Corona-KriseBonner Gastronomen wollen für Helfer kochen

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Für Helfer und Bedürftige in der Corona-Krise zu kochen, hat eine Initiative um die Bonner Gastwirte (v.l.) Gian Karimi (Café Extro), Rüdiger Schütz (Meyer’s und Midi) und Salah Cheko (Buena Vida Havanna) der Stadt Bonn angeboten.

Für Helfer und Bedürftige in der Corona-Krise zu kochen, hat eine Initiative um die Bonner Gastwirte (v.l.) Gian Karimi (Café Extro), Rüdiger Schütz (Meyer’s und Midi) und Salah Cheko (Buena Vida Havanna) der Stadt Bonn angeboten.

Bonn – Seit Rüdiger Schütz vorige Woche seine beiden Lokale wegen der Corona-Krise schließen musste, hat der 52-Jährige Existenzangst. Seit 2006 betreibt er in der Poppelsdorfer Partymeile auf der Clemens-August-Straße das „Meyer’s“ und seit 2018 das „Midi“ auf dem Münsterplatz. Beide Lokale sind dicht. Kein Umsatz. Außerhausverkauf ist für den Gastronomen keine Option, ebenso wenig wie Rückzug oder Resignation. Schütz hat sich stattdessen mit Bonner Gastronomen zu einer Initiative zusammengeschlossen, um andere zu unterstützen, denen es vielfach noch schlechter geht oder die durch die Coronakrise enormem Stress ausgesetzt sind.

Verstöße gegen Kontaktverbot mit Bußgeldern von je 200 Euro geahndet

Auf 166 Fälle ist die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen in Bonn bis Dienstag, 12 Uhr, gestiegen (Vortag 137). Sieben Infizierte werden stationär behandelt, davon drei intensivmedizinisch. Im Diagnostikzentrum wurden am Montag bis 17 Uhr 81 Abstriche, zudem mobil 13 Proben vorgenommen.

Der Stadtordnungsdienst greift seit Montag bei Verstößen gegen das seit Sonntagabend verordnete Kontaktverbot für mehr als zwei Personen hart durch. Die Stadt schrieb bis Dienstagmittag Anzeigen gegen zwölf Personen. Sie müssen jeweils 200 Euro Bußgeld zahlen. Die Bußgeldbescheide wurden bereits verschickt. Eine weitere Anzeige erhält der Betreiber einer Shisha-Bar, der diese unerlaubt geöffnet hatte. Er muss 4000 Euro zahlen.

Stadtverwaltung und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein sind in Gesprächen über die Schließung aller Hotels. Sogenannte Schlüsselpersonen, also Angehörige von Berufsgruppen, deren Tätigkeit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sowie der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung und der Aufrechterhaltung zentraler Funktionen des öffentlichen Lebens dient, sollen aber weiter beherbergt werden können.

Die Stadtverwaltung erinnert daran, dass alle ihre Dienstgebäude für den Publikumsverkehr geschlossen sind. Vorsprache ist nur noch mit vorheriger Terminvereinbarung möglich. An den Eingängen der Gebäude finden Zugangskontrollen statt. Eine Übersicht über die zentralen Rufnummern und E-Mail-Adressen der verschiedenen Fachdienststellen gibt es im Internet unter www.bonn.de/verwaltungskontakt . (kmü)

Unter dem Dach der „Bonner Gastronomen für Bonn“ haben bislang 14 Restaurantbetreiber Oberbürgermeister Ashok Sridharan angeboten, Menschen in prekärer Lage zu unterstützen. Sie möchten Obdachlose mit Essen versorgen und einen Lieferservice für kranke, anderweitig eingeschränkte oder in Quarantäne befindliche Menschen organisieren. Außerdem erklärten sich die Gastronomen bereit, für Helfer von Feuerwehr, Polizei und Stadtwerken oder für Beschäftigte in Krankenhäusern sowie gemeinnützigen Institutionen zu kochen.

Rüdiger Schütz:„Wir leisten in guten Zeiten einen bedeutenden Beitrag für das gesellschaftliche Leben in der Stadt und möchten der Gesellschaft nun auch in einer kritischen Situation etwas geben. Man wünsche sich, dass die städtischen Verantwortlichen schnell und möglichst unbürokratisch auf das Angebot reagieren. Die Hilfeleistung funktioniere nur auf der Grundlage einer koordinierten Zusammenarbeit mit der Stadt. Nicht nur die Betreiber der an der Initiative beteiligten Lokale versammeln sich hinter dem Appell, sondern auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Unser Personal befindet sich wie wir alle in einer sehr belastenden Situation, daher sind wir umso mehr davon angetan, wie sehr auch sie hinter der Initiative stehen“, zeigt sich Schütz erfreut. Man verstehe die angebotene Unterstützung nicht als Verdienstquelle, sondern erwarte lediglich eine Erstattung der Selbstkosten, die durch den Einsatz von Energie und Lebensmitteln entstehen würden. Was man unentgeltlich einbringen wolle, sei vor allem die Zeit, über die man infolge der beschäftigungslosen augenblicklichen Situation verfüge. Noch hat die Stadt Bonn der Initiative nicht geantwortet. OB Ashok Sridharan soll allerdings sehr erfreut über den Vorschlag gewesen sein, so Schütz.

„Wir haben alle Angst um unsere Zukunft“, sagt der Gastronom. „Auch wenn wir finanzielle Hilfen erhalten, werden wir irgendwann diese Gelder zurückzahlen müssen. Das ist eine schwere Hypothek“, sagt er. Am Dienstag saß er mit Gian Karimi zusammen, der das Café Extro in der Südstadt betreibt und nach der Schließung einen Abholservice für Speisen anbietet. „Viele Stammgäste sind darauf angewiesen. Aber von nennenswerten Umsätzen oder Gewinn kann nicht die Rede sein. Wir kämpfen alle ums Überleben.“

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