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Bonn Triathlon 2019Ex-Radprofi überrascht alle mit seinem Sieg

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Schwimmstart: Von einer Fähre sprangen die Triathleten in den Rhein

Schwimmstart: Von einer Fähre sprangen die Triathleten in den Rhein

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis – So richtig hatte ihn keiner auf der Liste. Selbst Cheforganisator Joachim Sommershof (PSV Bonn Triathlon) gab offen zu, dass er kaum etwas über ihn wisse.

Nachdem Ruben Zepuntke aus Düsseldorf aber am Sonntagmittag in überlegener Manier beim 29. SWB Bonn-Triathlon einen Start-Ziel-Sieg gelandet hatte, drängten sich alle im Zielbereich um ihn, um mehr zu erfahren.

Dass der 26-Jährige im Triathlon-Lager ein fast noch unbeschriebenes Blatt ist, liegt daran, dass er erst vor gut einem Jahr zum Ausdauer-Dreikampf gewechselt ist. Zuvor war er sechs Jahre lang Radprofi, fuhr für das Rabobank- und Cannondale-Team – der große Durchbruch blieb ihm aber verwehrt.

Schwimmtraining erst seit vergangenem Jahr

In Bonn überraschte er alle, dass er schon nach dem 3,8 km langen Rheinschwimmen als Erster in Beuel an Land kletterte, dann auf der 60-km-Radstrecke durchs Siebengebirge einen Vorsprung von mehr als sechseinhalb Minuten herausfuhr, der auch auf den abschließenden 15 km Laufen auf der Rheinpromenade nie in Gefahr geriet.

Stimmen

Ruben Zepuntke (Sieger, Tri Team Düsseldorf): „Nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall diesen Titel verteidigen.“

Julian Fritzenschaft (Dritter, Hamburg): „Vor allem die Laufstrecke ist genial, so viele Zuschauer hat man beim Triathlon selten. Ich bin zum dritten Mal in Bonn und erstmals auf dem Treppchen.“

Sascha Hubbert (Vierter, Rheinberg): „Mit Platz vier bin ich sehr zufrieden. Eigentlich bin ich ein extrem schwacher Schwimmer, was sich durch die Strömung im Rhein aber nicht so bemerkbar macht.“

Alex Schmitz (Stadtmeister, SSF Bonn): „Das war mein erster Bonn-Triathlon. Mein Clubkamerad Oliver Strankmann, der Gesamtsieger von 2011 und 2012, ist ein ganz großes Vorbild für mich. Deshalb bin ich sehr happy, dass ich so halbwegs in seine Fußstapfen treten konnte.“

Leonie Konczalla (Siegerin, Hamburg): „Das Schwimmen war schwierig, die Radstrecke hat dafür richtig Spaß gemacht. Vor allem aber ist die Stimmung gigantisch. “

Beatrice Weiß (Zweite, Ferlach/Österreich): „Die Stimmung entlang der Strecke ist unglaublich. Der Wettkampf selbst ist supercool. Ich lag bis zum Beginn des Laufens in Führung, dann wurde ich schnell überholt. Nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall wieder dabei sein.“ (MK)

Entsprechend zufrieden war er im Ziel: „Das Schwimmen lief super, obwohl es für mich das erste Mal im Rhein war und ich auch erst seit vergangenem Jahr Schwimmtraining mache. Auf dem Radparcours, der sehr schwer ist, lief es überhaupt nicht, ich musste mich richtig quälen. Aber beim Laufen habe ich das Rennen kontrolliert.“

Im Ziel hatte Zepuntke in 2:45:45 Stunden noch fast vier Minuten Vorsprung auf den laufstarken Luca Heerdt (Münster), den Sieger des Duathlons von 2016: „Ich hatte hochgerechnet, dass ich noch eine Chance gehabt hätte, wenn ich drei Minuten auf dem Rad verliere. Als es aber mehr als sechs Minuten waren, habe ich es zwar auf der ersten Laufrunde noch versucht, mich dann aber darauf konzentriert, Platz zwei zu sichern.“

Das gelang problemlos, denn der Drittplatzierte, Julian Fritzenschaft aus Hamburg, folgte weitere knapp drei Minuten dahinter. „Nach vorne war nicht mehr drin, dafür sind die Jungs zu stark“, freute sich der deutsche Polizeimeister von 2017 über seinen Podiumsplatz.

Dort war natürlich auch Horst Reichel, der zweifache Sieger von 2017 und 2018 erwartet worden. Er hatte aber kurzfristig abgesagt . Dass das Feld auch ohne ihn besser besetzt war als in den Vorjahren (18 Triathleten blieben unter drei Stunden), lag daran, dass erstmals ein Regionalliga-Wettkampf in den Bonn-Triathlon integriert war – mit vielen starken Startern. Schon auf dem vierten Platz landete mit Sascha Hubbert aus Rheinberg ein Athlet aus der 3. Liga.

Auch bei den Damen gab es diesmal keine Titelverteidigung. Verena Walter (Iserlohn), die von 2016 bis 2018 einen Hattrick gelandet hatte, war zwar um mehr als eine Minute schneller als im Vorjahr, musste sich aber mit deutlichem Abstand mit Rang drei zufriedengeben: „Wenn stärkere Mädels am Start sind, dann ist das eben so. Meine stärkste Disziplin ist das Radfahren, aber schon da habe ich gemerkt, dass ich die Lücke nicht mehr würde schließen können.“

Nicht zu schlagen war Leonie Konczalla aus Hamburg, die zwar erst als Sechste aus dem Wasser kam, zu Beginn des Laufens aber die Führung übernahm und bis ins Ziel auf 2:45 min. ausbaute. Sichere Zweite wurde die österreichische Staatsmeisterin Beatrice Weiß, die vor allem von der „unglaublichen Stimmung“ durch die Zuschauer begeistert war: „Nächste Jahr möchte ich auf jeden Fall wieder dabei sein.“

Die Stadtmeistertitel gingen fast schon traditionell an die SSF Bonn, da der ausrichtende Polizei SV Bonn fast alle Mitglieder als Ordner oder Helfer an der Strecke braucht und als Konkurrent fast ausfällt. Bei den Männern triumphierte erstmals Alex Schmitz, der auf seinen Fast-Namensvetter Alex Schmitt folgte, der 2018 gewonnen hatte. Zweiter wurde mit Nelson Penedo ein weiterer SSFler. Bei den Damen gab es durch Anne Schafhausen und Lea Orthen ebenfalls einen Doppelsieg der SSF.

73-jähriger Oldie zieht die Blicke auf sich

Im großen Feld der fast 1500 Triathleten, die als Einzelstarter oder als Dreier-Staffel den Wettkampf aufnahmen, zog ein Mann besonders viele bewundernde Blicke auf sich: Der 73-jährige Hans van der Linden aus den Niederlanden.

Der mehrfache Welt- und Europameister der Altersklassen 65 und 70 spulte die drei Distanzen in gleichmäßigem, flottem Tempo ab und war nach 3:39:54 Stunden im Ziel – auf Platz 324 unter 700 männlichen Finishern.

Schnellste Staffel war ein Mixed-Trio mit Luis Hesemann, Tom Walther und Cecilia Falkenberg, das als einziges unter drei Stunden blieb (2:52:14).

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