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CoronakriseAlle Bonner Hotels müssen schließen – weitere Maßnahmen

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Ein Bild mit Seltenheitswert: Am Samstagmittag war auf dem Bonner Münsterplatz so gut wie nichts los. Wegen der Beschränkungen in der Coronakrise blieben viele Menschen zu Hause – aber nicht alle, wie Kontrollen der Stadt ergaben.

Ein Bild mit Seltenheitswert: Am Samstagmittag war auf dem Bonner Münsterplatz so gut wie nichts los. Wegen der Beschränkungen in der Coronakrise blieben viele Menschen zu Hause – aber nicht alle, wie Kontrollen der Stadt ergaben.

Bonn – Die Stadt Bonn geht noch einen Schritt über die jüngste Rechtsverordnung des Landes, die unter anderem das Kontaktverbot von mehr als zwei Menschen in NRW festgeschrieben hat, hinaus und schließt voraussichtlich ab Mittwoch alle Hotels. Das kündigte Oberbürgermeister Ashok Sridharan am Montag an. Der Schritt sei mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) abgestimmt und von ihm sogar erbeten worden, um Klarheit zu erhalten, so der OB. Bisher seien die Betriebe nur für touristische Übernachtungen geschlossen gewesen. Die noch verbliebenen Geschäftsreisenden müssten die Häuser nun verlassen und in ihre Heimat zurückkehren.

Zugleich kündigte das Stadtoberhaupt an, das Bonner Bürger und Gäste der Stadt künftig einmal am Tag für 30 Minuten die Mietfahrräder von Nextbike kostenlos nutzen können sollten. Details über die Finanzierung klärten Nextbike und die Stadtwerke Bonn (SWB) gerade. Sridharan will eine Alternative zur Nutzung von Bus und Bahn beziehungsweise Auto stärken.

Insgesamt 300 Menschen, die sich zu mehr oder weniger großen Gruppen zusammengeschlossen hatten, mussten allein am Wochenende auf Sportanlagen oder am Rheinufer über die Rechtslage (da galt noch ein Verbot ab zehn Menschen, seit gestern gilt die Drei-Personen-Grenze) belehrt und die Zusammenkünfte aufgelöst werden, teilte Günther Dick, Leiter der Bürgerdienste der Stadt Bonn, mit. 40 Kollegen seien im Einsatz gewesen. Für die jetzt noch intensiver werdenden Kontrollen der Kontaktsperre werde das Personal aufgestockt. Er hoffe sehr, dass mit der neuen Rechtsverordnung des Landes auch mehr Einsehen bei den Bürgern entstehe. Dick kündigte auch Kontrollen des Einzelhandels an, in dem sich pro zehn Quadratmeter Fläche nur noch eine Person aufhalten dürfe.

120 vollausgestattete Beatmungsplätze

Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) auf dem Venusberg rüstet sich für die Coronakrise. Besonders wichtig ist nach Mitteilung des UKB die Betriebsbereitschaft von zusätzlichen Intensiv-Beatmungsplätzen. Die Uniklinik verfüge regulär über mehr als 120 vollausgestattete Beatmungsplätze, könne diese hohe Kapazität bei Bedarf aber noch erweitern. Durch eine medizinisch vertretbare Einschränkung von Operationen und anderen Behandlungen könnten zunächst durchschnittlich fünf bis zehn zusätzliche Plätze geschaffen werden. Aktuell laufe auf der Grundlage der Weisungen des Gesundheitsministeriums die Beschaffung von Gerätschaften und Materialien für die Einrichtung weiterer Beatmungsplätze. Geplant sei, so rasch wie möglich weitere 48 und mittelfristig bis zu weitere 30 Intensivplätze betriebsfähig einzurichten, die in einem abgestuften Szenario in Betrieb genommen werden könnten, teilte die Klinik auf dem Venusberg mit. Hierzu würden Ärzte und Pflegepersonal aus anderen Einsatzbereichen, zum Beispiel dem OP-Bereich oder den Überwachungsbereichen, proaktiv für den Einsatz an Beatmungsgeräten geschult.

Ebenso rüste das UKB im Bereich der sogenannten ECMO-Behandlung auf; bei dieser Therapie könne selbst bei einem Ausfall der Lungenfunktion eine lebensrettende Sauerstoffversorgung außerhalb der Lunge gewährleistet werden. Hierzu sollen sechs neue Geräte angeschafft werden.

Der Krankenhausbetrieb werde durch die von der theoretischen Ausbildung bis auf weiteres freigestellten Krankenpflegeauszubildenden und andere Ausbildungsberufe unterstützt. Durch eine Erhebung von klinischem Personal in anderen Bereichen des UKB könnten im Bedarfsfall weitere Kräfte für den Klinikbetrieb abgestellt werden und Medizinstudierende könnten in den Krankenhausbetrieb als Unterstützung einbezogen werden.

Die Bonner Uni-Klinik stehe darüber hinaus in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt der Stadt Bonn und unterstütze durch Experten etwa im Bereich der Epidemiologie, der Krankenhaushygiene und Virologie die Bekämpfung der Infektionsausweitung.

Mitarbeiter des UKB seien zudem im Diagnostikzentrum der Stadt tätig. Täglich würden am UKB über 500 Testungen auf das COVID-19 Coronavirus durchgeführt. (csc)

Der Oberbürgermeister sagte, am Sonntag seien im Hofgarten (anders als am Donnerstag zuvor) nicht mehr viele Menschen zu sehen gewesen, sehr wohl aber am Rhein und in der Rheinaue. Zu seinem Hinweis, dass die meisten Autos in der Rheinaue kein BN-Kennzeichen gehabt hätten (Rundschau von gestern), sagte der OB bei der Pressekonferenz: „Es ist wichtig, dass man sich an der frischen Luft bewegt, aber ich finde, das kann man auch vor der Haustür machen“, so der OB auch mit dem Hinweis darauf, dass auch viele Bonner ins Umland gefahren seien.

Sridharan betonte mit Blick auf die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit für die Menschen in der Coronakrise, dass sie „mit Augenmaß und der richtigen Verhältnismäßigkeit“ umgesetzt werden müssten. „Denn auch wenn es in der aktuellen Situation sehr sinnvoll ist, sind es doch Grundrechte, die wir damit einschränken.“

Das Stadtoberhaupt wies schließlich auch darauf hin, dass die Allgemeinverfügungen der Stadt – anders als die Rechtsverordnung mit dem Kontaktverbot – nicht bis zum 19. April befristet sei. Wenn sich die Lage ändere, würden sie angepasst. Aber: „Ich rechne nicht damit, dass wir am 20. April alles wieder so haben, wie es vor der Krise war. Ich rechne damit, dass es weitergeht mit Einschränkungen.“

Mit Stand gestern Nachmittag gab es nach Angaben der Stadt in Bonn 137 bestätigte Fälle mit Coronavirusinfektionen. Sieben dieser Menschen seien im Krankenhaus, drei auf Intensivstationen. Ein Schüler (13) der Bonner International School sei wieder genesen.

Die Stadt hat ihr Hotline-Angebot ausgeweitet: Dienstleistungszentrum: 77 66 77; Pässe: 77 66 57; Zulassungsstelle: 77 66 58, Führerscheinstelle: 77 66 59.

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