Abo

Ministerbesuch im KreishausKeine Zusage für ein zweites Corona-Impfzentrum

Lesezeit 3 Minuten
Kreisdirektorin Svenja Udelhoven (r.) informierte Andreas Pinkwart (2. v. l.) und Karl-Josef Laumann.

Kreisdirektorin Svenja Udelhoven (r.) informierte Andreas Pinkwart (2. v. l.) und Karl-Josef Laumann.

Rhein-Sieg-Kreis – Ein Praktiker im Kreishaus bestätigte, wofür zwei Landesminister dort am Dienstag warben. „Es wäre schön, wenn es viele andere übernähmen“, sagte Manuel Casper. Gemeint ist „Sormas“. Die vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig zunächst für Afrika entwickelte Computer-Software ermöglicht die digitale Erfassung und Bearbeitung aller Personendaten im Corona-Zusammenhang sowie den Datenaustausch zwischen den Gesundheitsämtern.

„Sie haben vorgemacht, wie es geht“, lobte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) die Kreisverwaltung, die Sormas seit Juli in Betrieb hat. „Wir haben schnell erkannt, dass es so nicht lange geht“, berichtete Kreisdirektorin Svenja Udelhoven von ehedem „vielen analogen Schritten“. Vieles musste von Hand eingegeben werden, teilweise sogar doppelt. Wegen der Menge der Daten von Infizierten, Kontaktpersonen und Verdachtsfällen stieß man schon bald an Grenzen. „Da herrschte manchmal ein kleines Tohuwabohu.“ Ende April fiel die Entscheidung, Sormas einzuführen.

Keine Zusage für zweites Zentrum

„Einfach war das nicht, wir haben Tag und Nacht daran gearbeitet“, berichtete Udelhoven, die Landrat Sebastian Schuster vertrat, der sich als Kontaktperson der Kategorie 1 derzeit in Quarantäne befindet. Dessen Drängen auf ein zweites Impfzentrum im Rhein-Sieg-Kreis war bei Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) dennoch präsent: „Das ist fest in meinem Kopf.“

Er wisse um die Größe des Kreisgebiets und die Teilung durch den Rhein. Eine Zusage für ein zweites Impfzentrum gab es aber nicht. „Ich war immer der Meinung, dass es pro Kreis ein Zentrum geben soll.“ Wenn eine Kreisverwaltung eine weitere „Impfstraße“ für nötig halte, sehe er indes kein Problem.

Laut Pinkwart arbeiten derzeit sieben der 53 Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen mit Sormas. Sechs weitere stünden vor der Einführung, 15 hätten angefragt. Die Software sei datenschutzkonform und kostengünstig. „Wir brauchen die Umstellung auf Sormas, um mit der Situation fertig zu werden“, sagte Laumann und dass dies in den nächsten Wochen geschehen müsse.

Appelle statt Zwang

Zwingen will die Landesregierung die Kreise und großen Städte, die teilweise, wie etwa Köln, eigene Programme entwickelt haben, aber nicht. „Wir appellieren“, so Pinkwart. Solange die Gesundheitsämter unterschiedliche Software nutzen, scheitert der schnelle digitale Datenaustausch zur Nachverfolgung der Infizierten-Kontakte – „das ist die zweitwichtigste Frage nach Intensivbetten und Beatmungsgeräten“ (Laumann) – an fehlenden Schnittstellen. So etwa auch zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn oder Köln, was auf alte Kommunikationstechniken zurückwirft: „Da stehen wir im ständigen Fax-Austausch“, sagte Manuel Casper.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nächster Schritt im Kreishaus ist die vom Helmholtz-Zentrum begleitete Erweiterung auf „Sormas Exchange“ Ende Januar. Die vernetzte Version ermöglicht es unter anderem, digitale Labormeldungen „medienbruchfrei“ zu empfangen, Falldaten ohne Doppeleingabe an die Landesbehörden zu übermitteln und digital geführte Besucherlisten von Gaststätten, Pflegeheimen oder Unternehmen zu übernehmen. Auch können Kontaktpersonen über eine App mitteilen, ob sie Symptome haben, was Tausende von Telefonaten erspart.

Rundschau abonnieren