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1800 Unterschriften gesammeltPoppelsdorfer wehren sich gegen Bebauung am Wingert

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Am Kreisverkehr Trierer Straße/Im Wingert und auf den Nachbargrundstücken soll eine mehrgeschossige Bebauung entstehen.

Am Kreisverkehr Trierer Straße/Im Wingert und auf den Nachbargrundstücken soll eine mehrgeschossige Bebauung entstehen.

Bonn – „Die Bonner Luft darf nicht noch dicker werden! Zum Auftakt einer neuen Klimapolitik überreichen wir der Stadt deshalb ein Überraschungsgeschenk“, erklärte Zsófia Poták, Sprecherin Initiative Landschaftsschutz Im Wingert (LIW). Vertreter der Initiative wollen heute der Stadt Unterschriften von 1781 Bonnern übergeben, die sich dafür einsetzen, dass das Areal zwischen Trierer Straße, Clemens-August-Platz, Nachtigallenweg und Im Wingert nicht bebaut wird, auch weil es sich um eine „hochrelevante Frischluftschneise für die ganze Stadt“ handele. Laut Stadt kommen zwei Gutachten zum Einzelhandel und zum Klima zu dem Schluss, dass die geplante Entwicklung nicht den fachlichen Vorgaben widerspreche und grundsätzlich möglich sei. Deshalb habe die Verwaltung empfohlen, das Bebauungsplanverfahren weiter zu führen.

Die Fläche ist nach Angaben der Stadt ist Teil des Landschaftsschutzgebietes „Freiräume um Lengsdorf, Ippendorf und Venusberg“ des Landschaftsplans Kottenforst und das letzte größere und unbebaute Areal in diesem Teil von Poppelsdorf. Geplant ist eine Bebauung entlang der Trierer Straße sowie der Straße Im Wingert bis zum Clemens-August-Platz. An der Ecke Clemens-August-Platz/Trierer Straße sind ein Lebensmittelvollsortimenter sowie ein Getränkemarkt vorgesehen. Darüber hinaus sollen Räume für andere Nutzungen wie Büros, Praxen oder Gastronomie geschaffen werden. Entlang der Trierer Straße und dem Wingert sind rund 180 Wohnungen für verschiedene Zielgruppen geplant. Die Stellplätze sollen zum größten Teil in einer Tiefgarage bereitgestellt werden.

Bürgerantrag unterstützt

Mit ihren Unterschriften unter die Forderung „Erhaltet den Landschaftsschutz Im Wingert!“ unterstützen die knapp 1800 Bonner auch einen gleichnamigen Bürgerantrag, der am selben Abend in der Bezirksvertretung Bonn auf der Tagesordnung steht. „Das geplante Projekt, einen Betonkoloss mit überflüssigem Einkaufszentrum und Wohnungen, halten wir für vorgestrig und klimaschädlich, natur- und stadtteilzerstörend“, erklärten Poták und Prof. Dr. Gunther Hirschfelder. Der Poppelsdorfer Wingert sei ein 1,2 Hektar großes Naturparadies, 1,2 Hektar groß, zum Teil mit altem Baumbestand bewaldet und Heimstätte vieler zum Teil auch geschützter Arten. Neben verschiedenen Spechtarten und Zwergfledermaus seien dort sogar der Große Abendsegler und wahrscheinlich auch die Haselmaus anzutreffen.

„Vor allem ist der Wingert als Ausläufer des Melbtals aber eine zentrale Frischluftschneise, die weite Teile Poppelsdorfs bis hin zur Meckenheimer Allee kühlt und mit Sauerstoff versorgt. Nicht zuletzt die Erfahrung des Dürresommers hat viele Unterzeichner dafür sensibilisiert, dass ein solches Gebiet, das für Abkühlung, Befeuchtung und Frischluft sorgt, lebensnotwendig ist und unbedingt erhalten werden muss“, argumentiert Poták. Eine massive Bebauung stoße bei vielen Anwohnern im Viertel und auch darüber hinaus auf Unverständnis.

Bonn erhebe den Anspruch, Weltklimahauptstadt zu sein. Bekenntnisse seien wenig zielführend. „Wir fordern einen konkreten Fahrplan und eine sichtbare Klimaschutzpolitik. Der Erhalt des Landschaftsschutzes im Wingert wäre ein wichtiger erster Schritt“, sagte Poták .

„Grundsätzlich hat das Vorhaben Potenzial, das eingeschränkte Nahversorgungsangebot in Poppelsdorf zu ergänzen und auch dringend benötigten Wohnraum zu schaffen“, erklärte Andrea Schulte vom Presseamt der Stadt. Im Rahmen des Verfahrens müssten aber auch noch andere Belange, wie insbesondere Verkehr, Lärm, Starkregen und auch der bestehende Landschafts- und Artenschutz untersucht werden. Erst wenn alle diese Untersuchungen vorlägen, könne ein abwägender Beschlussvorschlag erarbeitet werden.

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