Bürgermeister in RheinbachLudger Banken zieht nach 100 Tagen Zwischenbilanz

Lesezeit 4 Minuten
Am 1. November trat Ludger Banken sein Amt im Rheinbacher Rathaus an.

Am 1. November trat Ludger Banken sein Amt im Rheinbacher Rathaus an.

Rheinbach – Nach „100 Tagen“ im Amt als Bürgermeister der Stadt Rheinbach zieht Ludger Banken (parteilos) im Gespräch mit der Bonner Rundschau eine erste Zwischenbilanz. Wenig überraschend: „Absolutes Thema Nummer 1 war Corona.“ Die Bewältigung der Pandemie koste jeden Tag viel Zeit und Energie in der gesamten Stadtverwaltung und habe auch ihm so manche schlaflose Nacht verursacht.

Deshalb sei es durchaus hilfreich gewesen, dass er schon 15 Jahre Erfahrung als Bürgermeister einer anderen Kommune gehabt habe, als er das Amt in Rheinbach in einer so außergewöhnlichen und herausfordernden Zeit antrat. „Deshalb beneide ich auch nicht die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin, die ständig wichtige Entscheidungen treffen müssen. Denn es stellt sich ja erst im Nachhinein heraus, ob es die richtigen Entscheidungen waren oder auch nicht.“

Die erste Zeit habe er im Rathaus damit verbracht, seine Mitarbeiter kennen zu lernen „Das war wegen der Kontaktbeschränkungen aber nicht ganz einfach“, findet Banken. Anstatt sie alle in einer großen Runde zu begrüßen, sei er von Zimmer zu Zimmer gegangen und habe sich jedem einzelnen Mitarbeiter vorgestellt – natürlich mit dem gebührenden Abstand und mit Mundschutz, was leider das Wiedererkennen auf der Straße mitunter erschwere, weil man eben nur die obere Hälfte des Gesichtes sehe.

Alles zum Thema Impfung

Kaum Auftritte in der Öffentlichkeit

Die Pandemie führte auch dazu, dass er so gut wie gar nicht in der Öffentlichkeit auftreten könne, „das erschwert die Kommunikation mit den Bürgern und mein ,Sichtbarwerden‘ stark“, bedauert Banken. Es gab so gut wie keine auswärtigen Termine, und die wenigen Veranstaltungen, die dennoch ausgerichtet worden seien – etwa die Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht und für drei ermordete ukrainische Kriegsgefangene – hätten praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden.

Vielfach herrschte der Eindruck, der Bürgermeister sei überhaupt nicht präsent. „Aber das stimmt nicht. Ich arbeite in meinem Büro im Rathaus für die Stadt und für ihre Bürger“, versicherte Banken: Und zwar jeden Tag etwa zwölf Stunden und sogar noch am Wochenende. Denn eigentlich sei er durchaus ein kommunikativer Typ, sagt Banken: „Ich dränge mich aber nicht dazu, immer überall dabeizusein.“

Überrascht sei er hingegen selbst über die Zahl der Gremiensitzungen, die er in den ersten 100 Tagen absolviert habe. Nicht weniger als drei Stadtratssitzungen und zwei des Haupt- und Finanzausschusses habe er geleitet, außerdem jeweils eine Sitzung des Betriebsausschusses und des Jugendhilfeausschusses. Hinzu kämen unzählige Video- und Telefonkonferenzen, so viele wie in den 20 Jahren zuvor zusammen nicht, so Banken. Die Resonanz auf die vier Bürgersprechstunden, die er bereits angeboten habe, sei allerdings überschaubar gewesen. Besonders freute er sich über einen handgeschriebenen Brief einer 87-jährigen Dame aus der Stadt: „Die habe ich direkt angerufen und konnte ihr sogar bei ihrem Anliegen helfen.“

Auch schwierige Situationen gehören dazu

Allerdings bestehe die Arbeit eines Bürgermeisters nicht nur aus positiven Aspekten, so der Amtsinhaber, mitunter müssten auch schwierige Entscheidungen getroffen werden, die nicht jedem gefallen. „Auch da muss man seinen Mann stehen und den Betroffenen erklären, warum etwas getan werden muss“, weiß Banken.

Das könnte Sie auch interessieren:

Oft habe die Stadt allerdings den Schwarzen Peter für Angelegenheiten, für die sie gar nicht zuständig sei, beispielsweise für die Impfungen gegen das Corona-Virus. „Da hat die Stadt überhaupt keine Aktien drin“, auch nicht in der Frage, wie viele Impfzentren ein Kreis einrichte und wo. Dennoch habe er sich mit den anderen Bürgermeistern im linksrheinischen Teil des Kreises zusammengeschlossen, um Landrat Sebastian Schuster darum zu bitten, in Meckenheim ein zweites Impfzentrum einzurichten. „Denn obwohl wir überhaupt nicht zuständig sind, fühlen wir Bürgermeister uns doch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass unsere Bürger zeitnah und wohnortnah geimpft werden.“

Obwohl es schon 15 Jahre Erfahrung als Bürgermeister in der Gemeinde Everswinkel im Münsterland gesammelt habe, sei in der Stadt Rheinbach doch einiges anders. Allein die Verwaltung sei hier etwa dreimal so groß wie dort, und er habe sich zunächst an die etwas andere Organisationsstruktur gewöhnen müssen. Was er auch nicht gewohnt war: dass „seine“ Kommune seit knapp zwei Jahrzehnten im Nothaushalt und der Haushaltssicherung ist. „Man merkt an allen Ecken und Enden, dass das Geld knapp ist.“ Doch 2021 sei hoffentlich das letzte Jahr in der Haushaltssicherung, weshalb unbedingt ein ausgeglichener Haushalt erforderlich sei. „Ich hoffe, dass der Stadtrat heute Abend mitzählt und dem Zahlenwerk auch zustimmt.“ Denn an seinem 100. Tag im Amt leitet er heute Abend bereits die dritte Sitzung des Stadtrats.

Rundschau abonnieren