Wassernotstand im BurggrabenLüftelberger Burgherr fühlt sich im Stich gelassen

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Die Wasserburg Lüftelberg

Die Wasserburg Lüftelberg

Meckenheim – Die Karpfen zappeln ganz nah unter der Wasseroberfläche in der prallen Sonne, sie haben keinen Platz mehr zum Schwimmen im austrocknenden Burggraben. Die Tiere sitzen buchstäblich auf dem Trockenen. Carl-Hubertus von Jordans, seit 1990 Erbe der Wasserburg Lüftelberg, muss zusehen. Als jetzt auch noch Risse im Mauerwerk des denkmalgeschützten Bauwerkes auftauchten, weil der Gegendruck des Wassers fehlt, „da hab ich rot gesehen“, sagt der Freiherr.

Die Krux: Seit 1989 haben die Burgherren keine Rechte mehr, den Graben mit Wasser aus dem Mühlenbach zu speisen. Der seither alternativ genutzte, historische Brunnen auf dem Gelände ist quasi versiegt – die Hitzewellen der vergangenen Jahre schlagen hier voll zu. Von Jordans möchte Hilfe von Stadt und Kreis, fühlt sich aber im Stich gelassen.

Schriftlich hatte sich der Lüftelberger an Bürgermeister Bert Spilles gewandt. 1989 habe der Kreis seinem Onkel die Wasserrechte am Mühlenbach genommen und der sei „seitens der Kommune mutwillig trockengelegt worden, damit er nicht mehr unterhalten werden musste. Allen Widerständen zum Trotz wurde der Bachlauf von der Swist abgeklemmt.

Führungen

Zweimal im Jahr haben Interessierte die Möglichkeit, an einer Burgführung teilzunehmen. Etwa eine Stunde lang erläutert Burgherr von Jordans dabei seinen Besitz. Der Hof ist laut von Jordans immer zugänglich. Den früher sehr beliebten Weihnachtsmarkt im Innenhof veranstaltet der Burgherr aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. (jr)

Von da an musste der Weiher versorgt werden, das zunächst auf seine (des Onkels , die Red.) und seit 1990 auf meine Kosten aus einem zwölf Meter tiefen, historischen Brunnen gepumpt wird. (...) Der Weiher ist nun so trocken, dass die ersten Setzungsschäden zu sehen sind.“ Der von Jordans beratende Architekt rechne mit Schäden im zweistelligen Millionenbereich. Weil der „sehr alte Karpfenbestand und das gesamte Biotop“ absolut gefährdet seien, habe von Jordans sich vom Bauhof ein Standrohr gemietet und von Ende Mai bis heute nach eigenen Angaben 300 Kubikmeter Wasser eingespeist. Pro Kubikmeter berechnet die Stadt Meckenheim laut Zwischenrechnung vom 2. Juli 1,65 Euro; eine Reduzierung des Preises, um die von Jordans gebeten hatte, sei nicht möglich. Würde er den Weiher auf den üblichen Wasserstand auffüllen, müsste er gut 50 000 Euro aufwenden, hat von Jordans ausgerechnet.

Für den Burgherrn ist offenkundig, dass „Kreis und Kommune die geltenden Vorschriften und Erlasse bezüglich der Wassereinspeisung in den Weiher durch den historischen Mühlenbach missachtet haben“. Auch nach einem Ortstermin am 8. Juni, an dem neben Vertretern der Stadt Meckenheim, des Erftverbandes, der Unteren Wasserbehörde beim Kreis auch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland teilgenommen hatten, passierte nach Angaben von von Jordans nichts mehr.

Die Denkmalschützer schrieben am 30. Juli an die Stadt Meckenheim: „In die Instandhaltung der Burg sind in der Vergangenheit öffentliche Fördermittel geflossen. Es ist zu befürchten, dass die drohenden Schäden infolge mangelnder Wasserzuführung das zumutbare Maß der finanziellen Belastung für den Eigentümer weithin übersteigen werden . (...) Am Erhalt des Denkmals bestehe jedoch öffentliches Interesse. Das LVR-Denkmalamt „bittet die Stadt Meckenheim eindringlich darum, den Eigentümer im Bemühen um den Erhalt des Denkmals zu unterstützen“. Zudem sei die Stadt unterhaltspflichtig für ein „unabdingbares Denkmalbestandteil, nämlich den Wasserlauf Mühlenbach“. Der solle kurzfristig wieder durchgängig und wasserführend gemacht werden.

Auf Anfrage der Rundschau sieht Bürgermeister Bert Spilles aber die Stadt nicht in der Pflicht. Vorgabe der Unteren Wasserbehörde sei, dass die Swist Vorrang habe und nicht gefährdet werden dürfe. Die Stadt wolle dem Burgherren auch gerne helfen, er habe volles Verständnis für die Verzweiflung. Aber von Jordans müsse sich bemühen, das einstmals bestehende Wasserrecht wiederzubekommen. Er sei gerne bereit, ihn dabei zu unterstützen.

Früher sei die Burg über eine Art Stauwehr versorgt worden, das sich etwa in Höhe des heutigen Industriegebietes befand, aber Ende der 1970er Jahre abgebaut worden sei. Apropos: Aus Sicht von Carl-Hubertus von Jordans sei das für „viel Geld gebaute Regenrückhaltebecken im neuen Industriepark Kottenforst nicht nötig gewesen. Er hätte „genügend Flächen für die Retention“ gehabt.

Mit im Boot ist auch die Kreisverwaltung. Die sagt auf Anfrage: „Es haben erste Gespräche des Eigentümers mit der Wasserbehörde stattgefunden. Dabei wurden verschiedene technische Möglichkeiten der Wasserversorgung der Gräben allgemein diskutiert, einschließlich der wasserrechtlichen Rahmenbedingungen. Die weiteren Gespräche mit dem Eigentümer werden zeigen, ob eine Lösung gefunden werden kann.“

Dem widerspricht der Burgherr: „Auf meinen Druck und durch den mich in solchen Fragen betreuenden Ingenieur Josef Axer aus Rheinbach fand am 8. Juni eine Begehung statt. Bis heute ist niemand, der teilgenommen hatte, auf mich zu gekommen.“ Von Jordans: „Es wird gemauert.“

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