RheinbachSchautafeln erzählen Geschichte der „Partnerschaft des Friedens“

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Das Kriegsgeschehen in Verdun und die Folgen werden auch in der Ausstellung aufgearbeitet.

Das Kriegsgeschehen in Verdun und die Folgen werden auch in der Ausstellung aufgearbeitet.

Rheinbach – Für die Abgesandten aus Rheinbach war es ein besonders emotionaler Moment, als Bürgermeister Stefan Raetz im Herbst vergangenen Jahres in einer Gedenkstätte in der Nähe von Verdun die Flamme am Grab des unbekannten Soldaten vom Pariser l'Arc de Triumphe entzündete – als zweiter Deutscher nach Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit dabei waren der französische Präfekt und der Bischof von Verdun, gleich dahinter stand auch Thomas Spitz von der Stadtverwaltung: „Im Anschluss haben wir die deutsche Nationalhymne und die Marseillaise gesungen. Ich bekomme noch jedes Mal Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke“, erzählt der 56-Jährige.

Den Tränen nah sei er gewesen, als gemeinsam im Beinhaus von Douaumont das Vaterunser gebetet worden sei, inmitten der Überreste Tausender gefallener französischer und deutscher Soldaten. Über seine Erlebnisse während eines dreitägigen Aufenthaltes in Verdun im November 2019 erzählte Thomas Spitz einer Delegation aufmerksam lauschender Soldaten von der Rheinbacher Tomburg-Kaserne. Die Mitglieder der Abordnung um Brigadegeneral Ralf Hoffmann und Oberstleutnant Jens Nützel waren am Mittwoch die ersten Besucher der Ausstellung „Partnerschaft des Friedens“, die im momentan für den Publikumsverkehr noch gesperrten Rheinbacher Rathaus gezeigt wird.

Tief berührt von den Erlebnissen in Verdun

Die Ausstellung informiert über die geschichtlichen Hintergründe der Schlacht von Verdun im Ersten Weltkrieg bis zur „Partnerschaft des Friedens“, über die Erlebnisse und bewegenden Momente der Delegationsreise. Für den Inhalt der 14 ausgestellten Schautafeln zeichnet der Rheinbacher Militärhistoriker Peter Baus verantwortlich, ein ehemaliger Berufssoldat, der bei der erst vor knapp sieben Monaten besiegelten „Partnerschaft des Friedens“ zwischen Rheinbach und der französischen Gemeinde Douaumont-Vaux dabei war. Redaktionell beteiligt sind außerdem Stefan Raetz und Thomas Spitz, den Druck der Texte übernahm die Bundeswehr.

Tief berührt von den Erlebnissen in Verdun sei man sich einig gewesen, man wolle die Eindrücke den Rheinbachern präsentieren und das Interesse für die noch sehr junge Partnerschaft zu wecken. Gezeigt werden auch Exponate Rheinbacher Schüler wie etwa ein Billardspiel, das einen Appell an die Besucher richtet, selber „Anstoß zu Frieden, Verständnis und Freundschaft“ zu geben.

Ein „Baum der Wünsche“ wurde kreiert vom Französischkurs des Städtischen Gymnasiums um Lehrerin Stephanie Ewald. Das Original überreichten die Schülerinnen Friederike Krancke und Paula Dörflinger dem Bürgermeister der Gemeinde Douaumont-Vaux im vergangenen Jahr. Eine Nachbildung ergänzt die als Wanderausstellung konzipierte Schau, die in Zukunft auch in der Tomburg-Kaserne, in den Schulen und in anderen Institutionen gezeigt werden soll. Der Baum mit seinem verkohlten Stamm und Ästen, an dem bunte Papierblüten mit den Anliegen Rheinbacher Jugendlicher und befestigt sind, habe „hohe Symbolkraft“, waren sich Bürgermeister Raetz und Brigadegeneral Hoffmann einig. „Aus dem Verbrannten entsteht Neues“, bemerkte Hoffmann. Der Standortälteste der Rheinbacher Kaserne betonte die Wichtigkeit, der jüngeren Generation, „die zum Glück noch nie einen Krieg erlebt hat“, die Geschichte näherzubringen: „Die Verständigung der Völker lebt von der jüngeren Generation. Ich freue mich, dass wir als Bundeswehr einen Beitrag dazu leisten können.“

An traurige Fakten erinnert

Beeindruckt von der Ausstellung zeigten sich auch Feldwebel Sabrina Bening (33 Jahre) und Hauptgefreiter Markus Brunn (24 Jahre), die sich für den Frieden in ihrem Arbeitsumfeld stark machen, wie sie sagten. „Der Einsatz für die Bundeswehr war bisher immer ein Einsatz für Frieden, Freiheit und Recht. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass es auch so bleibt.“ Beachtenswert für die Besucher war ebenfalls die in einem Glasgefäß gesammelte Erde von vier Schlachtfeldern im Ersten Weltkrieg, zu der auch Verdun zählt.

Bürgermeister Raetz erinnerte in seiner Ansprache an traurige Fakten: „So viel sei noch gesagt: Die Schlacht von Verdun beendete oder verstümmelte über 300 Tage lang alle 40 Sekunden ein Menschenleben. Sie mahnt Deutschland und Frankreich, in Freundschaft zu leben und Verantwortung für Europa zu übernehmen.“ Die mehr als 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Rheinbach und Douaumont-Vaux geschlossenen Friedenspartnerschaft solle es den Jugendlichen ermöglichen, in Zukunft an vielen Kooperationsprojekten teilzunehmen „und zu verantwortungsvollen und vor allem friedfertigen Europäern zu werden“. Angedacht sind beispielsweise die Teilnahme am Stadtmarathon in Verdun, der in diesem Jahr coronabedingt ausfiel, oder ein Besuch per Fahrrad. Die Rheinbacher Schulen entwickeln bereits Austauschideen bis hin zum gemeinsamen Unterricht via Bildschirm.

Die Ausstellung kann ab sofort in Gruppen à zehn Personen besucht werden. Es gibt noch Termine am 26. Juni und 3. Juli, jeweils ab 17 Uhr. Anmeldung per Mail an thomas.spitz@stadt-rheinbach.de oder Telefon (0 22 26) 917 350.

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