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Schieberei mit LuxuskarossenFamilienoberhaupt aus Swisttal zu Haftstrafe verurteilt

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Landgericht_Bonn

Das Landgericht 

Bonn/Swisttal – Das Leben des Mannes hatte in Frömmigkeit begonnen: Als Sohn strenggläubiger Baptisten – sein Vater war eine hochrangige Persönlichkeit in der Religionsgemeinschaft gewesen – ist er in Kasachstan aufgewachsen, hat eine kinderreiche Familie gegründet und hatte als Prediger Ausstrahlung. Auch am Mittwoch, wenige Minuten vor dem Urteil, grüßte der 47-Jährige, der in Handschellen zur Anklagebank geführt wurde, hoheitsvoll seine Ehefrau und die zahlreichen Kinder, die im Sonntagsstaat gekommen waren und freute sich über das Juchzen des kleinen Enkels.

So schien das Urteil zunächst an dem Familienoberhaupt abzuperlen: Viereinhalb Jahre hat das Bonner Landgericht den 47-Jährigen aus Swisttal wegen gewerbs- und auch bandenmäßiger Hehlerei von gestohlenen Luxusautos in insgesamt 19 Fällen in die Haft geschickt. Ein ausgesprochen mildes Urteil der 8. Großen Strafkammer, die dem Geständnis des Mannes großen Wert zumaß: Es habe das Verfahren erheblich abgekürzt, hieß es. Sonst hätten Zeugen aus Osteuropa oder auch Österreich eingeflogen werden müssen.

Das Verfahren gegen zwei Söhne im Alter von 19 und 20 Jahren, die als Beihelfer auf der Anklagebank gesessen hatten, war gegen Geldauflagen von 5000 respektive 1000 Euro eingestellt worden. Zwei weitere Söhne waren gar nicht erst zum Prozess erschienen, angeblich leben sie mittlerweile in Kasachstan.

Ganz langsam sei der Familienvater in das Geschäft der Autoschieberei eingestiegen, am Ende jedoch gehörte er zu den wichtigen Mitgliedern einer internationalen Bande, die entwendete oder unterschlagene Fahrzeuge – darunter große Gelände- und Sportwagen sowie Transporter – in die Ukraine gebracht haben. Dort wurden die Identifikationsnummern der Autos gelöscht und durch andere ersetzt.

Verfahren gegen die Söhne wurde gegen Geldauflagen eingestellt

„Die Qualität der Fälschungen war so hoch gewesen, dass sie selbst beim TÜV nicht erkennbar waren“, hieß es im Urteil. Anschließend wurden die „sauberen“ Autos wieder nach Deutschland gebracht, wo sie bei Straßenverkehrsämtern - unter anderem im Rhein-Sieg-Kreis, Rhein-Erft-Kreis und auch in Euskirchen - mit gefälschten Papieren zugelassen und anschließend im Wert von mehreren 100 000 Euro verkauft wurden.

Die kriminelle Energie des Angeklagten sei sehr hoch gewesen, hieß es im Urteil, selbst als er bei der Anmeldung eines Pkw mit einem gefälschten dänischen Pass erwischt wurde, habe er das Geschäft weiterbetrieben, kurzzeitig von Österreich aus – bis er von einem Bandenmitglied verpfiffen wurde.

Heute stehe der Mann vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz, so das Gericht, auch habe er seiner Familie eine schwere Bürde auferlegt. Sie hat sich gestern trotzdem freundlich von ihm verabschiedet.

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