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MillionenkostenStadtwerke Bonn kaufen 30 Straßenbahnen

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Die Stadtwerke wollen die 24 Niederflurbahnen aus dem Jahr 1994 nach und nach durch 30 neue ersetzen.

Die Stadtwerke wollen die 24 Niederflurbahnen aus dem Jahr 1994 nach und nach durch 30 neue ersetzen.

Bonn – Die Stadtwerke Bonn (SWB) wollen 30 neue Niederflurbahnen anschaffen und dann auf den Strecken der Linien 61 und 62 einsetzen. Grund: Die jetzt zwischen Dottendorf und Auerberg beziehungsweise Beuel fahrenden Züge, seit 1994 im Einsatz, sind veraltet, eine Reparatur kommt nach Einschätzung eines Gutachters nicht mehr infrage.

Zwischen 80 und 100 Millionen Euro will die SWB-Verkehrssparte für die Neuanschaffung ausgeben – Geld, das den Gewinn des Konzern kräftig schmälern wird und damit auch die Stadtkasse belasten könnte. An sie sollen die SWB, so hat es der Rat 2014 beschlossen, ab dem nächsten Jahr 2 Millionen Euro ausschütten, dann 4 Millionen und schließlich jährlich 5 Millionen Euro. Das alles, nachdem die Stadtwerke schon Steuern ans Finanzamt überwiesen haben. SWB-Chef Peter Weckenbrock spricht deswegen von einer „sportlichen Aufgabe“.

Die will er auch meistern, wenn seine Leute das neue Zentralbad der Stadt in Dottendorf bauen sollten. Dieses Projekt steht beim Bürgerentscheid über das Kurfürstenbad indirekt mit zur Abstimmung. Denn der Stadtrat hat im September entschieden, das marode Hallenbad in Bad Godesberg zugunsten des Neubaus zu schließen. Sollte eine Mehrheit im Bürgerentscheid dem Ratsvotum widersprechen, könnte das auch das Aus für das Familienbad bedeuten.

Wohl keinen Einfluss auf das Hallenbad

Die Bürgerinitiative „Kurfürstenbad bleibt!“ witterte gestern Morgenluft, nachdem bekanntgeworden war, dass der Kauf der Straßenbahn und der Bau des Hallenbads die Ertragsaussichten der SWB schmälern könnten.

Deren Finanzexperten gehen davon aus, dass sie prognostizierte Verluste aus dem Bad mit Gewinnen zum Beispiel aus der Energiesparte gegenrechnen und damit unterm Strich Steuern sparen können. Wenn aber, wie im sogenannten „Politischen Lenkungskreis“, einem nichtöffentlich tagenden Gremium aus Aufsichtsratsmitgliedern und Geschäftsführern der SWB, angedeutet worden sein soll, die Gewinne wegen des Bahnkaufs geschmälert werden könnten, bleibt dann noch Finanzspielraum fürs Hallenbad?

Und: Bekommt die Stadt ab 2018 ihre jährliche Millionen-Ausschüttung.

Stadtwerke erwarten Ergebnis von 1,6 Millionen Euro im Plus

Aus dem Haus der Stadtwerke heißt es: „Ja, wir erreichen die Ziele.“ Für das Jahr 2016 erwarten sie ein Ergebnis von 1,6 Millionen Euro im Plus. Die SWB verweisen erneut auf die Synergieeffekte zwischen Schwimmbad und angrenzendem Heizkraftwerk; zudem wäre die Stadt gut beraten, die Steuervorteile zu nutzen.

Die Bürgerinitiative wirft Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) vor, als Aufsichtsratsvorsitzender der SWB-Verkehrssparte die Bürger über die wegfallenden Finanzierungsvorteile im Unklaren gelassen zu haben.

Auch Bärbel Richter, die Vorsitzende der SPD-Fraktion, die den Bürgerentscheid unterstützt, sagte, sie hätte sich vom OB mehr Transparenz erwartet, Große Projekte könnten nur funktionieren, wenn die Kosten vorab bekannt seien.

Sridharan hingegen warb ebenfalls für die Synergieeffekte. Die Kosten des Bad-Neubaus stehen allerdings noch nicht fest. (dbr)

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