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Mehr Chancen für FrauenGleichstellungsbeauftragte sieht Bonn auf einem guten Weg

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Über mehr Chancengleichheit für Frauen in der Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren berichtete die Gleichstellungsbe- auftragte Brigitte Rubarth.

Über mehr Chancengleichheit für Frauen in der Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren berichtete die Gleichstellungsbe- auftragte Brigitte Rubarth.

Bonn – „Ich bin fertig mit meiner Arbeit, wenn ich mich überflüssig gemacht habe“, hat Brigitte Rubarth zu Beginn ihrer Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn einmal gesagt.

Sie sei zwar noch da und es gebe auch noch Arbeit, aber insgesamt habe die Stadt Bonn bei dem Thema vor allem durch den Ende 2018 ausgelaufenen Frauenförderplan große Fortschritte gemacht. „Bonn steht ausgezeichnet da – vor allem auch im interkommunalen Vergleich“, betonte Rubarth, die zum Jahresende nach mehr als 30 Jahren bei der Stadt in den verdienten Ruhestand geht.

Frauenüberhang in der Verwaltung

Insgesamt arbeiten bei der Stadt 3293 Frauen (59,1 Prozent) und 2279 Männer. „Es gibt seit Jahren einen Frauenüberhang in der Verwaltung, auch weil Frauen deutlich mehr auf die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes achten“, sagte die Gleichstellungsbeauftragte. Auf der obersten Ebene, den Dezernenten, herrscht Parität: Margarete Heidler, Dr. Birgit Schneider-Bönninger und Carolin Krause stehen Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Helmut Wiesner und Wolfgang Fuchs gegenüber.

Während der Anteil der weiblichen Mitarbeiter im höheren Dienst laut Rubarth mit 49,1 noch knapp unter der 50-Prozent-Grenze liegt, haben die Frauen im gehobenen Dienst mit 61,7 und im mittleren Dienst mit 58,5 Prozent die Überhand. Alle Werte sind im Vergleich zu 2015 um ein bis gut drei Prozentpunkte gestiegen. „45 Prozent der Positionen mit Führungsverantwortung sind mit Frauen besetzt, die Leitungsfunktionen in Kindertagesstätten sind dabei hier nicht eingerechnet“, erläuterte Rubarth. 66 Prozent der Beamtenanwärter sind weiblich, bei Ausbildungsberufen sind es 41 Prozent.

Zur Person

Brigitte Rubarth wurde 1954 in Bonn geboren und besuchte das Clara-Schumann-Gymnasium. Ihre Mathe- und Physikstudium musste sie nach vier Semestern beenden, weil sie ein Kind bekommen hatte. Nach drei Semestern Pause wechselte sie dann zur Politik und schloss das Studium auch ab. Aus einem Aushilfsjob im Wohnungsamt wurde dann eine 34-jährige Berufskarriere bei der Stadt. (wki)

Mit ein Grund für die guten Zahlen sei auch der Leitfaden zur Personalauswahl, der in zeit von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann eingeführt worden sei: „Er war lange Zeit eine Art Richtschnur.“ Eine Quotierung für jede Laufbahngruppe gibt es in Bonn schon seit 1991, im Landesgesetz ist sie erst seit dem vergangenen Jahr vorgesehen. In den jüngster Zeit zeige sich immer häufiger, dass Frauen oft besser ausgebildet seien. „Das gilt mittlerweile auch im technischen Bereich.“ In der Regel seien sie beim Auswahlgespräch auch besser vorbereitet.

Geschlechtergerechte Sprache ist weiterer Punkt

Trotz des guten Abschneidens konnte aber nicht in allen Bereichen die Vorgaben erfüllt werden. Ein Grund sei, dass der Fachkräftemangel auch in der Verwaltung angekommen sei und es oft keine Bewerbungen gebe. „Zudem sind die Bundesbehörden eine große Konkurrenz, weil sie mehr Zulagen zahlen“, so Rubarth. Außerdem habe sich auch die Wirtschaft mehr gegenüber den Frauen geöffnet. „Ausgebremst werden sie beispielsweise auch heute noch durch die Familienarbeit, die nach wie vor überwiegend auf den Frauen lastet.“ So nahmen zwischen 2016 und 2018 Verwaltung 281 eine Elternzeit, aber nur 61 Männer und davon der überwiegende Teil auch nur die Mindestzeit von zwei Monaten.

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In Zukunft werde man im Rahmen des Gleichstellungsplans bis 2022 auf den bewährten Pfaden weitermachen. Hinzu kommt aber ein neuer Punkt: Alle öffentlichen Dienststellen sind verpflichtet, von anderen Institutionen und Organisationen, mit denen sie kommunizieren, eine geschlechtergerechte Sprache einzufordern. „Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Arbeitsfelder wie Gewalt gegen Frauen oder die Stadtplanung“, betonte die Gleichstellungsbeauftragte.

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