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Nach 16 Jahren Amtszeit in BornheimCorona verhagelt Henselers Abschiedsfest

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Ein ghanaischer Stammesfürst trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Ein ghanaischer Stammesfürst trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

  • Nach 16 Jahren Amtszeit geht Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler in den Ruhestand.
  • Das geplante Abschiedsfest musste er allerdings wegen der Coronavirus-Pandemie absagen.

Bornheim – Er hätte so gerne am Freitag mit rund 300 Wegbegleitern in der Herseler Rheinhalle den letzten Tag seiner Amtszeit gefeiert und gute Musik von Michael Kuhl gehört. Aber jetzt hat die Pandemie dem Bornheimer Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD) das Fest verhagelt.

„Die aktuelle Corona-Situation und die Vernunft zwingen uns dazu, diese Veranstaltung abzusagen. Und ich glaube, viele von Ihnen waren genauso hin und hergerissen wie wir und haben überlegt, ob sie dieses Risiko eingehen sollen. Nach der Entwicklung der vergangenen Woche und auch der Entwicklung in unserer Stadt gibt es aber keine vernünftige Alternative zur Absage der Veranstaltung, um Risiken zu vermeiden“, schreibt Henseler in der Absage. Der FC-Fan nimmt es also sportlich und möchte seinen letzten Arbeitstag bei einem Glas Wein im Kreis der Familie ausklingen lassen.

Er dankt auf schriftlichem Wege „für die Begleitung und Zusammenarbeit in den letzten 16 Jahren von ganzem Herzen. Ohne die Unterstützung meiner Frau und meiner Familie, der Kolleginnen und Kollegen in der Bornheimer Stadtverwaltung, der Mitglieder im Rat und in den Ausschüssen, den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in der Region und in den Partnerstädten, den vielen, vielen Ehrenamtlichen, den Unternehmerinnen und Unternehmern und allen Bürgerinnen und Bürgern unserer tollen und schönen Stadt wäre das alles, was wir erreicht haben, nicht gelungen. Ich schaue mit großer Dankbarkeit und Zufriedenheit auf die letzten 16 Jahre zurück.“

Seit fast auf den Tag genau 16 Jahren ist der gebürtige Erftstädter Hauptamtlicher Bürgermeister in Bornheim. Zuvor hatte er bereits in der Stadtverwaltung Köln Behördenerfahrung gesammelt, zuletzt als Oberverwaltungsrat und Sachgebietsleiter im Organisationsamt.

Dass sich Henseler mit seiner ruhigen, überlegten, aber auch überzeugten Art großen Respekt über Parteigrenzen hinaus erworben hat, das zeigte spätestens die letzte von ihm geleitete Ratssitzung. Die CDU würdigte nicht nur, dass er noch mal einen Doppelhaushalt eingebracht habe, was er nicht mehr hätte tun müssen, sondern auch Henselers Krisenmanagement: „Sie haben unsere Stadt bereits gut durch die Flüchtlingskrise gebracht und nun durch Corona“, lobte die CDU-Fraktionsvorsitzende Petra Heller.

Für den Grünen-Fraktionsvorsitzenden Arnd Kuhn ist klar, dass Henseler gerne Bürgermeister dieser Stadt war: „Das hat man gemerkt, auch dadurch, dass man bei Ihnen bis zuletzt keine Amtsmüdigkeit gesehen hat.“

Und dabei gab es reichlich Reibungspunkte: Man denke an die harten und langwierigen Diskussionen um die Wasserversorgung in Bornheim inklusive Bürgerentscheid und beanstandeten Ratsbeschlüssen, die Standortwahl für eine neue Gemeinschaftsschule und nicht zuletzt die Flüchtlingskrise.

Herausforderungen wurden gemeinsam gemeistert

„Wir haben gemeinsam viel erreicht und die Chancen unserer Stadt und ihrer Lage genutzt“, schreibt Wolfgang Henseler jetzt. „Das betrifft ganz viele Bereiche: die Kindertageseinrichtungen, die Schulen und Bildungseinrichtungen, die Wohn- und Gewerbeentwicklung, den Klima-, Umwelt und Naturschutz, die Unterstützung der Landwirtschaft, die Feuerwehr und die anderen Hilfsorganisationen und bei leeren Kassen auch in den letzten Jahren die Sanierung und den Bau von Straßen und Radwegen“.

Was ihm ganz wichtig sei: „Wir konnten an ganz vielen Stellen das tolle und vielfältige Ehrenamt in der Stadt unterstützen. Wir haben ganz besondere Herausforderungen wie den Zuzug von Flüchtlingen und die Corona-Pandemie gemeinsam gemeistert. Ganz besonders freut mich auch, dass es gelungen ist, in diesem Jahr erstmals seit vielen Jahren einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen und damit die Chance zu erhalten, aus der Haushaltssicherung herauszukommen.“

Dass er sich mit seinem Nachfolger Christoph Becker blendend versteht, daran bestand schon kein Zweifel, als Becker noch Leiter der Europaschule war. In seinem Dankesschreiben bittet Henseler denn auch um Unterstützung für den parteilosen Becker, der ab dem 1. November sein Büro im Bornheimer Rathaus bezieht.

„Die Stadt steht weiterhin vor großen Herausforderungen, dies habe ich zuletzt in meiner Haushaltsrede deutlich gemacht“, unterstreicht Henseler. Künftig werde man ihn „hoffentlich bald wieder bei den Veranstaltungen des Kulturforums erleben“, dessen Vorsitzender er ist.

So ganz ohne Würdigung will seine Hauspartei Henseler aber nicht ziehen lassen. Denn die Absage „ist für uns alle bedauerlich, das wäre ein würdiger Rahmen gewesen“, sagt Fraktionschef Wilfried Hanft. Der Verzicht auf das Fest sei aber in der aktuellen Lage verständlich. Und das Präsent, mit dem seine Parteifreunde Henseler eigentlich in der Rheinhalle überraschen wollten, das soll er im November in kleiner Runde bekommen.

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