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Fast 300.000 EuroNRW fördert Schutzprojekt für Schmetterlinge an der Tomburg

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Ohne den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) kann sich der Ameisenbläuling nicht ansiedeln.

Ohne den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) kann sich der Ameisenbläuling nicht ansiedeln.

Rheinbach-Wormersdorf – „Die Insekten sind in den vergangenen Jahren ein Thema der großen Politik geworden“, weiß Professor Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstand der NRW Stiftung. Doch die Arbeit zum Schutz der Insekten und zur Verbesserung ihrer Habitate müsse nach wie vor „im Kleinen“ vor Ort geleistet werden.

Die NRW-Stiftung unterstützt daher die neue Initiative „Hilfe für den Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling – Populationsstärkung und Lebensraumerweiterung“ mit einer Förderung in Höhe von 286.800 Euro. Um den Schutz der selten gewordenen Schmetterlingsarten kümmern sich die Biologischen Stationen im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Euskirchen, unter anderem am Fuße der Tomburg bei Wormersdorf.

Ehemalige Pferdekoppel für Artenschutzprojekt

Dort hat die Stiftung jetzt eine etwa einen Hektar große ehemalige Pferdekoppel erworben, gleich neben einer weiteren großen Magerwiese, die bereits seit einigen Jahren von der Biologischen Station zu diesem Zweck gepachtet wird. Mit den investierten 86.200 Euro könne nicht nur den blau-braunen Faltern, sondern zugleich auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten geholfen werden, war Erdmann überzeugt.

Mit dem Bläulingswiesenprojekt soll das Kernvorkommen der beiden Schmetterlingsarten im südlichen Nordrhein-Westfalen gestärkt werden. Sie haben jedoch einen komplizierten Entwicklungszyklus und zählen wegen ihrer spezifischen Lebensraumansprüche zu den besonders gefährdeten Arten, erläuterte Projektbetreuer Steffen Steenken von der Biologischen Station des Kreises. Die beiden Arten sind an das Vorkommen von Knotenameisen ebenso zwingend gebunden wie an das Vorhandensein des Großen Wiesenknopfes.

Starker Bestandsrückgang in den vergangenen 100 Jahren

Zwischen den schwarzroten Blütenknospen der Pflanzen legen die Weibchen ihre Eier ab. Die geschlüpften Raupen ernähren sich zunächst von den Pollen und Fruchtknoten der Pflanze. Dann lassen sie sich zu Boden fallen und täuschen die Duftstoffe der Knotenameisen vor, um diese anzulocken, in ihren Bauch aufzunehmen und verzehren, bevor sie sich in Schmetterlinge verwandeln.

„Dieses Gefüge aus Bläuling, Wirtspflanze und Wirtsameise reagiert äußerst empfindlich auf Störungen, etwa durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, das Ausbringen von Pestiziden oder durch eine starke Düngung“, weiß Steenken. So sei in den vergangenen 100 Jahren ein starker Bestandsrückgang bei beiden Bläulingsarten zu verzeichnen.

Schmetterlingslarven aussetzen

„Es gibt zwar entlang der Sieg und ihren Seitentälern noch einige stabile Vorkommen, doch auch dort sind die Zahlen vielerorts rückläufig“, kommentiert Steenken die Entwicklung. In letzter Zeit habe der seit Mai mit der Projektbetreuung beauftragte Biologe zwischen Meckenheim und Rheinbach kein einziges Exemplar mehr gesichtet.

„Auf der linken Rheinseite, am Eifelfuß, wo nur der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling vorkommt, ist die Situation besonders kritisch. Dort besteht die akute Gefahr, dass die Art lokal ausstirbt.“ Daher werde man nicht umhinkommen, Schmetterlingslarven aus anderen Regionen an dieser Stelle auszusetzen und zu hoffen, dass sie wieder eine eigene Population aufbauen. Ameise und Wirtspflanze seien jedenfalls schon in ausreichender Zahl vorhanden.

Wiesenprojekt läuft bis mindestens 2023

Vorrangiges Ziel sei die Stabilisierung des Bestands durch die Pflege und Optimierung von bestehenden Habitaten. Zudem sollen die oftmals stark frequentierten Teilpopulationen durch das Schaffen neuer Bläulings-Wiesen als „Trittstein-Habitate“ wieder stärker miteinander vernetzt werden. Deshalb wird zunächst auf den beiden Wiesen am Fuße der Tomburg den Bläulingen ein optimaler Lebensraum geschaffen.

Dafür braucht man ein schonend bewirtschaftetes und artenreiches Grünland mit einer Mahdpause von Ende Mai bis Mitte September – von der auch eine Vielzahl weiterer Tier- und Pflanzenarten profitiert, die in der heutigen Nutzungslandschaft selten geworden sind. „Es geht nicht nur darum, einige Vorzeigearten zu schützen, sondern einen ganzen Lebensraumtyp, der leider immer seltener werden“, erläuterte Dr. Dieter Steinwartz, Geschäftsführer der Biologischen Station im Rhein-Sieg -Kreis.

Dafür gehe man Kooperationen mit den Kommunen und den örtlichen Landwirten ein. Schließlich läuft das Wiesenprojekt zunächst bis April 2023, mit der Option auf Verlängerung bis 2025.

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