Initiative „Rheinbach ohne Plastikmüll“So will Rheinbach gegen den Müllberg ankämpfen

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Bürger und Rheinbacher Gastronomen überlegen, wie sie die Becherflut eindämmen können.

Bürger und Rheinbacher Gastronomen überlegen, wie sie die Becherflut eindämmen können.

Rheinbach – Beim Spaziergang am Gräbbach schwappt einem das Plastik oft geradezu entgegen. An der Böschung liegen Flaschen, Tüten, Plastikfetzen und Einwegverpackungen: Nicht besser schaue es auf vielen Park- und Spielplätzen aus und auch um Parkbänke und Schnellrestaurants stapelten sich die Einwegverpackungen, beschreiben Mitglieder der Initiative „Rheinbach ohne Plastikmüll“ anschaulich die missliche Lage im Stadtgebiet.

Dass Plastikmüll der Umwelt schadet und trotz Recycling ein großer Teil in der Natur, in Bächen, Flüssen und schließlich im Meer, landet, in dem es zu einer tödlichen Gefahr für die Ozean-Bewohner wird, ist inzwischen hinreichend nachgewiesen. Um dieser Verschmutzung einen Riegel vorzuschieben, hat sich in Rheinbach eine Mehrwegbewegung gegründet. Über wiederverwendbare Verpackungen für Speisen „to go“ informierten die Mitglieder vor kurzem im Rahmen einer vor allem an Gastronomen gerichteten Online-Veranstaltung mit etwa 20 Teilnehmern, unter denen sich nach Einschätzung von Gastgeberin Karen Beuke auch etwa acht Gastronomen befanden.

Neue Regeln als Anlass fürs Treffen

Aktueller Anlass des digitalen Treffens waren neue gesetzliche Regelungen für die Außer-Haus-Gastronomie, nach denen Restaurants, Bistros und Cafés in Zukunft immer auch Mehrwegbehälter für den To-Go-Kaffee und für Take-away-Essen anbieten müssen. Diplom-Geografin Beuke, die bei der Kreisverwaltung Euskirchen auch in puncto Abfall berät, informierte über Änderungen rund um Lebensmittel- und Getränkeverpackungen, Oliver Wolf vom Rheinbacher Gewerbeverein übernahm die technische Unterstützung und drei Referenten stellten Mehrweg-(Pool)systeme für Speisen und Getränke.

Maximilian Popp von „reCircle“ Deutschland hatte sich aus München zugeschaltet und sprach über ein Netzwerk für Pfandboxen. Melanie Mai von „Vytal“ und Daniel Pfeffer von „FairBox“ in Göttingen stellten der Runde Mehrwegverpackungen und Ausleihmöglichkeiten, die künftige rechtliche Vorgaben erfüllen. Die Initiative bietet an, sich die Mustersets aller drei Anbieter zum Anschauen auszuleihen und den Unternehmern vorzustellen.

Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken unterstützt die Initiative gegen Müll im öffentlichen Raum: „Sie geben Anregungen und Tipps ohne den erhobenen Zeigefinger“, lobte er. Das Netzwerk hat sich 2019 aus der Steuerungsgruppe Fairtrade gebildet; Vorbild war eine Initiative der Bürgerin Ingeborg Renckendorf in Alfter. Mehrmals beteiligten sich die Mitglieder bereits an Aktionen wie „Rheinbach räumt auf“.

Müllprobleme in Corona-Zeiten gewachsen

Wilder Müll beschäftige auch die Rheinbacher Stadtverwaltung, so Verwaltungschef Banken, und die Pandemie habe die Probleme noch verschärft, da durch den gestiegenen Außer-Haus-Verkauf mehr Verpackungen gebraucht würden. Gerichte „to go“ seien Alternativen für Gastronomen, die im Lockdown ums Überleben kämpften und gehörten für immer mehr Menschen zum Alltag dazu. Kehrseite sei ein wachsender Müllberg. Intelligente Lösungen seien daher wichtig.

Ab dem Jahr 2023 müssten größere Betriebe ohnehin ein Mehrwegsystem anbieten, berichtete Beuke. Außerdem seien schon ab diesem Juli bestimmte Einwegkunststoffartikel völlig verboten, wie etwa Lebensmittel- und Getränkebehälter aus Styropor. „Coffee-to-go-Becher aus Pappe und Kunststoff seien aber weiterhin erlaubt. „Von Aluminiumschalen sollten Sie die Finger lassen, auch wenn die noch nicht verboten sind“, riet Beuke den Teilnehmern.

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Eine Alternative für kleinere Betriebe mit höchstens fünf Mitarbeitern und einer Verkaufsfläche von maximal 80 Quadratmetern sei die Befüllung mitgebrachter Mehrwegbehälter. Das Prozedere sei einfach, so Beuke. So würde an manchen Käsetheken schon jetzt mit einem Tablett gearbeitet, das von den Mitarbeitern mit den gewünschten Lebensmitteln versehen und anschließend dem Kunden gereicht werde, der den Käse dann in mitgebrachte Dosen legt. „Wer sich über die Ziele der Initiative informieren möchte, kann dies am 20. Mai am Informationsstand auf dem Feierabendmarkt tun. Er wird zusammen mit der Fairtrade-Steuerungsgruppe betrieben“, kündigte Mitorganisator Jörg Nawrath an.  

Kontakt: Initiative Rheinbach ohne Plastikmüll, Karen Beuke, Tel.: (0151) 68 16 95 11 (auch WhatsApp)

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