Übernimmt die WFEG?Tauziehen um das Stadtmarketing in Rheinbach

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Eine der Sonderaktionen für den Rheinbacher Einzelhandel: Das Blue Shopping an der Hauptstraße.

Eine der Sonderaktionen für den Rheinbacher Einzelhandel: Das Blue Shopping an der Hauptstraße.

Rheinbach – Wer übernimmt das Stadtmarketing in der Glasstadt? Geht es nach dem Haupt- und Finanzausschuss, könnte dies die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (WFEG) künftig übernehmen. Bürgermeister Ludger Banken (parteilos) wurde beauftragt, mit seinem Vorgänger Stefan Raetz (CDU), der die WFEG in Teilzeit als Geschäftsführer leitet, zu sondieren, ob und wie dies realisierbar wäre. Das Gespräch fand am Mittwoch statt, wie Raetz gegenüber der Bonner Rundschau bestätigte. „Es ist grundsätzlich möglich, dass die WFEG das Stadtmarketing übernimmt, denn sowohl die Stadtverwaltung wie auch der Gewerbeverein sind dazu momentan nicht in der Lage“, so Raetz. Allerdings werde dafür zusätzliches Personal benötigt, denn mit den derzeit zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitstellen sei die Fülle der Aufgaben kaum zu schaffen. Der „Arbeitskreis Stadtmarketing“ habe sich ebenso wie der „Förderverein Stadtmarketing“ schon vor Jahren aufgelöst, auch ihm fehlten letztlich die Mitstreiter.

Der Stadtrat überlege ohnehin, die WFEG mit zusätzlichen Aufgaben auszustatten, beispielsweise mit denen einer Wohnungsbaugesellschaft. Deswegen soll geklärt werden, wie die WFEG künftig aufgestellt sein wird. Erst wenn das Aufgabengebiet genau abgesteckt sei, könne mit der Suche nach einem hauptamtlichen Geschäftsführer begonnen und auch das notwendige Personaltableau festgelegt werden. So lange werde er die WFEG kommissarisch in Teilzeit leiten, versprach Raetz. Er weiß aber auch: „Ein neuer Geschäftsführer allein reicht nicht, eine breiter aufgestellte WFEG benötigt mehr Fachpersonal.“

Auch der Gewerbevereinsvorsitzende Oliver Wolf, inzwischen selbst CDU-Mitglied des Stadtrates, findet die Idee gut. Ihm komme es allerdings darauf an, wie das Ganze ausgestaltet wird. „Eine solche Entscheidung sollte nicht über unsere Köpfe hinweg getroffen werden, der Gewerbeverein sollte bei der Diskussion mit im Boot sein“, wünscht er sich. Zumal der Verein zuletzt neben dem Stadtmarketing immer mehr Aufgaben übernommen habe. „Das geht weit über das ehrenamtliche Maß hinaus, für den einen oder anderen im Vorstand ist das mittlerweile fast zum Hauptjob geworden“, weiß Wolf.

Auslöser für die Überlegungen war ein Antrag der SPD 

Deshalb bringt er die Überlegung ins Gespräch, einen künftigen „Stadtmarketingprofi“ bei der WFEG zugleich die hauptamtliche Geschäftsführung des Gewerbevereins übernehmen zu lassen – mit einem ehrenamtlichen Vorsitzenden an seiner Seite für repräsentative Aufgaben. Alternativ könnte ein hauptamtlicher Geschäftsführer auch – als Angestellter der Stadt oder der WFEG – im Gewerbeverein selbst installiert werden. „Der Einzelhandel und die Geschäftsinhaber müssen jedenfalls in Sachen Stadtmarketing Stimme und Einfluss haben“, fordert Wolf. Er schlug einen Runden Tisch mit Stadt, WFEG und Gewerbeverein vor.

Auslöser für die Überlegungen war ein Antrag der SPD bezüglich der Situation der Rheinbacher Einzelhandelsbetriebe in Corona-Zeiten. „Es zeigt sich, dass nicht alle Betriebe einen Umsatzrückgang vor Ort durch größere Online-Umsätze ausgleichen können“, so SPD-Sprecher Dr. Georg Wilmers. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sei jedoch eine adäquate Präsenz im Internet unerlässlich, worauf auch im Einzelhandels- und Zentrenkonzept eindringlich hingewiesen werde.

Es könne ein Portal im Internet geschaffen werden, das es den Einzelhändlern ermögliche, auf relativ einfache Weise ihre Waren online anzubieten. „Das ist zwar primär Aufgabe der Gewerbetreibenden selbst, aber die Stadt sollte ein tatkräftiges und finanzielles Interesse daran haben, Rheinbach als Einkaufsstadt zu erhalten und nach Möglichkeit sogar zu fördern“, so Wilmers mit Blick auf die Gewerbesteuereinnahmen. Die Realisierung eines Portals „Einkaufsstadt Rheinbach“, das dann auch gezielt beworben werden könnte, könne nach Ansicht der Sozialdemokraten mit Hilfe einer Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) erfolgen. Die war von der Verwaltung bereits im vergangenen Jahr ins Gespräch gebracht worden.

Der Erste Beigeordnete Dr. Raffael Knauber sah dies allerdings sehr skeptisch. „Die Gründung einer ISG ist überaus kompliziert, und es gibt im ganzen Land kaum eine, die funktioniert.“ Bereits für die Gründung sei erforderlich, dass mindestens zwei Drittel sowohl aller Gewerbetreibenden wie auch aller Immobilienbesitzer mitmachen. Bei Letzteren könne er sich das nur schwer vorstellen, denn die Teilnehmer müssten dann auch zu Umlagen herangezogen werden.

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Seiner Ansicht nach sei ein professionelles Stadtmarketing wichtiger für Rheinbach. Um eine funktionierende Innenstadt zu erhalten, sei ein guter Mix zwischen Gastronomie und hochwertigen Einzelhandelsgeschäften wichtig, und das müsse professionell gemanagt werden. Deshalb lautete Knaubers Vorschlag: die WFEG – deren Geschäftsführer er noch bis vor kurzem nebenberuflich war – solle sich verstärkt und auf professioneller Basis um das Stadtmarketing kümmern. Sonst sehe er schwarz für die Entwicklung der Rheinbacher Innenstadt, nicht zuletzt im Hinblick auf die Altersstruktur der derzeitigen Geschäftsinhaber. Wobei Bürgermeister Banken auch darauf hinwies, dass Stadtmarketing eine freiwillige Aufgabe sei, für die Rheinbach derzeit kein Geld übrig habe.

Während Wilmers das Ganze dann doch zu schnell ging, plädierten Jörg Meyer und Dieter Huth (beide UWG) vehement dafür, das Thema „Stadtmarketing“ so schnell wie möglich in der WFEG anzusiedeln und die dafür notwendigen Ressourcen zu generieren. „Der Einzelhandel liegt jetzt schon am Boden, wenn wir nicht schnell handeln, ist der Einzelhandel in Rheinbach futsch“, so Huth.

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