule gehört mittlerweile zum Alltag. Informatik gibt es bald schon ab Klasse fünf.

Meckenheim – Mit einem Brandbrief haben sich die Leiter aller drei Schulen am Meckenheimer Campus an die Fraktionen im Stadtrat und an die Schulpflegschaften gewendet und um Unterstützung gebeten.

Offenbar ist die Lage ernst: „Zu Beginn des kommenden Schuljahres 2021/2022 im Sommer gelten zum Teil neue Richtlinien für den Unterricht. Nach Beschluss der Landesregierung muss an den weiterführenden Schulen das Fach Informatik schon ab der Klasse 5 neu eingeführt werden“, schreiben Peter Hauck, Schulleiter der Geschwister-Scholl-Hauptschule, Ewald Auel, Leiter der Theodor-Heuss-Realschule, und Dirk Bahrouz, Schulleiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums. „Diese Einführung und die Umsetzung der gültigen Medienkonzepte sehen wir an den Schulen des Meckenheimer Campus jedoch gefährdet, da die digitale Ausstattung durch den Schulträger nicht entsprechend bereitgestellt wird.“ Schulträgerin ist die Stadt.

Ausstattung ist nicht zeitgemäß

Schon einmal, nämlich Ende 2018, hatte sich eine Initiative gegründet, die die Digitalisierung der Schulen im Fokus hatte. „Die Ausstattung der Schulen mit Internetanbindung ist vollkommen unangemessen. Eine zeitgemäße pädagogische Arbeit ist nicht möglich und die Schüler aller drei Schulen leiden darunter. Jeder von ihnen hat mehr Internet in der Hosentasche als die Schule mit Verwaltung und über 120 Pädagogen“, hatte Initiator Hagen Bauer seinerzeit argumentiert. Er hatte die Kampagne „bessere-schulen-meckenheim.de“ ins Leben gerufen. Kurze Zeit später bestätigten die drei Schulleiter erste Fortschritte. „Seit Beginn des Jahres stellen sich erste Veränderungen ein, auch wenn wir auf einen Glasfaseranschluss und die Vollausstattung des Schulgebäudes mit WLAN sicher noch eine längere Zeit warten müssen“, so Dirk Bahrouz im Februar 2019.

Was dann folgte, beschreiben die Schulleiter mit einer „vertrauensvollen und engen Zusammenarbeit, im Rahmen derer die Bedarfe der einzelnen Schulen und des Campus insgesamt aufgestellt wurden. In Zusammenarbeit mit den Schulpflegschaften und der Politik konnte 2020 der erste Meilenstein umgesetzt werden: eine Funkbrücke zum Rathaus und die Errichtung erster WLAN-Netze in Teilbereichen der einzelnen Schulen. Auch wurden bei den Computern der Verwaltung, auf Drängen der Schulleitungen und mit dem Hinweis auf den fehlenden Datenschutz, notwendige Updates auf Windows 10 durchgeführt. In den Bereichen Support sowie Aktualisierung und Erneuerung der Rechnerarbeitsplätze hat sich jedoch seit 2019 nichts verändert, der Ausbau des WLANs steht aus.“

Für das Konrad-Adenauer-Gymnasium bedeute dies, „dass aktuell keiner der rund 100 Schülercomputer über ein aktuelles Betriebssystem verfügt, da ein Update auf Windows 10 trotz mehrfacher Nachfrage nicht erfolgt ist. Damit stehen keinerlei Sicherheitsupdates mehr zur Verfügung, eine Nutzung mit Blick auf den Datenschutz ist daher nicht mehr gewährleistet“, heißt es weiter. Während einer Begehung im März sei festgestellt worden, „dass die Rechner heute allesamt mindestens elf Jahre alt sind und eine adäquate Aufrüstung zur Verwendung aktueller Software nicht mehr wirtschaftlich ist. Im Fazit muss die gesamte Infrastruktur dringend und sehr zeitnah ausgetauscht werden“.

In der Theodor-Heuss-Realschule fehle es ebenfalls auf allen Rechnern an einem sicheren Betriebssystem, da bis heute kein Update von Windows 7 erfolgt sei. Ferner stehe ein Update auf Office 365 aus. „Die Hardware betreffend sind drei PC-Arbeitsplätze in den Computerräumen sowie ein Beamer defekt und müssen repariert oder ausgetauscht werden. Auch eine Ergänzung der geringen Anzahl der Arbeitsplätze bei steigenden Schülerzahlen fehlt“, listet der Schulleiter auf.

In der Geschwister-Scholl-Hauptschule wurde zwar das Betriebssystem der Rechner im Computerraum aktualisiert, jedoch bedurfte es dabei einer großen Anstrengung der betreuenden Lehrerkräfte, da der externe Support an seine Grenzen stieß, heißt es in dem Brandbrief.

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Die Schulleiter hätten die Stadtverwaltung zuletzt im März auf die dringend notwendigen Arbeiten hingewiesen. Ende April habe der Bürgermeister die seit 2020 nicht mehr in Angriff genommenen Maßnahmen und Projekte „mit der Vakanz der Fachbereichsleitung sowie der Entscheidung einer Sanierung oder dem Neubau der GSH und des KAG sowie der nun anstehenden Erstellung eines Medienentwicklungsplanes durch die Stadt“ begründet.

Die SPD-Fraktion hat vor diesem Hintergrund eine Sondersitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur beantragt.

Der Haupt- und Finanzausschuss hatte im Januar grundsätzlich für einen Neubau des Konrad-Adenauer-Gymnasiums und der Geschwister-Scholl-Hauptschule statt für eine Sanierung der beiden Schulgebäude votiert. Die Investition wird auf mehr als 80 Millionen Euro kalkuliert. Geschätzte Bauzeit: fünf Jahre.

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