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Sanierung der TomburgHistorisches wird sichtbar gemacht

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Rheinbach – Der Tomburg als weithin sichtbarem Wahrzeichen der Stadt Rheinbach soll geholfen werden, und zwar über das aktuell laufende Sanierungsprojekt hinaus, bei dem auch Strukturen der Anlage aus dem Mittelalter im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten wieder sichtbar gemacht werden. Das haben sich Bürger zur Aufgabe gemacht, die den „Freundeskreis Tomburg“ gründeten.

Was würden Burg und Berg erzählen können?

Eine Anschubförderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) im vergangenen Jahr in Höhe von 60 000 Euro, in Verbindung mit Fördermitteln der Regionalen Kulturförderung des LVR und eine Spende der Tomburg-Ritter (2000 Euro) haben die ersten umfangreichen bestandssichernden Maßnahmen ermöglicht.

„Im Interesse der Tomburg kommt es nun darauf an, dass ein nachhaltiges Engagement zur Pflege und Instandhaltung entsteht“, so der Vorsitzende des Freundeskreises, Andreas Herrmann. Seit rund zehn Jahren sammelt der Geograf Quellen und Geschichten zur Tomburg und folgt dabei dem Ansatz einer „Biographie der Dinge“: Was würden Burg und Berg beim Gang durch die Jahrhunderte erzählen können? Was davon ist authentisch, was davon lässt sich aus Quellen und archäologischen Befunden nachweisen und was ist zur Sage geworden? Hermann: „Es ist eben ein besonderer Ort, der wahrscheinlich schon immer Menschen angezogen hat.“

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Bürgermeister Stefan Raetz ist als Vertreter der Eigentümerin Stadt Rheinbach ebenso dabei wie Stefan Franceschini, Geschäftsführer der „Grafschafter Krautfabrik“, dessen Firma die Tomburg seit 1996 auf ihrem Hauptprodukt „Grafschafter Goldsaft“ abbildet. Auch sie laden Bürger, andere Vereine, Vertreter der Politik sowie lokale und regionale Unternehmen ein, diese Initiative zum Schutz und Erhalt der Tomburg zu fördern. Ideelle Unterstützung helfe dabei ebenso wie Sach- und Geldspenden.

Nach der Feststellung von Schäden und Substanzverlust im Jahr 2014 wurden seither umfangreiche Sanierungsarbeiten vorbereitet, die in diesem Spätsommer begannen. Das umfangreiche Projekt ist begrenzt auf die Mauern sowie Fundamente der alten Wirtschaftsgebäude und beinhaltet nicht den Bergfried.

Die Arbeiten haben seit dem Start Mitte September große Fortschritte gemacht. Verloren gegangene Mauerschalen wachsen wieder in die Höhe, zusätzlich verankert mit vermauerten Metallstreben. Von oben betrachtet soll ein sichtbarer Rand entstehen. Fehlerhafte Stücke sind an mehreren Stellen bereits ausgebessert worden.

Die Sicherungsarbeiten bieten zudem die Möglichkeit, archäologische Ergebnisse aus dem Jahr 1968 neu zu betrachten. Andreas Herrmann: „Es sind oft kleine Details, die aber Hinweise geben können auf die Struktur der Gesamtanlage und neue Fragen aufwerfen.“ Die Fachleute fanden unter anderem eine circa 25 mal 20 Zentimeter große Öffnung, deren Boden und Decke aus Steinplatten bestehen. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Abwasserkanal, dessen Fortsetzung allerdings fehlt. An anderer Stelle sind breitere Fundamente aufgetaucht, die sehr wahrscheinlich einen Stützpfeiler getragen haben. „Dicht am Hang, passt er sehr gut in die Gesamtanlage“, so Hermann. Beides sei in den damaligen Grabungsberichten nicht erwähnt worden.

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Aufwand teilweise höher ist als gedacht. Vor allem werden mehr Bausteine für die Mauern benötigt, denn diese sollen circa 40 Zentimeter hoch werden. Besucher bekommen so einen guten Eindruck von der Struktur der Bauten. Um Aufwand und Kosten für den Transport zu sparen, werden sie vor Ort aus Trümmern des Bergfried gewonnen.

Zur Zeit prüfen die Fachleute, welche Einzelmaßnahmen mit dem Budget machbar sind. Für das Steinebrechen wird aber weitere ehrenamtliche Unterstützung benötigt. „Ich hoffe sehr, dass ein Abschnitt der 1,8 Meter dicken Umfassungsmauer und die Reste einer Treppe wegen ihrer Bedeutung als Nachweis einer Verbindung zu tiefer gelegenen Teilen der Burg gesichert werden können“, so Herrmann, „diese Maßnahmen sind für den Erhalt der Bausubstanz unbedingt erforderlich und werden im kommenden Frühjahr fortgesetzt. Für den Mörtel sind die Temperaturen zu tief gesunken. Soweit die Witterung es zulässt, werden aber auch über den Winter weniger temperaturabhängige Arbeiten fortgeführt.“

Der komplette Vorstand: Andreas Herrmann (Vorsitzender), Michael Rohloff (stv. Vorsitzender), Richard Feldmann (Kassenwart), Hans-Gerd Paffenholz (Schriftführer) und als Beisitzer Dietmar Pertz, Klaus Beer und Christoph Maurer.

www.tomburg-forschung.de

Die Tomburg

Siedlungsspuren auf dem Tomberg nahe des Rheinbacher Ortsteils Wormersdorf können bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgt werden und lassen auf eine Nutzung durch die Römer schließen. Die Burg entstand um 900 und wurde in späteren Jahrhunderten stark ausgebaut. Pfalzgraf Ezzo und seine Ehefrau Mathilde, eine Schwester Kaiser Ottos III., residierten hier um das Jahr 1000. Ihre Tochter Richeza wurde Königin von Polen.

Mitte des 11. Jahrhunderts gehörte die Burg zum Erzbistum Köln. Nach einer wechselvollen Geschichte verlor die Burg ab dem 14. Jahrhundert ihre militärische Bedeutung und diente den Herren der Tomburg, inzwischen zu Raubrittern verkommen, als Rückzugsort. Zuletzt eroberte der Herzog von Jülich die Burg, die nach ihrer fast vollständigen Zerstörung am 7. September 1473 nicht wieder aufgebaut wurde. (Bir)

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